Ahausen: Ziegelei Oetjen/Volckmann

Paul Athmann
 
Weyhe-Ahausen, "Bei der Ziegelei"
Zwischen der Rieder Straße und dem Rieder See liegt in Ahausen die Ziegelei Oetjen, eine der einst 6 Weyher Ziegeleien. Sie baute von 1854 bis in die 1960er Jahre Ton in der Weyher Marsch ab.
 

Das Ziegeleigelände 2008 aus der Luft . Es liegt am Rande der Siedlung "Bei der Ziegelei" in Ahausen. Erkennbar sind noch einige der Trockenschuppen und das ehemalige Arbeiterwohnhaus im Norden.

[Kartenausschnitt Landesaufnahme 1900] 

 


1900 liegt die Ziegelei noch auf freiem Feld südlich der Rieder Straße. Sie baut zu dieser Zeit den Ton zwischen der Rieder Straße und dem Rieder See ab.

2011 sind nur noch einige Trockenschuppen der Ziegelei erhalten. Sie  stehen leer. 
Die Firma Heinemann ist heute im Besitz des Geländes.

 

Geschichte der Ziegelei Oetjen 131  

 

1852

Die Ziegelei Oetjen in Ahausen wird vom Vollmeier Heinrich Oetjen (Hofstelle Gerken) gegründet als Nebenbetrieb des Hofes mit einem Feldofen. Sie stellt zunächst Backsteine für den eigenen Bedarf und den der Nachbarn her. Später wird die Produktion gesteigert.


1854

Es werden hochwertige Verblender produziert. Bremen und der Kreis Hoya sind die Hauptabsatzgebiete. 132 Laut der Hofchronik des Gerken-Hofs (Oetjen) in Ahausen erfolgt die Gründung 1852. 133


Nach dem Kirchweyher Pfarrarchiv ("Accidentia"-Verzeichnis für erhobene Gebühren) wird im Mai 1854 eine „Fürbitte für Oetjens Ziegeleirichtung" bestellt. 134 Zu diesem Zeitpunkt ist die Ziegelei also im Rohbau fertig. Man kann davon ausgehen, dass die Ziegel-Produktion noch im selben Jahr begonnen wurde.


1860

Laut dem Geschäftsbericht von 1860 135 werden 192.000 Fußsteine und 120.000 zehn-zöllige Steine "fabriciert".


1861

Laut den Aufzeichnungen des Ahauser Volks-schullehrers Johann Ahrens (nach mündlicher Überlieferung des Halbmeiers Heinrich Wetjen um 1920) liefert die Ziegelei Oetjen 1861 die Steine für die neu errichtete Kirche in Kirchweyhe. 136

Archiv der Gemeinde Weyhe, S-AH Nr. 1 (Chnronik der Volkschule Ahausen), S. 159 - Eintragung des Lehrers Johann Ahrens v. 13. August 1920:

"Der Halbmeier Heinrich Wetjen (Wätn) erzählte: […] Zu dem Bau der Kirche (in Kirchweyhe-1861/62) holte man Steine von Gerkens (Ötjen) Ziegelei. Weil die Straße noch nicht fertig war, konnte man nicht mehr als 300 Steine aufladen."


1869

Im Jahr 1869 hat die Ziegelei nach der Steuerrolle "1 Brennhaus und 3 Ziegeltrockenhäuser". Besitzer ist Vollmeier Heinrich Oetjen vom Hof Ahausen Nr. 3 137


1877

Im Nachlass von Heinrich (I) Oetjen, Vollmeier in Ahausen Nr. 3 , wird aufgelistet 138:

1 Brennofen,

1 Brennhaus,

Trockengebäude,

Pfannenbretter,

31 Wippkarren,

15 Schiebkarren,

1 Lehmquetschmaschine,

1 Pfannenmaschine u.a.

 

Nach dem Tod des Gründers wird  die Ziegelei von seinem Sohn Heinrich Oetjen (II) weitergeführt.

