Paul Athmann
Weyhe, Dezember 2021
Lage: In Leeste in der Nähe des heutigen Busplatzes, an der Kleinbahn, liegt die Straße "Junkernhof". Aus den Akten und Adelsaufzeichnungen wissen wir von einem "Gut Leeste". In der Flurkarte von 1875 ist das Gut an der Ecke der Straßen "Junkernhof” und “Am Köhlerbruch” eingetragen.
Einige Historiker glauben, dass das Gut Leeste identisch ist mit dem Hof ("Gereken Hues Rethertinge to Leste"), den der Knappe Diedrich von Weyhe 1380 von den Hoyaer Grafen zum Lehen erhalten hatte.1 Schon bei der Lehensannahme wird erklärt, dass nach Diedrichs Tod dieser Hof (“Gereken Hues Retbertinge“) an die Hoyer Grafen zurückfalle.2 Nach Diedrichs Tod könnte der Hof im 15. Jahrhundert an die „von Fresen“ gefallen sein.
Die Familie von Frese ist aber erst ab 1521 in Leeste nachweisbar. Sie gibt sich später den Namenszusatz "genannt Quiter", wohl um sich von den Fresen auf dem Sudweyher Gut an der Hache zu unterscheiden. Die Fresen gen. Quiter besitzen im 16. Jahrhundert auch das Gut in Sudweyhe an der Beeke (heute Wetjen).
1555 treten "die Quiter" in Morsum mit anderen Rittern zusammen, um unter der Leitung des Thedinghauser Drosten einen neuen Gogreven zu wählen.3
Hucker erwähnt in seinem Festvortrag für 1150 Jahre Steimke im Jahr 2010, dass die Güter Weyhe, Hoope und Leeste aus der Westermark "zwischen der Hache und dem Fahrenhorster Bach" jährlich eine Feuerbuche haben.4
Joachim I und Johann I Frese gen. Quiter
Zu den Erben des Arend Quiter gehört wohl auch Joachim I Frese genannt Quiter: Johann I Frese und Adelheid Wechold auf dem von Quiterschen Gut in Sudweyhe hatten 2 Söhne: Ortgieß Frese heiratet Pelke Hermeling und erbt Sudweyhe und Ullenstädt. Der Sohn Joachim I erbt das Gut in Leeste, das die Quiter (Frese) besitzen.5
Der Hof in Leeste wird 1562 als freier Sattelhof bezeichnet: Die Gebrüder Johann II und Arnold II Quiter (oder besser: von Frese gen. Quiter) erklären sich bereit, das Burglehen in Syke von Graf Albrecht II von Hoya in Empfang zu nehmen.6 Das Burglehen bedeutet, dass im Kriegsfalle der Burg in Syke mit Pferden und Dienstmannen beizustehen ist. Gemeint ist mit dem Lehen der sogenannte Plackenhof in Syke, der zu dieser Zeit von Lüdecke Plackemans (+ 1634) bewohnt ist. 1637 wird dieser Hof von Johann Frese III gen. Quiter verkauft.
Die Familie von Frese gen. Quiter wohnt zu der Zeit auf dem freien Sattelhof in Leeste. 1565 nimmt der Knappe Arend (= Arnold) II Quiter von den Vikaren am Bremer Dom, Conrad thom Velde und Ludolph Vilthoet, 60 Taler auf „gegen eine jährliche Rente von 3 Taler aus seinem Hof zu Leste“.7 Schon 1541 hatte Arnd Quiter eine Schuldverschreibung über 100 Reichstaler zugunsten des Kapitels bei St. Ansgari unterschrieben. 8 Hier werden auch die Beziehungen zur Bremer Ansgarigemeinde deutlich, wobei im Unklaren bleibt, ob der schon im 12. Jahrhundert erwähnte Leester Meierhof des Bremer Erzbistums mit dem Leester Gut in Verbindung steht.
