Geschichtsgruppe Weyhe Karl Hahn/Paul Athmann
Lage: Leester Str. 71 (neben Tankstelle Budelmann); Früher Leeste Nr. 31: Luer (Lüder) Eggers, Heinrich Eggers, Johann Troue, Jürgen Troue; seit 2011: Bäckerei / Cafe Weymann ; Hausbesitzer:
Jürgen Troue
Die Gaststätte wird 1884 von Lüder (Lühr) Eggers eröffnet. Er hat eine Schankerlaubnis und bietet Übernachtungsmöglichkeiten für durchreisende Kutscher. Damals sieht das Gebäude allerdings noch
ganz anders aus als zuletzt die Gastwirtschaft Troue. Erbaut worden war es nämlich ursprünglich im Stil eines Niedersachsenhauses, mit Fachwerk, Reetdach und Stallungen. Und mit zwei jungen
Linden vor der Tür. Deshalb hieß die Wirtschaft zu dieser Zeit 'Gasthaus zu den zwei Linden'.
Postkarte 1 um 1900
Die Postkarte (um 1900) zeigt das Niedersachsenhaus, in dem die Gaststätte eingerichtet war. Das Haus enthielt neben der Gaststube die Stallungen.
Die Ausschnittsvergrößerung der Postkarte zeigt das Schild über der "Neen Döör" mit der Aufschrift "Gastwirtschaft Heinrich Eggers"
Im Juni 1896 stirbt der Wirt, Lühr Eggers. 1901 ist dann die Witwe Eggers die Inhaberin. Der Name H. Eggers bzw. Heinrich Eggers wird ab 1905 verwendet. Also hat spätestens ab 1905 Lührs Sohn Heinrich übernommen. Heinrich Eggers wurde nur "Luer sin Heini" genannt. Daher bekam das Gasthaus bei den Leestern den Namen "Luer sin".2
"In den 20er Jahren wurde zu einem elektrischen Klavier getanzt, das von alleine spielen konnte", erinnert sich Jürgen Troue. Im Krieg seien die Walzen zwar abhanden gekommen, aber im
"entkernten" Zustand sei es später noch bei Chorproben im Einsatz gewesen.3
Ausschnitte aus der Syker Zeitung: 4
In der Syker Zeitung sind zwischen 1901 und 1920 Anzeigen zu folgenden Veranstaltungen im Gasthaus Eggers erschienen
"Einladung zur Tanzmusik",
"Sauenverkauf", "Mühlenverkauf"
"Einladung zum Ernteball",
"Schützenball"
Theater: "Dramatischer Verein Literaria"
"Gründung der Leester-Bürgerwehr" in den Räumlichkeiten der Gastwirtschaft
Gründung einer "Pächtervereinigung"
Gemeindeausschuss-Sitzung
1908 veranstaltet sogar der Eisenbahnerfrauenverein aus Kirchweyhe eine Aufführung im Eggers’schen Gasthaus in Leeste. In der Brinkumer Zeitung wird darüber berichtet: „trotz des schlechten
Wetters noch ziemlich gut besucht. Es wurde im Ganzen flott gespielt. Besonders aber traten mit ihren Leistungen Frl. Frick und Frl. Spadde hervor. Man sieht wieder mal, was Dilettanten zu
leisten vermögen bei guter Schulung und emsigen Fleiße“.5
Das Gasthaus Heinrich Eggers 1912 (Foto/Repro aus W.Meyer, WIWDZ, Bd3, S. 109)
„In den 20er Jahren wurde zu einem elektrischen Klavier getanzt, das von alleine spielen konnte", erinnert sich Jürgen Troue, der letzte Besitzer des Gasthauses. Im Krieg seien die Walzen zwar
abhanden gekommen, aber im "entkernten" Zustand sei es später noch bei Chorproben im Einsatz gewesen. Auch weiß er aus Erzählungen, dass der Saal im Krieg als Notunterkunft für Flüchtlinge aus
den Ostgebieten diente.
1962 wird die Gaststätte umgebaut: 1960 hatten Johann Troue und seine Frau Anita geb. Eggers das Haus geerbt.
Der Sohn des Nachbarn Budelmann an der Linde vor dem Gasthaus.6
Am 08. Dezember 1962 begeht die Freiwillige Feuerwehr Leeste ihr 75-jähriges Jubiläum in den renovierten Räumen der Gastwirtschaft Troue.
Von 1964 an dient das Gasthaus Troue der Chorvereinigung Leeste als Vereinslokal. "25 Jahre haben wir dort wöchentlich geprobt, und jedes Jahr unsere Karnevals- und Kostümfeste dort gefeiert.",
erinnert sich der langjährige Vereinsvorsitzende Gerhard Wehner. Bei Troue sei 1983 auch entschieden worden, Silke Oskarsson als erste Frau zur Chorleiterin zu küren. Auch nach der Verlegung der
Proben 1989 in das KGS Forum sei der gemütliche Abschluss immer bei Troue erfolgt.
Auch Gemeinderatssitzungen finden hier statt. Der Bau der KGS Leeste wird ebenfalls bei Troue beschlossen.