 


1882

Im März  liefert die Ziegelei Oetjen 1200 Steine und 3 Tonnen Zement an die Gemeinde Osterholz b. Syke 139 


1883

Am 31. März 1883 vermerkt der Vorsteher der Gemeinde Sudweyhe, Schierenbeck, in einem Bericht, dass die Ziegelei Oetjen 13 Mann beschäftigt habe und 650000 Steine sowie 100000 Dachpfannen hergestellt habe. Es wurden 20 Doppel-Wagen Steinkohle verbraucht. 140
Im gleichen Jahr im März berichtet der Ziegeleibesitzer Heinrich (II) Oetjen in seinem Betriebsbericht an die Gemeinde Sudweyhe, dass 1882 anfänglich 10 Mann beschäftigt gewesen seien, später 13. Es sind 500 000 Steine und ca. 60 000 Dachpfannen hergestellt worden. Es wurden 17 Doppel-Wagen Steinkohle verbraucht. 141


1895

Für 1885-1886 werden 700 000 Steine und 60 000 Dachpfannen vermeldet, und für 1891 680000 Steine und 70 000 Pfannen. 142

Für 1895 vermeldet die Syker Zeitung, dass die Ziegelei Heinrich Oetjen in Ahausen mit 20 Arbeitern 1 Million Mauersteine und 150 000 Dachpfannen hergestellt habe. Die Ziegelei habe einen Ringofen und produziere im Handbetrieb. 143 

 

Archiv der Gemeinde Weyhe

Bericht des Gemeindevorstehers Schierenbeck, Sudweyhe v. 31. März 1883:

"Die Ziegelei des Vollm. Oetjen in Ahausen sind

  1. Ziegeleiarbeiter beschäftigt gewesen vergangenen Sommer durchschnittlich 13 Mann
  2. Es sind verfertigt 650.000 Steine und 100.000 Dachpfannen
  3. Es sind verbraucht cirka 20 Doppel-'Wagen an Steilkohlen
  4. Der Absatz beträgt cirka 3-400.000 Ziegelsteine pro 1000 = 22 Mark
  5. 50.000 Dachpfannen a 1000, 45 Mark
  6. Die Höhe des Lohnes für die Ziegelarbeiter beträgt cirka 7500 Mark."

Archiv der Gemeinde Weyhe

Betriebsbericht des Ziegeleibesitzers Heinrich Oetjen in Ahausen vom 28. März 1883:

"Im Winterhalbjahr werden eigentlich keine Ziegelarbeiten gethan , indem es mit October & November zu Ende geht

Die Zahl der Arbeiter war im Sommer 1882 einschließlich der Jungen 10 Mann, wovon ein Mann aber erst im Laufe des Sommers zukam, mithin anfänglich nur 13 Mann. Von den Leuten gingen in der ersten Hälfte des October 8 Mann ab, und blieben 6 Mann bis Ende November. Es wurden verfertigt rund 500.000 (gestrichen 650.000) Ziegelsteine & rund 60.000 (gestrichen 100.000) Dachpfannen. Es wurden verbraucht ca. 17 (gestrichen 20) Doppel-Wagen Steinkohlen. Der Absatz beträgt […] ca. 2-300.000 Ziegelsteine a Mille 23 Mk. & 30.000 (gestrichen 50.000) Dachpfannen a Mille 48 Mk. Die Höhe des Lohnes ca 5000 (gestrichen 7500) Mrk-

Ahausen, d. 28. März 1883

Hr. Oetjen

 

Im Oktober 1884 notierte der Sudweyher Gemeindevorsteher unter dem o. g. Betriebsbericht des Ziegeleibesitzers Oetjen vom 28. März 1883

"4 Mann = 600.000 Steine

                  100.000 Pfannen

                für Steine a 1000 = 24 M

                   Pfannen a 1000          45

150.000 verkauft   Lohn - 8 Mark pro 100 für Steine

  15.000 Pfannen             15 M - pro 100 für Pfannen."


1900

In der Landesaufnahme von 1900 liegt die Ziegelei noch frei in der Marsch, zwischen  Rieder See und Rieder Str. Die Flurstücke südlich und nördlich der Ziegelei sind als Brachflächen markiert.