Arnold II ist wohl der Sohn des Joachims, also der Bruder des Andreas, des Johann II und des Roleffs:
1582 unterstützen in einem Streit um die gemeine Weide in der Leester/Kirchweyher Marsch "die Gutsherren in Leeste" ihre Leester Bauern. Gudrun Lueken-Denker bewertet die Erfolge der Leester beim Zuspruch der Teile der Gemeinheit an die Leester durch den Syker Amtmann mit dem Satz: " Die Junker in Leeste scheinen gute Beziehungen gehabt zu haben und haben sie genutzt".9
Johann II, Joachims Sohn:
1585 gehören den Quitern die Abgaben folgender Halbspenner in Leeste: E. Carstens, F. Stademann, E. Deleken, C. Wetken, R. Schwer, und R. Harriers. Außerdem noch 9 "Lichtefinken" (Brinksitzer): Friedrich Harmens, Roleff Borries, Clawes Borrieß, Eilert Wichmans, Albert Wichmans, Gert Schröder, Clawes Stürmann, Reineke Scheper, Arendt Hermans. 10
Andreas von Frese gen Quiter (* ca. 1537), Joachims Sohn
Andreas von Frese gen. Quiter, geb. um 1537, wird als "Herr zu Leste" bezeichnet. Er ist vermutlich ein Sohn des Joachim Frese. Er ist mit Anna von Klencke verheiratet.
Die Tochter Meta von Frese gen Quiter heiratet Ulrich von Bothmer (*1562 + 1627) in Drakenburg
Kinder aus dieser Ehe:
Erbregister des Amtes Syke, 1585
1588 bewohnt von Bothmer den adeligen Sitz der Famile von Quiter in Leeste. Er leistet die Burgfeste an das Haus Syke.12
1596 heißt es im Bericht des Syker Amtes unter “adelichen Sitzen”: „Ahrendt Quiterß erben haben zu Leste ein freien edelmans whonung, bewhonet itzo Dietrich von Botmerß nachgelaßene witwen“.13 Schon 1584 hatte Dietrich von Bothmer eine Schuldverschreibung aus seinen Gütern zu Leeste für das Ansgaricapitel unterschrieben.14 1590 verkauft „Dietrich von Bothmer zu Leiste“ der Witwe Platen zu Stade eineRente von zwölf Reichstalern.15 Er scheint mit seiner Familie also in Leeste auf dem Gut gewohnt zu haben. Die Bothmers sind auch in der Chronik der Anna Clüver vermerkt, die Dechantin im Bassumer Stift war:
„Im Jar alß man schrifft 1595 up den Freidach vor Bartelmehi [=22.8.] wart dem Edelen und Ervesten Diderich van botemer dat haupt affegehuwen tho sike [Syke] vnd Iß vor Einem fromen Christen gestorven den gott gedich vnd barmhertzig sy vnd vorlehne Em Eine froliche up Erstandinge thom Ewigen leven vnd Ist am folgenden sondach begraven.“
„Den Eddel Erveste vnd Erbar Roleff van botemer Is gesturven deß dingeßthageß vor den hilligen christage Im Jahr alß man schrifft 1596 dem gott gnedich sy vnd vorehne Em Eine froliche vp Erstandinge thom Ewigen leven Amen [=21.12.]“ 16
1639 erwähnt der Leester Pfarrer Johann Helmund den Vater des Dietrich von Bothmer: er habe 20 Jahre in Leeste gelebt. Seine Witwe habe nichts Eigenes gehabt, deshalb habe Herzog Philipp
Sigismund ihr ein Haus auf der wilden Heide gebaut. Sie habe dafür 12 Groten Zins und 6 Groten Michaelisschatz bezahlen müssen. Nach ihrem Tod habe Dietrich von Bothmer 1616 an Heiner Drucker verkauft. Pastor Helmund habe nun dieses Haus gekauft und die Abgaben bezahlt. Als er die Befreiung von den Abgaben erhält, beschweren sich die Leester, werden aber abgewiesen.17
Das Haus wird später von Conradus Rodecourt , Pastor in Leeste und danach von Pastor Milde bewohnt: "Die stette hat erstlich dem bericht nach die wittibe von Bothmers aus fürstlicher begnadigung erhalten und angerichtet. Ist aber nachdem wiederumb von ihr verkauft an Meynen Drücker und durch dessen hand entlich an andere wieder zuletzt von Claus Meyern verkauft dem see[ligen] pastori herrn Johan Helmundt. Auf dieses stette wird freyheit praetendiret."18
Wenn man annimmt, dass der 1596 enthauptete Dietrich von Bothmer der Vater des 1616 erwähnten Dietrich gewesen ist, so ist es wahrscheinlich, dass die Bothmers 1596 das Gut in Leeste räumen mussten und um 1616 Leeste verlassen haben.
