Die Weyher Ziegeleien

Paul Athmann
 
Ab Ende des ersten Drittel des 19. Jahrhunderts werden in der in der Wesermarsch südlich Bremens viele Ziegeleien gegründet: 
 

  • Vor 1824 geht schon die Ziegelei von Ketsche (Riede) in Betrieb.  
  • 1824 wird in Sudweyhe die erste Ziegelei auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Weyhe gebaut. 
  • 1828 beantragt der Besitzer des Arster Hemms die Anlage einer Ziegelei auf dem Hemm. 
  • Bis 1837 wird auch in Brinkum und Schlieme (Meyer) jeweils eine Ziegelei angelegt. 29   
  • 1847 beantragen Segelke Ahrens und Christoph Glade die Errichtung ihrer Ziegelei. 
  • 1854 folgt dann die Ziegelei Oetjen in Ahausen und  
  • 1859 die Dörgeloh‘sche Ziegelei in Sudweyhe.  
  • 1863 wird auch eine Ziegelei im Boller Holz erwähnt 30 
Während der Gründerjahre ab 1871 entstehen weitere:    
  • durch Johann Ahrens auf der Riederhöhe in Arsten,  
  • durch Hermann Menke auf dem Brüggefeld in Arsten,  
  • durch Hinrich Bätjer am Arsterdamm,  
  • 1877 durch Johann Ahrens in Dreye auf der „Königsinsel“   
  • und schließlich Ende des 19. Jahrhunderts die Leester Genossenschaftsziegelei und die Brinkumer Ziegelei.
 
Schon vor dem Bau der ersten Weyher Ziegelei gab es „Lehmkuhlen“ in der Sudweyher Marsch, und zwar in der Nähe des Kirchweyher Sees. Hier wurde vermutlich der Lehm für die Ausfachungen der Häuserwände gewonnen. Die erste Weyher Ziegelei wurde ganz in der Nähe dieser Lehmkuhlen errichtet.
 
Zur erfolgreichen Gründung der ersten Weyher Ziegelei in Sudweyhe tragen mehrere Faktoren bei:
  • Es wurde ein Stück Land in der Marsch beim Verkauf des Gutshofs von der Decken im Jahr 1820 frei, welches als minderwertig eingeschätzt war, da es wenig Erträge bringe. 
  • Es fanden sich Häusler und Brinksitzer bereit zum Betrieb einer solchen Ziegelei auf gepachtetem Land. Die Landdrostei in Hannover überstimmte die Bedenken des Amtes Syke, das Konkurrenz zur schon existierenden Ziegelei in Riede fürchtete, und ließ die Gründung zu. 
  • Der Bedarf an Ziegelsteinen und Dachpfannen wuchs ab dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts stetig – sowohl in der Stadt Bremen als auch auf den Dörfern rund um Sudweyhe, wo einige der größeren Bauernhöfe jetzt aus Stein errichtet wurden.  

Die weiteren Ziegeleien wurden gegründet, als sich der wirtschaftliche Erfolg erwiesen hatte und die Nachfrage nach Ziegelsteinen stieg.31 Dabei waren die ersten Ziegeleien zuerst noch mit einem herkömmlichen Brennofen ausgestattet, und erst später wurde auf Dampftechnik und Ringofen umgestellt.
 
Die überwiegende Zahl der Ziegeleien wurde durch Landwirte bzw. Landbesitzer gegründet. Dass in Leeste der Bau und Betrieb durch eine Genossenschaft erfolgte, erklärt sich sicher auch damit, dass sich dort schon Landwirte und Geschäftsleute zur Meliorations-Genossenschaft „Brinkum-Leester Schleusenverband“ zusammengefunden hatten. Mehrere der Verbandsmitglieder sind auch an der Ziegeleigenossenschaft beteiligt.
 
Bis zum 1. Weltkrieg erreichte die Produktion der Weyher Ziegeleien ihren Höhepunkt. Nach dem Krieg mussten dann aber drei Betriebe wegen Lehmmangels, aber auch aufgrund des Todes des Betriebsführers, die Produktion einstellen. Auch die Inselziegelei produzierte nur noch wenige Jahre nach dem 1. Weltkrieg, dann war auch der Lehm an der „Alten Weser“ erschöpft. Nach dem 2. Weltkrieg führte nur noch Wehrmann auf der Dörgeloh‘schen Ziegelei und Volckmann auf der Ahauser Ziegelei die Produktion fort. Volckmann musste schließlich ebenfalls in den späten 1960er Jahren aufgeben, weil er keinen wirtschaftlich abzubauenden Ton mehr fand. Wehrmann hatte aber nach dem 2. Weltkrieg die völlig zerstörte Ziegelei ganz neu aufgebaut. Er überlebte bis 2015, trotz eines immer schwieriger werdenden wirtschaftlichen Umfeldes, und erschloss immer wieder neue Abbaugebiete in der Marsch. Er ergänzte den Ton der Marsch durch Zukäufe aus anderen Gebieten, vor allem aus dem Westerwald. Den Absatz sicherte er durch Nischenangebote wie Spezialformate und glasierte Ziegel. Der Betrieb wurde ständig modernisiert. Insbesondere der Bau des Tunnelofens führte zu einer wesentlichen Produktivitätssteigerung.

 
Betriebszeiten der Weyher Ziegeleien:   

 

Ziegelei

Gründung

Stilllegung/Abbruch

Sudweyher Ziegelei

1824

1914 [Abbruch 1918)

Ahrens

1847

1914 (Abbruch 1920)

Oetjen/Volckmann

1854

Um 1970 Abbruch bis 1975

Dörgeloh/Wehrmann

1859

Bis 2015

Inselziegelei

1877

1926 (Abbruch 1963)

Leester Ziegelei

1895

1915 (Abbruch bis 1920)

 

 

Im Folgenden wird die Geschichte der einzelnen Weyher Ziegeleien dargestellt.

 

o Einleitung

o die Entstehung des Tons in der Wesermarsch

o die ökonomischen und technischen Voraussetzungen

o Das Ziegelei-Handwerk 

o Die Weyher Ziegeleien

o Sudweyher Ziegelei

o Ziegelei Döhrmann/Wehrmann

o Ziegelei Oetjen/Volkmann

o Ziegelei Hinrich (Segelke) Ahrens

o Dreyer Inselziegelei

o Leester Ziegelei

o Tonabbau

o Übersicht der Weyher Abbauflächen

o Einsatz der Feldbahnen

o Lorenbahn zur Ziegelei Wehrmann

o Lorenbahn zur Ahauser Ziegelei

o Lorenbahn zur Leester Ziegelei

o Lorenbahn bei anderen Ziegeleien

o Absatz der Ziegeleiprodukte

o Ziegeleiarbeiter 

 

 

o Quellennachweis