1905

Im März 1905 stirbt Heinrich II Oetjen. Sein Sohn Heinrich III (*1874) übernimmt die Ziegelei. Durch die Schätzer Zimmermeister J.H. Kuhlmann und Maurermeister J.H. Ahrlich wird im Dezember eine Liste der Gebäude und Maschinen der Ziegelei erstellt. Als Eigentümer ist Vollmeier Heinrich Oetjen eingetragen. 144


Foto 1905: Archiv Gemeinde Weyhe
Foto 1905: Archiv Gemeinde Weyhe

Arbeiter der Ziegelei Oetjen um 1905. In der Mitte (mit Uhrkette) Ziegelmeister Stellbrink aus Ahausen. Meister Stellbrink war 1909 auch im Ahauser Schützenverein. Gebürtig stammte Stellbrink aus  dem Lippischen (Schötmar). Zeitweise arbeiteten drei Mitglieder der Familie Stellbrink auf der Ziegelei.

1909

Im Juni  schließt Heinrich (III) Oetjen einen Pachtvertrag mit dem Kötner Johann Hillmann zu Ahausen (Ahausen Nr. 11) zur Abziegelung seines "Marschkamps" ("30 Himtsaat a 874 qm", "in der Nähe der Ziegelei gelegen"). Er verpflichtet sich, nach der Abziegelung wieder eine Ackerkrume "in einer Stärke von 29 cm" aufzubringen. Er zahlt 6.862,50 Mark für den Ton und die Landpacht. Das Land darf dabei jeweils nicht länger als 1 Jahr vom Pächter genutzt werden. Insgesamt sind 7 Jahre (1908 bis 1914) für den Abbau vorgesehen. 146
Es handelt sich um eine Wiese nördlich des Rieder Sees, die direkt an die Ahauser Ziegelei grenzt. Heute wird dort Ackerbau betrieben.

'Foto 1909: Repro W. Meyer 145
'Foto 1909: Repro W. Meyer 145


1911

Heinrich III Oetjen erwirbt den Rieder See und läßt eine Brücke bauen, um die Feldbahn über den See führen zu können. Die Tragfähigkeit beträgt 10000 kg. Dazu wird der See an den Seiten teilweise zugeschüttet, damit eine schmale Stelle entsteht. Mit der Brücke wird ein Abziegeln der Flächen südlich des Sees möglich. 147                                          


1914

Im ersten Weltkrieg ruht die Produktion


1920

Die „Täglichen Nachrichten Brinkum“ melden , dass die "Ahäuser Ziegelei noch ihre Maschinen und Geräte hat, sodass sie in absehbarer Zeit ihre Tätigkeit wieder aufnehmen kann". 148


1921

Die Produktion wird (wahrscheinlich) wieder aufge-nommen (s. Aufstellung über die angestellten Ziegler)


1924

Im Besitz des letzten Besitzers der Ziegeleigebäude, Herrn Heinemann, befindet sich ein Plan aus diesem Jahr, der die Lage der Ziegeleigebäude zeigt. Vermutlich ist der Plan in der Zeit erstellt worden, als Heinrich Oetjen (III) (*1874, +1927) die Ziegelei erweitern oder umbauen ließ. Heinrich Oetjen heiratet.