Roleff v. Frese gen. Quiter, Joachims Sohn
Arndt Frese genannt Quiter bekennt 1569 von Joachim Quiter, dem Sohn seines verstorbenen Bruders Roleff Quiter 300 Taler (ein Taler = fünfzig Bremer Gote) gegen jährliche Zinsen von 18 Talern unter Vorbehalt der Wiedereinlöse geliehen zu haben. Als Sicherheit setzt er seinen sattelfreien Hof und bestimmt seinen Bruder Johann Quiter zum Bürgen, der sich gegebenenfalls zum Einlagern in Bremen verpflichtet. 1569 April 10.19
Joachim II, Roleffs Sohn
1604 beschwert sich Joachim Quiter auf Leeste/Amt Syke gegen die Räte des Bischofs Philipp Sigismund von Verden, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, wegen einer verzögerten Immission (Einsetzung zur Besitzergreifung) seiner Schwester Lucken Quiter.20
Im selben Jahr leiht sich Joachim Quiter von Franz Trampe, dem Drosten zu Syke, 800 Reichstaler, eine hohe Summe. 10 Jahre später leiht er sich erneut 200 Taler, diesmal vom Dechanten zu St. Ansgari, Johann Wedemeyer. 21
Johann III Frese gen. Quiter
Joachims Enkel Johann III ist 1625 und um 1645 auf dem Gut in Leeste. Er ist mit Maria Drews verheiratet, die aber früh (um 1645) stirbt. Danach heiratet er Margarethe Lucke Klenke, mit der er mehrere Kinder hatte. 22
Im Dreißigjährigen Krieg (1622) bitten Ortgieß Ernst Quiter, Erich von Weyhe und Johann Frese den Drosten von Syke, Johann von Langen, sich in Bremen Geld zu leihen, um es an die durchziehenden Mannsfeldschen Truppen zahlen zu können, damit sie ihre Bauern verschonen. 1625 wird erwähnt, dass Johann Quiter zu Leeste (* vor 1617, + nach 1659) und Erich von Weihe schon etwas von dem Geld zurückerhalten hätten. Bei Erich von Weyhe handelt es sich dabei um einen der letzten „von Weyhes“ auf dem Kirchweyher Weyhenhof. Johann Frese sitzt zu dieser Zeit auf dem Fresen-Gut in Sudweyhe.
1627 finden sich in Barrien an der Wassermühle zur Huldigung des Herzogs Friedrich Ullrich ein: Ortgies Quiter, Johann Quiter zu Weyhe (auf dem Gut an der Sudweyher Beeke) und Johann Quiter zu Leeste. 23
1637 verkaufen Johann von Quiter zu Leeste und seine Frau Marie ihr "im Flecken Syke belegenes freies und erbeigenbehöriges Burglehen so Johann Plackman bis auf sein absterben ... im gebrauch gehabt".24
1641 vergleicht sich "Johann Quiter zu Leste" mit dem Bürger Heinrich Bose zu Verden. 25
1647: Einwohner von Leeste gegen Johann von Quiter wegen einer Kuhweide. 26
1668: Laut einer Quittungsrolle müssen die Quiter von Weyhe und Leeste sogenannte Ritterpferde für die Bremer abstellen. Sie werden als auswärtige Ritter bezeichnet.27 Auch hier ist eine Verbindung zu der Stadt Bremen gegeben, wobei unklar ist, ob die Quiter zur Bremer oder zur Hoyaschen Ritterschaft zählen.
