Futterwerk Warneke an der Ladestraße
Nach dem 2.Weltkrieg wurden Großmühlen und moderne Futterwerke gefördert. Johann Warneke hatte seit 1923 eine kleine Mühle für seinen landwirtschaftlichen Betrieb betrieben, die
hauptsächlich Futter für seine Schweinemast und Backmehl für Bäckereien lieferte. Schon 1936 hat er Pläne für eine Erweiterung der alten Mühle am Mühlenkamp, die aber nicht realisiert werden.
27 1939 stellt er einen Antrag auf einen privaten Gleisanschluss am Kirchweyher Bahnhof. Dort ist er sich mit den Grundstückseigentümern schon einig, als der
Zweite Weltkrieg ausbricht und die Pläne aufgegeben werden.28
Fotos: 2009
Nach dem Ende des Krieges macht Warneke sofort neue Pläne, jetzt für Leeste. Schon 1949 beginnt Warneke mit dem Bau eines modernen und großen Futterwerkes am Leester Bahnhof, an der Ladestraße. Das Gebäude wird im Dezember 1950 eingeweiht 29. Es hat eine Ausstattung mit Mühlentechnik auf dem damals neuesten Stand:
Ein Foto von der Bauphase lässt die innere Struktur des Gebäudes erahnen.32
Der Silotrakt wird im 2. Bauabschnitt errichtet. 33
Das Foto rechts (wohl um 1960) zeigt die Mühle noch ohne Siloanbau, aber mit 2 neuen „Schornsteinen“, die zur kontrollierten Abgabe von gereinigter Luft dienten. Auch die neue
Fertigwaren-Lagerhalle von 1957 mit den Büros steht schon. Warneke hat zu dieser Zeit schon einen LKW mit Tankaufbau. 35
Das Mühlengebäude Anfang der 1950er Jahre – wohl direkt nach dem Bau, noch freistehend.36
Ein Foto von 1952 - vom Ortfeld aus aufgenommen - zeigt das Mühlengebäude neben der Leester Schule.37
Die Anlieferung und Abholung von Getreide bzw. Futtermitteln erfolgt in den 1950er Jahren noch teilweise mit Pferdefuhrwerken. Es gibt hier noch kein Dach, das bei schlechtem Wetter
schützt.38
Ein Magirus-LKW erlaubt die Anlieferung der Futtersäcke zu den Kunden mit Motorkraft.
1958, nach dem Bau der Fertigwaren-Halle, lädt die Firma Warneke ihre Kunden zur Betriebsbesichtigung ein. 39 Dr. Ascherfeld hält einen Vortrag über „Die Bedeutung der Futtermischung in der Tierernährung“. Den Besuchern wird der Ablauf der Futterherstellung erläutert: Die Anlieferung von Getreidesorten durch Großraum- und Behälterwagen der Kleinbahn sowie durch LKW beginnt die Verarbeitung mit der Einlagerung in 16 Silozellen mit 2000 to Fassungsvermögen. Die Produktion setzt sich dann fort mit der gewichtsmäßigen Ausschüttung zu den neun Mahlgängen und den beiden Hammermühlen. Das zerkleinerte Getreide wird dann pneumatisch zu den 11 Mischmaschinen gefördert. In die Mischmaschinen werden sackweise gelagerte Zutaten eingefüllt: Weizenkleie, Tapioca, Fischmehl und Maizena. Von den Mischmaschinen wird das fertige Futter zu den Absackstationen gefördert, von denen 4 vorhanden sind. Dabei kommt auch eine „vollautomatische Ventilsack-Füllwaage“ zum Einsatz.
Milchviehfutter und Geflügelfutter wird nach dem Mischen der Pressanlage über Förderschnecken zugeführt. Von dort aus kommen die Presslinge über Kühlanlagen zur Pressfutterabsackstation. Das
Geflügelkörnerfutter wird dabei über Prozentmischmaschinen vermengt. Die gefüllten Säcke werden über Förderbänder in die Fertigwarenhalle transportiert, dort gelagert und für den Verkauf
bereitgestellt.