Der Plan zeigt die Gebäude um 1924. Es wurden nachtraglich Schraffuren eingezeichnet, um Teile anzuzeigen, die beim Verkauf an die Fa. Heinemann um 1972 nicht mehr vorhanden waren.
1-3: Arbeiterwohnhaus / Büro
4-7,9,10,15,24,25: Trockenschuppen
11,12,13: Vermutlich Kollergang und Tonmischhalle
14: Göpel
17-21: vermutlich Maschinenräume, Werkstatt etc.
26,27: Ringofen
28: Schornstein


1927

Nach dem Zweiten Weltkrieg werden zunächst Flüchtlinge in der Ziegelei untergebracht.22 Die Familie Seidel (Inge, Werner, Günter, Ilse) lebt in dem Aber schon im April 1948 wendet sich der Gemeindedirektor von Sudweyhe, Flemming, an seinen Kollegen in Kirchweyhe und weist darauf hin, dass die Ziegelei Oetjen in Ahausen „ab sofort“ die Genehmigung zur Produktion habe und Arbeit zu einem Stundenlohn von 0,78 RM sowie Prämien anbiete, ausgezahlt in Ziegelsteinen.23 Arbeiterhaus bis ca. 1960.

 

Im Oktober  stirbt Heinrich (III) Oetjen. In seinen Nachrufen in der Syker Zeitung  wird auch seine politische Betätigung im Kreistag sowie im preußischen Landtag als Abgeordneter der Deutschen Volkspartei gewürdigt.


„Die Trauerkunde von dem Tode des besonders in unserm Kreise allgemein bekannten und äußerst beliebten Hofbesitzers Heinrich Oetjen rief überall das größte Bedauern hervor. Der Verstorbene, der sich bei Lebzeiten in selbstloser Weise jederzeit der Allgemeinheit zur Verfügung stellte und stets nur das Beste für jedermann zu erreichen suchte, hat sich dadurch ein stetes, dankbares Gedenken gesichert. Zahlreiche Ehrenämter, die seine angestrengte Tätigkeit erforderten, hatte man auf seine Schultern gelegt; so war er vom Dezember 1919 bis Februar 1921 Kreistagsabgeordneter und Kreisausschuss-mitglied, Februar 1926 wurde er wieder Kreisausschussmitglied, um es bis zum Tode zu bleiben. Auch als Abgeordneter der Volkspartei hat er im jetzigen Landtag gewirkt; in der Gemeindevertretung Sudweyhe ist er seit langen Jahren als Mitglied tätig, und auch die Allgemeine Ortskrankenkasse Syke wie der Landwirtschaftliche Verein Syke zählen ihn zu ihren Vorstandsmitgliedern. Sein Tod bedeutet daher für alle dies öffentlichen Einrichtungen wie überhaupt für den ganzen Kreis einen schwer zu ersetzenden Verlust, und allgemein wird man seinem frühen Dahinscheiden nachtrauern.“ 149


Heinrich Oetjen hat keine männlichen Erben. Die Führung der Ziegelei geht zunächst an seinen Bruder Johann, der auch den Hof Gerken erbt. Er lebte auf einem Hof in Drakenburg, zieht aber jetzt nach Ahausen. 1939 wird dann die Nachfolge an dessen Sohn Heinrich (IV) Oetjen in einem Übergabevertrag geregelt. Heinrichs III junge Witwe Johanne geb. Budelmann (* 1898, + 1975) hatte zunächst Ansprüche am Erbe angemeldet. Sie zieht nach der Übernahme durch Johann Oetjen zurück auf den Hahnenfelder Hof nach Lahausen, wo sie auch geboren war.

Die nebenstehende Tabelle zeigt die Anzahl der auswärtigen Ziegler, die seit 1854 bei der Ziegelei Oetjen angestellt waren - bis 1927, soweit Unterlagen vorhanden sind. Bei den mit x bezeichneten Angaben handelt es sich um nachgewiesene Lippische Ziegler. Weitere eingesetzte Arbeiter sind aber wahrschein-lich. Die mit * bezeichneten Zahlen sind Angaben aus den Betriebsberichten (maximal oder durchschnittlich beschäftigte Arbeiter).