Johann Cord Frese gen. Quiter
Johann Cord (+ nach 1683) ist der Sohn des Johann (III) von Quiter und der Margarethe Lucke geb. Klencke
1678 ist im Erbregister Syke eingetragen für das Dorf Sorhausen im Kirchspiel Barrien:
„1/2 M Ludeke Kattauw, Junker Quiter zu Leeste zuständig“
1679 : Johann Dietrich von der Kettenburg als Vormund der Kinder des verstorbenen Dietrich Friese, Franz Otto Trampe, Johann Cord Friese, genannt Quiter, Ortgies Ernst Friese, genannt Quiter, und Franz Philipp von Hademstorf gegen Heinrich Korn und Dietrich Müller, Zollverwalter zu Dreye und Brinkum, wegen Zollneuerungen.28
1683 findet eine Verhandlung des Schatzrats Johann Cord Frese gen. Quiter mit Hoyascher Landschaft statt über den Matrikularbeitragfür den Hof in Leeste. 29
1686/87„Verzeichnüß derer stiffter, adelichen sitze undt freier feurstedten, welche vermöge […]. verordnunge vom 4. Decembr[is] von denen schornsteinen oder feurstedten rauchschatz auß des amts Sike tistrict geben müßen“ 30
Dass der Gutsbesitzer immer in Geldnöten war, geht auch aus zwei Schuldbriefen des Johann Cordt Frese genannt Quiter zu Leeste und seiner Frau Maria Gertrud, geb. von Düring (114), über je 150 Rtlr. vom 3. April 1689 und 20. April 1694 hervor.31
1700 haben die v. Quiter zu Leeste einen Brinksitzer im Amt Thedinghausen zum Lehen (dienstpflichtig). 32
Der Eintrag von 1702 in der Matrikel der Hoyaschen Ritterschaft lautet: "Herr Schatzrath Johann Cordt Freese, genannt Quiter, besitzet zu Leeste ein Freyes Erbguth“. 33
2157 Taler hatte Hinrich Mügge vom Vollmeierhof Nr. 82 in Martfeld 1718 zu fordern. Er schlug dem Gutsherrn in Leeste vor, die Familie abzufinden und den Wirt mit seiner Frau bis zu ihrem Tode dort wohnen zu lassen. Dem wurde zugestimmt. 34
Johann von Quiter (* 1682, + 1712), Assessor am kurfürstlichen Hofgericht 35
Johann ist verheiratet mit Catherine Charlotte von Lösecken (+ 1775). Er hat mit ihr 2 Töchter, wovon die ältere (Elisabeth Dorothea) schon 1711 gestorben ist, und die andere (Hedewich Margareha Friderica) ebenfalls 1775 nicht mehr am Leben ist. So geht das Gut Leeste an die Kinder aus 1. Ehe und aus der 2. Ehe von Catherina Charlotte vw. v. Quiter mit Heinrich Adolph Jacob von Diemar (+ 1764)
Von Diemar
1764 also kommt das Gut an die Familie von Diemar. In der Landesaufnahme von 1773 ist schon "Adl.Hoff v. Diemar" eingetragen, während in der Matrikel-Eintragung der Hoyaschen Landschaft von 1763 noch von dem "von Quiterschen Adeligen Guhte zu Leeste" die Rede ist. 36
"Um 1700" (1760?): v. Diemar zu Leeste haben 2 Handköther und einen Brinksitzer im Amt Thedinghausen zum Lehen (dienstpflichtig)37
1773 (?) : Verwitwete General-Majorin von Diemar und die Geschworenen und Bauermeister von Leeste und Wachendorf wegen widerrechtlicher Naturalziehung des vormals Stechinellischen, jetzt von Schwicheldtschen Sack-Zehnten.38
In der Landesaufnahme von 1773 ist im Ort Leeste ein "Adelshoff v. Diemar" eingezeichnet.
Von Langwerth
Von den Kindern der Catherine Charlotte vw. Quiter sind 1764 beim Tod ihres Mannes Heinrich Adolf v. Diemar noch am Leben:
Als auch sie 1775 stirbt, soll die Nachfolge auf dem Leester Adelssitz der Schwiegersohn Obrist Gottlieb Friedrich von Quiter, verheiratet mit der ältesten Tochter, Maria Amalia von Quiter, antreten.
Die älteste Tochter dieses Paares, „Fräulein Christine Louise Friderica Charlotta von Quiter“ hat sich „gegen meinen Rath und ohne meine Zustimmung mit dem Fähndrich Langwehrth in eine Mesalliance eingelassen und solche vollzogen“. Die Erblasserin lebe „aber der Hoffnung“, „daß meiner Enkelin Louisa jüngere Schwester, die Fräulein Henrietta Hedewich Juliana von Quiter, hiedurch belehret sich eines tugendhaften Wandels befleissigen und so unter göttlichem Beystand auch ihr äusserliches Glück in der Welt durch eine standesmässige Heurath machen wird“.
Dennoch erbt schließlich Christine Louise das Gut.
1775 erfolgt Konsenserteilung zur Heirat des Fähnrichs von Langwerth (vom Regiment von Müller ) mit der ältesten Tochter des pensionierten Oberst von Quiter, Christine Louise (* 1750). 39 1775 heiratet der Hauptmann Adolph Ludwig von Langwerth von Simmern eben diese Christine Louise von Frese gen. Quiter.
1777 stirbt ihr Vater, der Obrist Gottlieb Friedrich von Quiter . und 1781 oder 1783 auch ihre Mutter, Maria Amalie von Quiter.
1791: Verhandlungen über Konkurs. Dieser kann aber durch ein Arrangement beigelegt werden.