In dem Zeitungsbericht wird auch auf das 1957 fertiggestellte „moderne Labor“ verwiesen, wo die Rohwaren und Fertigprodukte „auf wertbestimmende Bestandteile“ untersucht werden.40
1962 wird die Mühle modernisiert: Einige unrentable Einheiten werden entfernt und eine neue elektronische Steuerung (über Lochstreifen) eingebaut. Die Zeichnungen zeigen aber auch die schon seit 1950 vorhandene Technik.
Schnitte durch das Mühlengebäude. Schnitt B zeigt die 1962 aufgesetzte Erweiterung der Elevatoranlage. 41
Der von Florian Butt in die „milldatabase“ eingestellte Längsschnitt der Warneke Mühle zeigt die verschiedenen Schrotgänge und die Mischanlagen, die die 4 Böden des Gebäudes durchziehen. Auch der etwas schräg verlaufende Sackelevator ist eingezeichnet.42
Einige der Arbeiter und Angestellten der Mühle Warneke im Jahr 1953.44
Im Vordergrund sitzt Wilhelm Schröder, Müllermeister, aus Riede. Hinter ihm stehend Fritz Minßen. Rechts von ihm: Ernst Weiher und Harry Graf, Müllermeister, aus Leeste.45
Im Jahr 1955 sterben dann sowohl Johann Warneke als auch sein Schwiegersohn Herwig Prothmann. Herwig Prothmann hatte auch Müller gelernt und war in der Mühle tätig. Beide Schwiegersöhne waren auch Teilhaber der Mühle, die als Familiengesellschaft geführt wurde. Die Geschäftsführung der Mühle wird dann von Johanns Tochter Marga Prothmann und seinem Schwiegersohn Erich Wählisch (verheiratet mit Johanns Tochter Gisela) übernommen. 46 Beide neuen Geschäftsführer waren mehr kaufmännisch ausgebildet, wobei Marga Prothmann „nur“ den Abschluss der höheren Handelsschule besaß. Ihr wird aber später bei Inspektionen und Zertifizierungen ein gutes Zeugnis ausgestellt, was die Organisation der Firma anbelangt.47
1956 werden in der Tilsiter Straße in Melchiorshausen zwei Doppelhäuser für Angestellte der Mühle gebaut. Dort wohnen u.a. der Müller Gerhard Eggers und der Diplom-Landwirt Dr. Aschersfeld. Die
Anstellung eines Diplom-Landwirtes wurde der Mühle vom Fachverband der Futtermittelindustrie empfohlen. Dr. Aschersfeld war für die nach neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft zusammengestellten
Rezepturen der Futtermischungen verantwortlich.48
1957 wird die Fertigfutter-Halle gebaut. Gleichzeitig werden die Maschinen modernisiert und eine Lochkartensteuerung eingebaut.
1961: Plan eines neuen Silos mit Trockenanlage:
1960 und 1961 holt Warneke Angebote für eine neue Silo-Anlage ein. Besprechungen zwischen der Mühlenbau-Firma Adolf Baumgarten (Porta Westfalica) und „Ihrem Herrn Wählisch“ beim
Kraftfutterwerk in Harburg bringen das Projekt voran. Es soll auch ein Trockner eingebaut werden. Auch mit anderen Firmen (Heitling, Melle und Wassmann, Burgdorf) wird
verhandelt.49
1962 wird die Mischfutteranlage modernisiert. Das Dach des Mühlengebäudes wird erweitert durch die neuen Silobauten.50
1963 scheidet Erich Wählisch aus gesundheitlichen Gründen aus dem Betrieb aus 51, so dass die Führung jetzt ganz in den Händen von Marga Prothmann
liegt.