 

1854 4 1897 15 1909 24 1923 1
1855 6 1898 14 1910 33 1924 2
1858 1x 1899 9 1911 27 1925 9
1859 1x 1900 17 1912 25 1926 13
1860 1x 1901 19 1913 36 1927 21
1861-65 1x 1902 24 1914 33    
1867-68 1x 1903 24 1915 13    
1869 1x 1904 26 1916 -    
1882-83 13* 1905 22 1917 -    
1893 13 1906 18 1918-20 -    
1895 14 1907 25 1921 15    
1896 14 1908 24 1922 5    

 


1939

Ab etwa 1939 wird das Ton-Abbaugebiet der Ziegelei auf die andere Seite der Rieder Straße verlegt. Die Feldbahn wird von der Ziegelei über die Rieder Straße am Hof Ahausen Nr. 3 (Gerkens/Oetjen) vorbei bis zum Weserdeich geführt. Dadurch kann dort (auf den Feldern Oe6, Oe9) und auch direkt an der Weser (Felder Oe7 und Oe8) abgebaut werden.150 
Heinrich (IV) Oetjen (*1907,+1959) übernimmt 1939 die Ziegelei und leitet sie dann bis zum 2. Weltkrieg.

Repro: H. Greve/G. Ulrich
Repro: H. Greve/G. Ulrich

Im 2. Weltkrieg werden in der Ziegelei auch polnische Zwangsarbeiter eingesetzt. Sie sind auf dem Foto erkennbar an dem rautenförmigen Aufnäher mit einem "P".151 

1948

Nach dem Zweiten Weltkrieg werden zunächst Flüchtlinge in der Ziegelei untergebracht. 152 Die Familie Seidel (Inge, Werner, Günter, Ilse) lebt in dem Arbeiterhaus bis ca. 1960.


Aber schon im April 1948 wendet sich der Gemeindedirektor von Sudweyhe, Flemming, an seinen Kollegen in Kirchweyhe und weist darauf hin, dass die Ziegelei Oetjen in Ahausen „ab sofort“ die Genehmigung zur Produktion habe und Arbeit zu einem Stundenlohn von 0,78 RM sowie Prämien anbiete, ausgezahlt in Ziegelsteinen. 153

Aktenvermerk                                            Syke, den 4. Juni 1948

 

"Oetjen - Ahausen erschien heute zur Rücksprache beim Oberkreisdirektor. Er trug vor, dass er in Hannover mit Regierungsdirektor Berner folgendes unter Zustimmung des Flüchtlingskommissars - einem Herrn Potthoff - vereinbart habe:

Um die Arbeitskräfte für die Ziegelei sicherzustellen, solle der zweite zu erwartende Flüchtlingstransport in Stärke von 9 Mann aus möglichst unverheirateten arbeitsfähigen und arbeitswilligen Kräften bestehen, die im Wohngebäude auf der Ziegelei lagermässig untergebracht werden. Zu diesem Zweck ist das Wohngebäude dergestalt zu räumen, dass die unteren 6 Räume für die Unterbringung dieser und der schon vorhandenen Arbeitskräfte zur Verfügung steht. Da der Transport für den 16. d. Mts. zu erwarten ist, müssen die Wohnräume für diesen Zeitpunkt zur Verfügung stehen. Eine Zusicherung, dass die Wohnräume bis dahin frei sind, ist dem Arbeitsamt unverzüglich [gestrichen] abzugeben.

 

Herrn Kreisoberinspektor Manier

weitergeleitet"


1951

In einem Zeitungsartikel von 1951, der im Archiv der Gemeinde Weyhe aufbewahrt wird, ist ein Foto der Ziegelei in Ahausen abgedruckt. Es zeigt die Ziegelei von der Rieder Straße aus. Am Weg liegt heute die kleine Siedlung „Bei der Ziegelei“. Der Verfasser spricht von Kohlenmangel zu dieser Zeit: statt der zugeteilten 150 Tonnen wurden nur 20 Tonnen an die Ziegelei geliefert