Im Archiv in Hannover existieren Akten des Kaufmanns Bollmeyer zu Nienburg, die die Abtragung der Schulden auf dem Leester Gut betreffen.40
Offenbar hat 1791 nach den Konkursverhandlungen der Hauptmann von Langwerth das Gut Leeste gekauft. Das "Neue allgemeine deutsche Adelslexikon" weist denn auch für die Familie Langwerth von Simmern das erworbene Gut Leeste aus. Ludwig Christian von Langwerth ist Ritterhauptmann der mittelrheinischen Ritterschaft. Eine seiner fünf Schwestern, Caroline, vermählt sich mit Carl Philipp Freiherr v. Stein und ist dann die Mutter des berühmt gewordenen preußischen Staatsministers Heinrich Friedrich Carl Freiherr v. Stein. In Leeste gibt es heute die Freiherr vom Stein-Str. in der Nähe des ehemaligen Gutes. Der Name ist sicher auch wegen der Verbindung der Leester Gutsherren zu dieser Familie gewählt worden.
Ob der Hauptmann v. Langwerth auf dem Junkernhof gewohnt hat, ist nicht belegbar. Einige Formulierungen in den Akten lassen aber darauf schließen.
Der Hauptmann stirbt zwischen 1790 und 1800.
1800 verhandelt die Witwe des Hauptmanns von Langwerth gegen die Dorfschaft Leeste wegen Zerstörung eines Neubaus auf einem Holzgrund, dem Brink, dessen Besitzverhältnisse ungeklärt sind.41
1801 beschwert sich die Witwe des Hauptmanns Langwerth über die Landausweisung in der Leester Gemeinheit.42
Nach 1800 scheint die Witwe von Langwerth versucht zu haben, die schwierigen finanziellen Verhältnisse des Gutes zu ordnen.
1815 stirbt auch die einzige Tochter Marianne Charlotte Elisabeth von Langwerth an einer Brust-Entzündung. Sie wird auf dem Syker Kirchof begraben.43
Der Matrikeleintrag der Hoya'schen Landschaft lautet auch 1823 noch: "Hauptmann von Langwerth zu Leeste".44
Als 1838 die Witwe v. Langwerth stirbt, kommt es zum Konkurs. Trotzdem wird von Langwerth noch 1841 als Besitzer des Gutes Leeste aufgeführt.45
Im Kataster der Brandversicheung ist für das Gut Leeste 1787 und 1805 eingetragen. 46
1787 vorhanden:
1807 „Auf der von Langwerthschen Freiheit“ registriert:
1844 wird das Gut an Dr. von der Horst (Rotenburg) verkauft.
1844 scheint der neue Besitzer das Gut zu einem Krug mit angeschlossenem Hokenhandel umwandeln zu wollen: Vorstellung des Dr. von der Horst wegen der Berechtigung des Guts Leeste zur Krugnahrung und zum Hokenhandel.
1845 wird die Kanzleisässigkeit des vom Gut Leeste getrennten Grundstückes in der Westerheide bei Melchiorshausen aufgehoben.47
Aus dem Ablösungsrezeß 48 zwischen dem Rechtsanwalt Dr. von der Horst in Rotenburg als Erziehungsbevollmächtigtem seines Sohnes Edwin, Besitzer des Guts Leeste, und Handköttern Johann Heinrich Schumacher und Johann Heinrich Schröder in Westerwisch geht hervor, dass das Gut wohl dem Sohn Edwin des Dr. von der Horst zuzurechnen ist.
Im Jahre 1865 brennen "auf dem Junkernhof" 21 Gebäude ab. 49
Der adelige Hof der Familie von der Horst in Leeste wird von der am Sonntag, dem 14. Mai 1865, um 10 Uhr morgens ausgebrochenen Feuersbrunst heimgesucht. 33 Haushalte sind betroffen. Etwa 17 der ca. 300 Höfe im Kirchspiel fallen dem Brand zum Opfer. Pastor Friedrich Karl Böttcher : „ Am 14. Mai Morgens 10 Uhr, Sonntag Cantate, im Jahre 1865 unmittelbar nach dem Geläute zum Gottesdienst ertönte die Sturmglocke. Das Haus des Köthners Albert Rendigs jun. stand in Flammen, welche schnell die nächsten Häuser ergriffen und von einem starken Ostwinde getrieben sich immer weiter wälzten, so daß erst sämtliche Häuser im Köhlerbruche, und alle auf dem adeligen Hofe ein Raub derselben wurden. Nachmittags um zwei Uhr war man des Feuers Herr geworden und waren ungefähr 30 Gebäude eingeäschert.“ /
In einem Kreiszeitungsartikel 50 zählt H. Büntemeyer folgende Höfe in Leeste am Köhlerbruch und am Junkernhof zu den abgebrannten: Ahrens-Schulte, Rendigs, Hüneke-Bonnhoff, Daneke-Rieke; auch die zum Gutshof gehörende Brinksitzerstelle Drücker ist betroffen.51 Sie werden alle 1865 wieder aufgebaut. Das Haus Lüllmann könnte den Brand überstanden haben (Baujahr 1860, massiv gebaut). Auch das Gut Leeste ist betroffen: „ so daß fast sämmtliche Häuser im Köhlerbruche und alle auf dem adeligen Hofe ein Raub derselben [Flammen] wurden.“ 52
1870 wird das Gut an den Leester Landwirt Albert Dunkhase verkauft, der es mit seinem Hof vereinigt. 1874 beantragt Albert Dunkhase die Übertragung der Stimmrechte im Hoyaer Landtag auf seine Hofstelle, da ein Wohnhaus nicht mehr existiere und die Einkünfte aus dem Gut gering seien.