Ein Luftbild um 1974 zeigt die erweiterte Mühle mit aufgesetzten Silos (von 1973) und zwei Lagerhallen sowie den Bürotrakt. 52
1966 wird eine VentilsackFüllmaschine eingebaut.53
Eine Postkarte mit einem Foto aus den 1970er Jahren 54 zeigt die Gesamtanlage aus der Luft und die Lage direkt an den Schienen der Kleinbahn. Das ursprüngliche Mühlengebäude ist 1973 mit einem Silogebäude erweitert worden. Die Fertigwaren-Lagerhalle mit dem Bürotrakt grenzt unmittelbar an die Leester Schule und deren Toilettenanlage. Der Fuhrpark zeigt 6 LKWs mit Anhängern, davon 4 mit Transportbehältern für lose Ware (Tankwagen). 55
Nach der Inbetriebnahme des Futterwerkes übt die Leester Feuerwehr 1955 einen eventuellen Brandfall. 56 Das Gebäude ist schließlich eines der höchsten der Gemeinde und stellt die Feuerwehr vor große Herausforderungen.
Es gibt später dann auch einige Brände in der Mühle: 57
1970 feiert die Firma Warneke ihr 50jähriges Jubiläum. Marga Prothmann begrüßt eine große Schar von Gästen, darunter Oberkreisdirektor Dr. Siebert-Meyer, den Leester Bürgermeister Klenke und den Gemeindedirektor Wetjen. In ihrer Rede blickt sie auf die Anfänge des Unternehmens zurück: „Als gelernter Zimmermann war mein Vater vor dem 1. Weltkrieg vorwiegend bei Mühlenbauten beschäftigt. Zu der Zeit entwickelte sich in der hiesigen Gegend eine verstärkte Schweinehaltung durch die günstige Bezugsmöglichkeit ausländischen Getreides über den Einfuhrhafen Bremen und gleichzeitig günstige Absatzmöglichkeit der Schlachtschweine in das Industriegebiet des Rheinlandes. Mit dieser Entwicklung ging der Bau von Mühlen einher, die das Getreide einkauften und als Schrot an die Schweinehalter lieferten. Die sich hier abzeichnende Entwicklung führte zu dem Schluss, neben seinem Zimmermannsberuf einige Schweine zu mästen. Sehr oft hat mein Vater in späteren Jahren von seinem Besuch bei einem Onkel in Brinkum erzählt, der ihm das Geld für die ersten Schweine lieh. Selbst aus ärmlichen Verhältnissen stammend, hat es ihn sehr beeindruckt, dass sein Onkel das erbetene Geld einfach aus der Schublade seines Schreibtisches nehmen konnte, obwohl mein Vater unangemeldet zu ihm kam.“ 59
Nach dem Großbrand von 1972 wird ein neuer Dacherweiterungsbau aufgesetzt, die Pressanlage grundlegend modernisiert und eine Tankwagen-Abfüllanlage für Presslinge angebaut.60
1977 gibt es Pläne für eine zusätzliche Erweiterung des Futterwerks: Ein neues Silogebäude mit Komponenten-Silos soll angebaut werden. Dies wird aber nicht realisiert.
Der Bau neuer Stahlsilos soll auch aus Brandschutzgründen erfolgen, da die alten Holzsilos leicht in Brand geraten können. Außerdem bieten Stahlsilos bessere Voraussetzungen zur Einhaltung
hygienischer Vorschriften.
Das Diagramm in den Plänen des Komponenten-Silos zeigt die einzelnen Komponentenbehälter und die Befüllungsanlage. Die Schnittzeichnung zeigt die Silos und die Fördertechnik.61
Realisiert wird aber ein Komponentensilo nach der unten stehenden Zeichnung. 62
Der Absatz der Mühlenprodukte
Die Auslieferung an die Landwirte erfolgt entweder per Tankwagen oder sackweise mit LKW. Schon 1956 hat die Mühle einen LKW der Marke Magirus.63
In den Anfangsjahren hat das Futterwerk Warneke verschiedene Futtersorten im Angebot:
Sackaufdrucke des Kraftfutter-werks Warneke. Der Sack mit dem Geflügelfutter hat noch als Postleitzahl die 2806. 64
Ein Magirus LKW wird ab 1956 eingesetzt.65
Das sackweise Verteilen der Ware erfolgt – wenn die Kunden das Futter nicht selbst abholen – in den 1960er Jahren durch LKW und Anhänger. Die Aufbauten erinnern teilweise noch an landwirtschaftliche Fahrzeuge, wie sie auf Höfen zu der Zeit Verwendung finden.66
Auch die ersten Tankwagen sind eher als Aufbauten auf landwirtschaftlichen Anhängern ausgelegt. 67 Das Futter wird mit Druckluft in die beim Schweinemäster aufgestellten Silos geblasen. Dazu führen die LKW einen Kompressor mit.