1954

Ab 1954 wird die Ziegelei an Heinz Volckmann und Rita Klaus verpachtet, nachdem Heinrich Oetjen als Kriegs-Versehrter zu einer Betriebsführung nicht mehr in der Lage war. Heinz Volckmann kam aus der damaligen sowjetischen Besatzungszone (DDR), wo er eine Ziegelei betrieben hatte. 154  Ab 1954 meldet die Gemeinde Sudweyhe die WiederInbetriebnahme mit 12-15 Beschäftigten. 155

1960

Wo früher Wanderarbeiter aus dem Lippischen Land zum Einsatz kamen, werden jetzt sog. Gastarbeiter aus Italien angeworben. 


Im Oktober 1960 beschwert sich „H. Volckmann & Co O.H.G.“ bei der Frau M. Oetjen, dass die versprochenen Abbauflächen nicht die erwartete Menge an Ton erbringen (Mühlenbruch aus Ahausen) oder überhöhten Abbauzins erfordern (Meyer aus Bollen). Andere (Landrat Wendt aus Riede und Bauer Warnken, Bollen) waren nicht bereit, ihr Gelände abziegeln zu lassen. Er bittet um Verhandlungen mit dem Bauer Harms in Donnerstedt, auf dessen Wiese Volckmanns Bohrungen „ein geeignetes Tongelände“ ergeben hatten.Die fällige Pacht von 4000 DM will Volckmann daher einbehalten, bis ein neuer Tongewinnungsvertrag vorliege.157

 

Foto: Sonntagstipp
Foto: Sonntagstipp

Auf der Ziegelei in Ahausen fangen 1960 fünf  Italiener aus Apulien (im Südosten an der Adria) an: Luigi (Mitte), Angelo (links), Antonio (Mitte hinten) und Pietro (rechts) kommen mit dem Zug über München und Köln  nach Bremen. Dort werden sie mit dem Auto abgeholt und nach Ahausen gebracht. Sie arbeiten für einen Stundenlohn von zunächst 1,85 DM. Sie verdienen damit genau so viel wie ihre deutschen Kollegen. 156

Foto: Sonntagstipp
Foto: Sonntagstipp

Angelo Cecere (rechts)  mit einem Kollegen beim Lehmabbau in der Marsch. Im Hintergrund sind die Gleise der Feldbahn zu erkennen. Angelo bleibt auch noch weitere Jahre auf der Ziegelei: Anfang März 1962 erhält er ein Telegramm, dass sich die Eröffnung der Saison verzögere, da das Abbaugebiet in der Marsch noch überschwemmt sei.

 

Antonio Adamuccio bleibt bis 1965, Angelo Cecere (+ 2019)  stammt wie Pietro Zizzi aus der apulischen Kleinstadt Cisternino und arbeitet bis 1969 bei Volckmann, Pietro Zizzi lebt heute in der nordapulischen Stadt Foggia, Antonios Bruder Luigi Adamuccio wechselt 1968 zur Ziegelei Wehrmann, wo er bis 1994 arbeitet. Seit 1994 lebt er wieder in seiner Heimatstadt Maglie.


1962

Im Juli 1962 einigen sich Oetjen und Volckmann auf den Verkauf der Ziegelei an H. Volckmann. Der neue Besitzer baut danach Flächen von Warnken aus Bollen und Harms aus Donnerstedt ab. 158


1967

 Im Jahr 1967 tritt H. Klaus anstelle von H. Volck-mann als Gesellschafter ein. 159


1969

In den späten 1960er Jahren wird dann die Produktion eingestellt. Die Gebäude werden an Heinemann aus Bremen verkauft. 160  
Bei der Übergabe an Heinemann werden auch die Lagepläne der Ziegelei übergeben. Ein Plan aus den 1960er Jahren zeigt die Lage der zu dieser Zeit vorhandenen Gebäude südlich der Siedlung „Bei der Ziegelei“. Auch ist das Wohnhaus des Vorbesitzers, Volckmann, eingezeichnet – nordöstlich, neben den Trockenschuppen.
Die Gebäude entsprechen ungefähr dem Plan von 1924, wobei die dort schraffierten Teile nicht mehr vorhanden sind.
 