1876 wird diese Übertragung bestätigt.53
In der Flurkarte Leeste, Blatt 20 von 1875 ist das Gut
nicht mehr eingetragen. Es gibt nur noch einen handschriftlichen Vermerk „war Gut Leeste“ für ein Grundstück an der Ecke von zwei Wegen, die den heutigen Straßen „Köhlerbruch“ und „Junkernhof“ entsprechen.
Flurkarte Leeste, 1875, Blatt 20 (Ausschnitt)
Die Karte zeigt vermutlich die nach dem Brand von 1865 wieder aufgebauten Höfe.
Zur Erklärung des Kartenausschnitts: "Leeste" heißt vollständig: "Dorf Leeste". Oben verläuft die Leester Straße parallel zum Bildrand. (Auf dem vollständigen Kartenblatt ist zu erkennen, dass diese Straße nach Hörden und am Mühlenteich vorbeiführt) Die Kleinbahn ist schon eingezeichnet: von links unten diagonal zur Bildmitte am oberen Rand (mit roter Schrift "Kleinbahn n.Bremen"). Links oben geht von der Leester Str. eine Straße über einen Platz ab und kreuzt die Kleinbahn. Direkt an der Kleinbahn geht rechts ein Weg ab, der in einer Sackgasse endet. Das müsste der heutige "Junkernhof" sein. Von diesem Weg geht wieder ein Weg links ab: der heutige "Köhlerbruch"-Weg. An der Ecke dieser beiden Wege ist mit Bleistift eingetragen "War Gut Leeste".
Syker Zeitung v. 13.2.1890
Syker Zeitung v. 13.3.1912
Im Jahr 1912 stirbt auch Albert jun. Dunkhase.
Am 16.April 1932 brennen die beiden nebeneinander stehenden Strohdachhäuser von Heinrich Finke und Heinrich Harjes im Köhler-bruch bis auf die Grundmauern nieder.
1933 wird das Grundbuch für das Gut geschlossen. Die Hofstelle Dunkhase hat zu diesem Zeitpunkt zusammen mit dem Gut noch eine Größe von 20 ha.
Leeste am Junkernhof 1935
1935 sind auf dem Luftbild zwischen der Leester Str. und dem Köhlerbruch mehrere Höfe zu erkennen. Vorne links (Ecke Kurzer Weg/Leester Str.) erkennt man den Hof Döhle (1931 anstelle des Schwarzen-Hofs gebaut). Gegenüber, zwischen dem Kurzen Weg und der Straße "Köhlerbruch", liegt ein weiterer Hof (Schulten-Hof, heute Ahrens, hat Adresse Köhlerbruch 1). Nach dem Eintrag in der Flurkarte von 1875 müssten die Gebäude in der Bildmitte, an der Ecke von Köhlerbruch und Junkernhof, auf dem Platz des ehemaligen Gutes stehen.
2008 ist von den Höfen so gut wie nichts geblieben. Nur der Hof (Schulte / Ahrens) am "Kurzen Weg" zwischen
Köhlerbruch und Leester Straße ist noch erhalten.