Die LKW werden in einigen Fällen selbständigen Sub-Unternehmern zur Verfügung gestellt, die auch für Warneke die Landwirte beliefern.
Ein früher Transportanhänger mit Tankaufbau
Ein Tankwagen-Anhänger (Silofahrzeug) mit 2 Transportbehältern für Futtermittel .68
Warnekes Futter wird in vielen Fachzeitschriften für Geflügelzucht empfohlen oder per Anzeige angepriesen, z.B.:
1973 hat Warneke folgende Futtersorten im Angebot: 69
Sackaufdrucke für Papiersäcke nach 1974.
Die Mühle Warneke produziert auch Mischfutter für andere Mühlen, z.B. für die Bramstedter Mühle. Auch verteilen oder verkaufen einige selbständige Subunternehmer für Warneke das Futter. Sie erhalten von Warneke die LKWs gestellt (z.B. Johann Meyer in Achim).
Der im Jahr 1988 aufgelegte Firmenprospekt verdeutlicht die Produktion und das Angebot des Futterwerkes.
Das Mühlengebäude mit den Silo-Anbauten um 1987 (von den Kleinbahnschienen aus gesehen). Das im Jahr 1987 angebaute Silo für die Futterauslieferung und Beladung der LKW direkt an den Schienen ist noch nicht vorhanden.
Die LKW Abfüllanlage. Auf 2 Verladestraßen wird bis spät in die Nacht verladen. Die Computeranlage hilft, so dass der Vorgang für ein Silofahrzeug nur ca. 30 Minuten dauert.
Der hier gezeigte Laderüssel wird später durch ein Ladeband ersetzt. Das vermeidet die Beschädigung der Rüssel bei Unachtsamkeit der Fahrer.
Ein Transportband im Dachgeschoss
Der Kontrollraum mit Monitoren und dem Steuerpult
Das Labor wird von einem Che-miker geleitet. Ihm stehen ausge-bildete Fachkräfte und moderne Analysegeräte zur Verfügung.
Die Verlade-Halle mit den palettierten Futtermittel-Säcken und der Verkaufsraum
Die im Firmenprospekt ausgewie-sene Produktpalette ist vielfältig. Selbst Futtermischungen mit Zu-taten wie Garnelen sind lieferbar.
Die Innenausstattung
In den 1950er Jahren werden einige Innenaufnahmen des neuen Futterwerkes an der Ladestraße gemacht. Die Fotos stammen aus dem Besitz von Dorothea Prothmann.
Die beiden Enkelkinder von Johann Warneke, Johann Wählisch und Dorothea Prothmann, vor einer Ham-mermühle.
Blick auf die 8 Schrotgänge
Sackabfüllstation
Waage zum Abwiegen der Sackfüllungen
Diese Fotos mit einem Gabelstapler dürften schon aus den 1960er Jahren stammen.
2013 macht Florian Butt Innenaufnahmen in der Mühle. Zu dieser Zeit ist die Produktion schon seit mehr als 4 Jahren eingestellt und einige Maschinen sind schon seit mehr als einem Jahrzehnt
stillgelegt, aber die Fotos vermitteln noch einen Eindruck vom Innenleben.
Ein Kontrollstand. Hier wurden vermutlich die Rezepturen für die einzelnen Futtersorten eingestellt und kontrolliert. Die 3 Kontrollbildschirme zeigen den Zustand der Waagen an.
Eine Schaltanlage mit Anzeigen für den Zulauf zu mehreren Pressen, mit Puffern, Sieben und Mischern. Auch werden die Waagen, die Handzugabe und die Entstaubung per Kontroll-Lämpchen
angezeigt.
Kontrollanzeigen und Schaltanlage für die Komponentensilos. Damit wird der Zulauf zu den Mühlen und Mischern überwacht.