Die Gaststätte wird zuletzt (bis 1992) von Johann Troue (* 1911) und seiner Frau Anita Troue geb. Eggers (* 1913) geführt, unter Mithilfe ihres Sohnes Jürgen. Das Gasthaus schließt dann 1992. Ein Jahr später zieht das Lernstudio dort ein. Auch hat der Jugendverkehrsclub Weyhe ab dieser Zeit seinen Sitz in dem ehemaligen Gasthaus.
Foto 1992: W.Meyer 7
Im September 2000 feiert die Abiklasse der KGS Leeste noch einmal eine zünftige Party in dem Gasthaus – organisiert von Markus Troue.
Das Gasthaus und der Hof werden 2010 abgerissen und machen Platz für einen Neubau auf dem ca. 1570 qm großen Grundstück. Das zweieinhalb Geschosse umfassende Gebäude soll neben Wohnungen ein
Bäckerei-Cafe und das Lernstudio aufnehmen. Jürgen Troue ist der Bauherr zusammen mit seinem Sohn Markus.
Das neue Wohn- und Geschäftshaus wird im November 2010 fertig. Die Bäckerei Weymann aus Twistringen eröffnet ihre 13. Filiale. Backwaren und kleines Cafe, sowie Frühstück für Pendler sind im
Angebot.
Das Lernstudio zieht wieder in das neue Haus ein. Es war ja 1993 - 2000 noch im alten Haus ansässig. EDV-Kurse, Sprach-, Förder- und Nachhilfeunterricht sollen angeboten werden. Thomas Patzer betreut das Angebot.
Der kleine Gang neben dem Gasthaus war für die Erichshofer und einige Leester KGS-Schüler der allmor-gendliche Schulweg.
Foto 2010: Kreiszeitung
Die Kreiszeitung berichtet im Februar 2010 von den Abrissplänen: „ Ein Lichtblick, so Gerda Hüsing, sei das Bauvorhaben von Jürgen Troue, der neben der Tankstelle und dem Zebrastreifen die bis
1992 existierende Schankwirtschaft abreißen möchte und Platz für ein Bäckerei-Café mit Bistro eines Twistringer Unternehmens schaffen möchte. Der Leester will sein Elternhaus, in dem zuletzt der
Jugendverkehrsclub Räume bezogen hatte, innerhalb der nächsten sechs Wochen abreißen lassen. Foto: K.Hahn
Mit einem weinenden und lachenden Auge berichtete er gestern von dem Bauprojekt auf dem 1570 Quadratmeter großem Grundstück, an dem zu Schulzeiten jeden Tag Schüler vorbei fahren.
Immerhin sei er in dem Haus groß geworden, hat sogar seinen Eltern ab und zu geholfen: „Mein Vater war 81 und meine Mutter 78 als sie das Gasthaus dicht machten.“ Damit endete die Geschichte der
über 100 Jahre alten Schankwirtschaft. „Beim Frühschoppen trafen sich die Leester“, erinnert er sich. Der Gesangverein kam in Troues Gasthaus ebenso zusammen, wie der Leester Gemeinderat. Große
und weitreichende Entscheidungen seien dort getroffen worden. „Der Standort der ersten KGS Weyhe wurde im Saal besprochen“, sagt Jürgen Troue. Hochzeiten wurden ebenso gefeiert wie zu
Tanzveranstaltungen eingeladen. „Doch die alten Leester gibt es längst nicht mehr“, und „die Gebäudesubstanz“ sei „in einem schlechten Zustand“. So entschieden sich Troue und sein Sohn, das Haus
samt dahinter liegender Stallungen, dem Erdboden gleich zu machen.
Doch was an dieser Stelle entsteht, werde den Leestern Freude machen, ist sich Jürgen Troue sicher. Es entsteht ein zweieinhalb geschossiger Bau mit Wohnungen, einem Café und Platz für ein Lernstudio. Sechs Parkplätze befinden sich vor dem Gebäude und weitere, die über einen 5,50 Meter breiten Weg zu erreichen sind, auf dem Hof. „In diesem Jahr beginnt der Bau“, sagt Troue. Im November soll das Gebäude stehen.8
Im Juli 2010 wird dann ein neues Haus mit Wohnungen und einem Cafe / Bäckerladen gebaut.
2011 kann Wilfried Meyer in seinem dritten Band „Weyhe im Wandel der Zeit“ schon ein Foto von der Bäckerei Weymann präsentieren, womit er ein weiteres treffendes Beispiel für das Motto seines
Buches gefunden hat.9
Im Juli 2010 wird dann ein neues Haus mit Wohnungen und einem Cafe / Bäckerladen gebaut.
2011 kann Wilfried Meyer in seinem dritten Band „Weyhe im Wandel der Zeit“ schon ein Foto von der Bäckerei Weymann präsentieren, womit er ein weiteres treffendes Beispiel für das Motto seines
Buches gefunden hat.9
Anmerkungen
1 Repro: F.Römer
2 S. Kreiszeitung v. 5.11.2010
3 (Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit, 2011) S.108
4 Repro K.Hahn, S.Rathjen, H. Riehn
5 Brinkumer Zeitung v. 24.2.1908 – zitiert in: Kreiszeitung v. 20.12.2017 WMeyer.
6 Foto aus: www.leeste-online.de
7 (Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit, 2011) S.109
8 Kreiszeitung v. 3.2.2010
9 (Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit, 2011) S.109
10 Nach Häuserlisten von Karl Hahn und Jobst Boyer