Zwischen "Köhlerbruch" und "Junkernhof" ist ein Wohngebiet entstanden. 54
Lehen und Höfe des Gutes zu Leeste
Anmerkungen
1 1380: Dietrich von Weyhe bestätigt, dass seine Besitzungen im Jeebel (Johannes Hus), Ristedt und Okel, in Weyhe (drei? Höfe), Leeste (Gereken Hues Retbertinge], Sudweyhe (Henneken Hues Dunnten) und Bettinghausen nach seinem Tod an den Grafen von Hoya heimfallen sollen. - (Hodenberg, Hoyer Urkundenbuch, Band I (Hausarchiv), 1855) HOY UB I Nr. 1101
2 Vgl. (Neubert-Preine, Die Rittergüter der Hoya-Diepholz'schen Landschaft, 2006) S. 142 / Meyerholz Bd. 2 S. 316
3 Kirchen-Archiv Hannover - s. Ompteda, Thedinghausen, in Zeitschrift des hist. Vereins für Niedersachsen, S.318
4 (Hucker, 1150 Jahre Steimke, 2010) S.12
5 (Lueken-Dencker, Kulturbilder aus der alten Grafschaft Hoya, 1991) S.355
6 (Hodenberg, Hoyer Urkundenbuch, Band I (Hausarchiv), 1855) HOY UB I. Nr. 1495 v. 28.Sept.1562
7 StABremen Urkunden St.Ansgarii. 01.02. 1-13-37. 1-32 Nr. 687
8 Urkunde Nr. 608 der Sammlung von Originalurkunden des Historischen Vereins zu Niedersachsen
9 (Lueken-Dencker, Kulturbilder aus der alten Grafschaft Hoya, 1991) S. 325
10 (Hüchting, Inventar des Hauses Syke 1585, 1962)
11 Genealogische Daten für die Familie Andreas von Frese gen. Quiter stammen aus www.arendi.de und www.genealogis.org (abgerufen 5.1.2009)
12 NLA Hannover Celle Br. 72, Altsign XLVII Nr. 61
13 Bericht d. Amtes Syke v. 12. Juni 1596, in: Niedersächsisches Landesarchiv - Hauptstaatsarchiv Hannover, Hann. 74 Syke Nr. 49
14 StABremen Urkunden Ansgarii 01.02. 1-13-37. 1-33 Nr. 708 / Staatsarchiv Bremen, 1-33 - 1584 September 29
15 NLA HA Dep.79 Urkunden Nr. 632 Kriegsverlust
16 Aus; H.Mahrenholz, „Chronica J[ungfrau] Annen Clüverß“, in Genealogie Heft 9 / 1981 – Kopie im Gemeindearchiv Weyhe
17 Vgl. (Lueken-Dencker, 1991) S.353
18 Zitiert in : AALeesteHoefe_1585ff.xls, Tabelle 1 (H.Greve)
19 NLA Hannover Celle Or. 100 Lüneburg, St. Michael, Nr. 1274
20 NLA Wolfenbüttel 1 Alt 30 1 Alt 30 Nr. 895
21 Urkunde Nr. 654 der Sammlung von Originalurkunden des Historischen Vereins zu Niedersachsen
22 (Lueken-Dencker, Kulturbilder aus der alten Grafschaft Hoya, 1991) S.355
23 Vaterländisches Archiv für hannoverisch-braunschweigische Geschichte, Jahrgang 1833, S.354
24 (Neubert-Preine, Die Rittergüter der Hoya-Diepholz'schen Landschaft, 2006) S.288
25Urkunde Nr. 670 der Sammlung von Originalurkunden des Historischen Vereins zu Niedersachsen
26 NLA Hannover Hann. 72 Syke Acc. 2008/090 Nr. 17
27 Ritterrolle des fünften Zirkels im Herzogthum Bremen, Hausakten des Johann Klencke zu Oenigstedt, unterzeichnet von
H.Bremer, in: Zeitschrift des Hist. Vereins für Niedersachsen, Lax, 1866, S.318
28 NLA Hannover Br61 a Nr. 6322
29 (Neubert-Preine, Die Rittergüter der Hoya-Diepholz'schen Landschaft, 2006) S.142
30 NLA Hannover, Hann. 74 Syke Nr. 728: „J[unke]r Johan Cort Quiters adelich freies guht zu Leeste“
31 StAStade Dep. 37 acc. 2009/30 Nr. 6
32 (Müller T. , 1928) S.160
33 Ober- und niederhoya'sche Matrikel, konfirmiert von Hz. Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, 21.2.1702 - in: (Neubert-Preine, Da einer des Anderen bedurfte, 2013), S. 165
34 www.martfelder.info