Eine Kontrollanzeige für die Verladung (ohne Schaltelemente): für 34 Fertigfutter-Silos, 2 Rund-siebe, 2 VerladeWaagen und jeweils 2 LKWSpuren am “Silo” und auf der “Bahnhofsseite”.
Auf Wandtafeln werden die von den Landwirten oder durch Speditionen angelieferten Rohwaren (Getrei-de) festgehalten – pro Lagerbox und Silo.
Die einzelnen Elevatoren und - im Dachgeschoss - Verteilungen von den Elevatoren zu den Mischanlagen oder zu den Komponentensilos:
Rundsiebe. Hier werden ungewünschte Korngrößen des Fertigfutters abgeschieden und den Pressen wieder zugeführt
Aufkleber auf einem Holzsilo
Personen- und Lastenaufzug
Stromüberwachung und Schaltkästen für die Pressen
Stromversorgung und Sicherungskästen
Stromversorgung und Sicherungskästen. An ihnen wird deutlich, dass die Technik teil-weise über 50 Jahre alt war.
Laborschrank mit Pro-ben (Schaukasten im Verkaufsgebäude 2013)
Verzeichnet in der Hebekarte von 1952, 1954, 1957 und 1959 (Auswahl): 71
Dreißig der Mitarbeiter im Jahr 1987 v.l. 75: 1. Reihe vorne : M.Damaschun, E.Kulbs, B.Luppen, Ute Rieckers, F.Müller,T.Wittig, J.Hollwedel, D.Schwarz; 2. Reihe Mitte: R.Rathmann, A.Steimke (Werkstatt), W.Hollwedel, C.Dollner, W.Coumont, G.Meyer, S. Tjaden, R.Unger, H.H.Kruse, W.Schwarz (Mühle), E.Bracklo; 3. Reihe hinten: T. Fahrenholz, H.Seibke (Elektriker), H.Köhrmann, D.Jacob (Mühle), W.Seider (Außendienst), J.Wählisch, H.Kohler, F.Brockhoff (Einkauf), P.Bauer, K.Krämer, H.Nienaber (Müller)
Betriebsausflüge und Betriebsfeiern
Auf den Betriebsfeiern machten natürlich auch die negativen Höhepunkte die Runde: So kaufte die Mühle mal viel zu viel Zucker ein, weil man sich verrechnet hatte. Zum Glück stieg anschließend der Zuckerpreis, so dass man keinen wirtschaftlichen Schaden davontrug. 83
Betriebsfeier 1963: 84 vorne-Mitte: Ernst Fritz (Einkauf) mit Frau, daneben Willy Otto (Prokurist, Vertreter); links oben: Wilma Wittig geb. Delicat (Büro, Buchhaltung); hinten links: Franz Bothmer (Disponent) mit Frau; rechts: Meta Warneke, links von ihr (halb verdeckt): Marga Prothmann
Das Ende der Mühle Warneke
Nach dem Tod von Johann Warneke im Jahr 1955 wird Ende der 1950er Jahre das Futterwerk von den Erben übernommen: Zunächst übernimmt die Toch-ter Marga Prothmann, deren Mann Herwig ebenfalls 1955 gestorben war, zusammen mit ihrem Schwager Erich Wählisch den Betrieb. 85 Nach 1963 führt Marga Prothmann den Betrieb allein, da Erich Wählisch aus gesundheitlichen Gründen ausge-schieden war.
Der Sohn von Johanns Tochter Gisela und Erich Wählisch, Johann Wählisch, übernimmt dann 1984 für einige Jahre die Geschäftsführung. 86
Mit den aufkommenden Großfutterwerken und wachsender Konkurrenz durch Genossenschaften ist Ende der 1980er Jahre der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich, und es kommt zum Konkurs. Unter Vermittlung
der Gemeinde Weyhe wird dann 1991 der Betrieb von Heinrich Landwehr übernommen. Der hat selbst eine Mühle am Bahnhof (Irrgarten, gegenüber der Warneke-Mühle), ebenfalls zur Herstellung von
Futtermitteln.