1970

Im Archiv der Gemeinde Weyhe ist auch noch ein Foto der Ziegelei aus dem Jahre 1970 vorhanden. Es zeigt den Schornstein und im Vordergrund eine Lore der Feldbahn. 161 [Foto um 1970: Gemeindearchiv Weyhe]
Eine SCHÖMA-Lok wird 1971 verkauft. Auch werden 20 Loren verschrottet.  162
 
Der Schornstein und der Ringofen werden nach dem Verkauf an Heinemann im Jahr 1975 abgebrochen.


1975

Der Abbruch erfolgt 1975 durch eine Sprengung mit Hilfe des Technischen Hilfswerks (THW) Syke. Sprengmeister ist Herbert Peters. Experten aus anderen THW Verbänden sind Zaungäste der „Übung“.  Der 48 Meter hohe Schornstein wird mit 2,1 kg Ammoniaksalpeter, verteilt auf 9 Ladungen, präzise zu Fall gebracht: Er fällt genau zur vorberechneten Stelle. Das Abbruchmaterial wird beim Bau von Schützenständen der Bundeswehr verwendet. 163
 
 

Foto: Weser-Kurier (Syker Kurier) 1975
Foto: Weser-Kurier (Syker Kurier) 1975

Um 1972, aber auch nach der Sprengung des Schornsteins und dem Abriss des Ringofens sowie einiger Trockenschuppen macht der neue Besitzer der Gebäude einige Fotos, die den Zustand der Ziegelei festhalten:

Das Büro und Arbeiterwohnhaus nach Norden
Das Büro und Arbeiterwohnhaus nach Norden
Trockenschuppen?
Trockenschuppen?

Trockenschuppen (links) und Schornstein (rechts). Hinter dem Schornstein rechts die Ringofen-Halle, im Hintergrund wieder das Büro.
Trockenschuppen (links) und Schornstein (rechts). Hinter dem Schornstein rechts die Ringofen-Halle, im Hintergrund wieder das Büro.

2017

Die Gebäude der Ziegelei gehören heute Heinemann aus Bremen, werden aber nicht mehr als Fabrikgebäude oder Lagerhallen genutzt. Zunächst versuchte man dort die Reinigung von Stahlelementen etc. mit Sandstrahlgebläsen aufzubauen, was aber keinen wirtschaftlichen Erfolg brachte. Während danach in den neueren Gebäuden Pferde untergebracht waren, stehen die alten Trockenschuppen heute leer. 

Von der Ziegelei ist sonst  nichts mehr erhalten, außer dem Arbeiterhaus (späteres Büro), das zu Wohnungen umgebaut und vermietet wurde. Herrn Heinemann hat noch Reste der alten Schmiede gefunden, die zur Beschlagung der jZiegelei-Pferde diente: ein Satz Hufeisen und Werkzeuge lassen die alte Ziegelei -Schlosserei noch erahnen.

Die Natur hat sich auf dem alten Ziegeleigelände erholt und bietet heute vielen Vögeln, insbesondere Fasanen einen Unterschlupf. Auch eine Fuchsfamilie hat sich hier niedergelassen. 164

 

Trockenschuppen Fotos 2010

Der Tierarzt Dr. Jens Oetjen ist ein Sohn des letzten Ziegeleibesitzers Heinrich Oetjen, der 1959 starb. Er wohnt auf dem Gerken-Hof, ehemals Ahausen Nr. 3. Ihm gehören noch einige der abgeziegelten Flächen und der Rieder See mit der alten Feldbahnbrücke,

Im Wohnhaus von Volckmann, direkt neben den Trockenschuppen, lebt heute Familie Pankalla, die das Haus von Volckmann erworden hat. 165