35 Daten und Erbfolge aus: J.Boyer, Auswertung Kirchenbücher, Adelig freie Güter in Weyhe Nr. 9 (2012)
36 (Müller T. , 1928) S.160
37 NLA Hannover 72_Ce_72_988
38 NLA Hannover CalBr15 Nr. 2357
39 NLA Hannover Dep. 78 B Nr. 90, 1798
40 NLA Hannover Hann. 71 Hannover B Nr. 1014
41 NLA Hannover Hann. 88 B Nr. 5776
42 Ev.-luth. Pfarrarchiv Syke, KB 1778-1837, Bl. 260R/ S. 527, Begrabene, Jg. 1816, Syke, Nr. 1: gest. 19. Januar 1815, begr. 26. Januar 1815; „starb zu Syke das allgemein verehrte und geschätzte Fräulein Marianne Charlotte Elisabeth von
Langwehrth, Tochter des verstorbenen H[errn] Hauptmanns Adolph Ludewig und seiner noch lebenden Frau Gemahlin
Christine Louise Friederike Charlotte von Langwehr geb. von Quiter, Tochter an einer Brust-Entzündung, wozu schon Jahre
lang der Keim in ihrem Innern lag; obgleich sie erst seit November vorigen Jahren bettlägerig war. Sie wurde den 26[ten]
Jan. Morgens auf dem Syker Kirchhofe begraben, wohin sie, nach am Sarge gehaltener kurzer Rede und einem von H[errn]
Amtmann Stelling, ihm ohne Namens-Unterschrift zugeschickten verlesenen Gedichte, solchen mit Kränzen geschmückt, die
nachher in der Kirche zum Andenken aufgehängt wurden, von ihren Schülerinnen und Freundinnen [Freunden?] begleitet
wurde. Ihr Alter hatte sie gebracht auf 29 Jahre 8 Monate“ (zitiert aus: J.Boyer, Auswertung Kirchenbücher, Adelig freie
Güter in Weyhe, Nr. 9 (2012)
43 Ober- und niederhoya'sche Matrikel, konfirmiert von Hz. Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, 21.2.1702 - in:
(Neubert-Preine, Da einer des Anderen bedurfte, 2013) S. 179
44 Hof-und Staatshandbuch Kgr. Hannopver, 1841
45 Brandassekurationskataster, 1787-1822/23 (Niedersächsisches Landesarchiv Hannover,, Hann. 74 Syke Nr. 492) – Leeste: „Des H[errn] Lieuten[ants] von Langwerth adelicher Hof“. Vgl. J.Boyer: Adelige freie Güter
46 NLA Hannover Hann. 80 Hannover Nr. 12219
47 NLA Hannover 40 Neu 20 Fb. 4, Nr. 74
48 nach Aufzeichnungen des Konrektors i.R. Hermann Koch, 1964 - gefunden in der Leester Kirchturmspitze 2013 ; auch in
den Aufzeichnungen des Pastors Bötcher wird der Brand erwähnt. Dort sind es 30 Häuser, die abbrennen.[Ev.-Luth.
Pfarrarchiv Leeste]
49 Kreiszeitung v. 18.8.2015
50 Vgl. Häuserliste J.Boyer
51 Ev.-Luth. Pfarrarchiv Leeste : Aufzeichnungen des Pastors Bötcher
52 (Neubert-Preine, Da einer des Anderen bedurfte, 2013) S. 150
53 Google Satelliten Bild 2008: Image 2008 Copyright Geo Content; Copyright 2008 Tele Atlas
54 (Müller T. , 1928) S.160
55 www.martfelder.info
56 (Hüchting, Inventar des Hauses Syke 1585, 1962)
57 Nach Auswertung der Häuserlisten durh K.Hahn (Datei: Häuserliste_Leeste 1815_2000_Stand_20140318.xls) und Zusammenstellung von J.Boyer (Datei: LEESTE2.doc)
o Die Übernahme der Grafschaft Hoya
o Die Entwicklung der Ortsteile
o Kirchen und Schulen im 16. Jahrhundert
o Höferegister im 16. Jahrhundert
o Die Entwicklung der Weyher Adelsgüter
oo Gut Kirchweyhe 1: Weyhenhof
oo Gut Kirchweyhe 2: von Hademstorff (Burglehen II)
oo Gut Kirchweyhe 3: Freisassenhof Bremer
oo Gut Kirchweyhe 4: Mandelsloh/Budelmann
oo Gut Sudweyhe 1: Frese gen. Quiter
oo Gut Sudweyhe 2: Das Fresengut
oo Gut Sudweyhe 3: Die Finterei (Burglehen III)
o Hanse