Es wird nur das Gebäude mit den Maschinen übernommen. Warnekes Mitarbeiter waren nach dem Konkurs schon freigestellt worden und hatten sich neu orientiert. Einige wenige der alten
WarnekeBelegschaft erhalten aber wieder einen Vertrag mit der Landwehr-Mühle. Landwehr kauft das Gebäude von der Kreissparkasse, in deren Eigentum der Betrieb nach dem Konkurs übergegangen war.
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Heinrich Landwehr betreibt einige Jahre die Futterproduktion in der Warneke-Mühle weiter: Die sich inzwischen angesammelte Menge unterschiedlicher Maschinen und Mischanlagen ( 8 verschiedene
Fabrikate) wird vereinheitlicht, um die Wartung zu erleichtern. Viele Maschinen müssen ersetzt werden.
Bis 2009 produziert die Warneke-Mühle als Werk 2 der Landwehr'schen Betriebe Mischfutter für Leester Landwirte und Mastbetriebe in der weiteren Umgebung. Dann wird sie als Teil der LandwehrFutterwerke an die Genossenschaft GS agri verkauft.
GS agri legt die Warneke-Mühle (wie auch die Landwehr-Mühle) still, da die Genossenschaft über große und moderne Futterwerke in Schneiderkrug und Garrel verfügt.
Danach wird bis 2018 hier noch das Getreide der Landwirte von Leeste und Umgebung hier angeliefert, gewogen und abgerechnet und dann in den Silos der Warneke Mühle gelagert. Verarbeitet wird es
aber anderswo.
2019 erfolgt dann der Abriss der Mühlengebäude: Zunächst werden die Hallen abgerissen und dem Erdboden gleichgemacht, dann wird die Außenhaut der Silogebäude und die Stahlaufbauten der
Silos mit Spezial-Baggern der Firma „Bremer Sandhandel“ Stück für Stück abgetragen.
Eine besondere Herausforderung stellt das oberste Stück der Siloanlage dar: Da die Bagger dafür nicht hoch genug sind, wird der Schutt zu einem Berg aufgetürmt, auf dem die Bagger dann ihren
Stand finden. Damit ist die erforderliche Höhe so gerade eben erreichbar.
Als alle Stockwerke abgerissen sind, wird das Kellergeschoss ausgeräumt. Dann kann die Bodensanierung beginnen.
Während der mehrere Monate dauernden Abrissarbeiten liegt ein stechender Geruch in der Luft, und die Anwohner klagen, insbesondere beim Ausräumen der Kellers, über Erschütterungen des Bodens in
ihren Häusern („klirrende Tassen in den Schränken“).
Henning Stolte aus Leeste begleitet die Abrissarbeiten fotografisch mit einer Drohne und macht beeindruckende Aufnahmen, die auch das Innere des Futterwerkes erahnen lassen.
Am Anfang werden die Hallen im hinteren Bereich und der hintere Teil des Mühlengebäudes abgerissen.
Der Schutt wird in Container geladen und ständig abgefahren.
Gleichzeitig wird die Verkleidung im vorderen Teil entfernt.
Am Ende bleibt nur das Andenken an eine 100-Jährige Geschichte der Mühle Warneke – vom Beginn auf der Hofdiele des Flohr-Hofes am Mühlenkamp bis zum Abriss des Futterwerkes am Bahnhof.
Nach Entfernung der Außenhaut an den Stahl-Aufbauten werden die Elevatoren und Verbindungs-rohre oberhalb des alten Mühlengebäudes sichtbar.
Der Zoom auf die über dem alten Mühlengebäude stehenden Stahlaufbauten zeigt Zyklone und Verteilerrohre sowie Schächte von Elevatoren.
Auch die Lagergebäude an der Ladestraße (ehemals Elektro Brüning) werden mit abgerissen
Der Blick von der Ladestraße auf die Mühlengebäude von Landwehr und den Leester Bahnhof ist jetzt wieder möglich.
Das ursprünglich Rotsteingebäude von 1949 und die Hallen sind hier schon fast völlig abgetragen. Nur der Keller liegt noch unter Schutt.
Am Ende bleibt nur das Andenken an eine 100jährige Geschichte der Mühle Warneke - vom Beginn auf der Hofdiele des Flohr-Hofes am Mühlenkamp bis zum Abriss des Futterwerkes am Bahnhof.