Geschichtsgruppe Weyhe
Paul Athmann
Weyhe April 2021
Inhaltsverzeichnis
6.2 Getreideanbau
6.2.1. Getreide-Sorten und Feldbearbeitung
6.2.2. Getreide-Ernte
6.2.2.1 Mähen und Trocknen
6.2.2.2 Dreschen
6.2.2.3 Mäh-Dreschen
6.2.3. Getreide-Mühlen und -Vermarktung
6.2.3.1 Bauernbäckerei .
6.2.3.2 Getreideanlieferung zu den Mühlen / Futterwerken
6.2.3.3 Verkauf von Getreide
6.2.4 Anmerkungen
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6. Getreideanbau
Der Landschaftseindruck der Geest wurde bis zum Ende des 20. Jahrhunderts im Sommer von endlosen Getreidefeldern bestimmt. Auf der Leester Heide genauso wie in der Sudweyher Heide und dem Kirchweyher Geestfeld herrschten der Roggen, die Gerste und der Hafer vor.
Heute sind es - sofern die Felder noch nicht durch Siedlungen ersetzt wurden - eher die Maisfelder, der Rapsanbau und andere Energiepflanzen, die das Bild beherrschen, und das nicht nur auf der Geest, sondern auch auf Flächen, die früher als zu feucht galten (Bruch, Marsch).
Auch die Marsch wurde zum Anbaugebiet für Getreide, Mais und Raps, wobei sie in früheren Zeiten allenfalls im vierjährigen Wechsel als Weide oder zum Ackerbau genutzt wurde.
Melchiorshausen
Leeste 1941 vom Rathaus 1
Der Hof Meineke in der Kleinen Heide (Kirchweyhe) 1971 mit Getreide-Hocken 2
Getreide-Ernte 1980 in Leeste: Vorne laufen noch Kühe, im Hintergrund sind schon die sich ausbreitenden Siedlungen von Leeste zu sehen. 3
6.1 Getreide-Sorten und Feldbearbeitung
Der Lahauser Lehrer Wilhelm Schacht beschreibt den Anbau von Getreide auf dem „höher gelegenen Geestland“ vor 160 Jahren:4 Nach einer Düngung von 2 Jahren wurde der Roggen gesät. Im 3. Jahr wurde nicht gedüngt und Hafer eingesät. Daneben wurde damals auch Leinen, also Flachs, angebaut – für die Textilherstellung. In der Marsch wurde alle 4 Jahre gewechselt zwischen Weide und Ackerbau. Nach der Weide war die Fruchtfolge: Bohnen, Weizen, Gerste, Hafer. Wegen der regelmäßigen Überschwemmungen wurde Sommergetreide angebaut. Nach Schacht betrugen die Erträge im Jahr 1750: für Gerste das Fünffache, für Hafer das Dreifache, für Roggen und Weizen das Fünf- bis Sechsfache der Einsaat.
Gerste wurde in der Hauptsache verschrotet und als Schweinefutter verwendet. Hafer wurde als Hafergrütze gegessen oder als Pferdefutter gebraucht. Aus Roggen wurde Brot gebacken. Das feine weiße Brot und Kuchen wurde aus Weizenmehl hergestellt.
Heute sind die Getreidesorten Triticale und Mais dazu gekommen.
Anbau in der Gemeinde Weyhe und im Landkreis im Jahr 2016 und 2019: 5
Die Ernte war einerseits durch schlechtes Wetter bedroht: Starkregen konnte die Halme knicken, was zum Hinlegen des Getreides führte und in der Folge zum Auswachsen der halbreifen Körner. Schlechtes Wetter drohte die Ernte zu verzögern, so dass der günstigste Zeitpunkt für die Ernte verpasst wurde. Bei Überschwemmungen in der Marsch bestand die Gefahr der Vernichtung der gesamten Getreideernte.
Andererseits konnten sich Krankheiten ausbreiten, die zur Minderung der Ernte führten:
Getreide-Krankheiten:
So gab es immer wieder Missernten:
Missernten im 19. Jahrhundert:6
Die Aussaat erfolgte früher mit Pferden und einer Sämaschine. Dabei zogen die Pferde die Maschine über das durch Pflügen und Eggen vorbereitete Feld. Ein Helfer musste neben der Maschine herlaufen, um die Aussaat zu kontrollieren.
1954: Winterweizen-Einsaat 7
Getreide-Ernte
Im September 2013 berichtet der Weserkurier über die Getreideernte in Weyhe:
„Jörg Wagenfeld aus Leeste ist zufrieden – zumindest mit seinen Ernteerträgen. Tonnen von Roggen, Weizen, Gerste und Raps hat der Ackerbauer in diesem Jahr von seinen Feldern geholt – etwa 25 Prozent mehr als in den Vorjahren. „Dieses Jahr hat es Spaß gemacht“, sagte Wagenfeld, der für die rund 47 Millionen Tonnen Getreide, die die Landwirte bundesweit nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes geerntet haben, seinen Beitrag geleistet hat. Und das, obwohl der Landwirt Anfang des Jahres noch um seine Erträge gefürchtet hatte. „Angst hat man das ganze Jahr über, bis zu Ernte“, ließ Jörg Wagenfeld wissen, der Mitglied im Vorstand des Landvolks Mittelweser ist.
Grund für die Ängste: Der lange Winter und das nasse Frühjahr drohten, ihm und seinen Berufskollegen die Ernte zu vermiesen. Doch nun verdankt Jörg Wagenfeld das gute Ergebnis nicht zuletzt diesen Wetterkapriolen. Sie haben die Fruchtbarkeit seiner Sandböden in der Leester Marsch erst so richtig vorangetrieben. „Die leichte Schneedecke hat das Getreide gut geschützt. Im Mai hat es immer zur richtigen Zeit geregnet“, erläuterte Wagenfeld. Lediglich dem Mais sei die Witterung nicht so sehr bekommen. Doch insgesamt sei es vom Wetter her optimal für ihn gelaufen.
„Leichte Böden waren in diesem Jahr im Vorteil“, weiß auch Kreislandwirt Wilken Hartje aus Heiligenfelde bei Syke. Von den kontinuierlichen Niederschlägen im Frühling hätten die Sandböden profitiert. Und da diese Böden im Landkreis Diepholz vielfach vorhanden seien, könnten die Landwirte der Region überdurchschnittlich gute Ernteergebnisse vermelden. Und das nicht nur beim Getreide: Auch die Rapsernte ist trotz des kritischen Vegetationsverlaufes der vergangenen Monate recht ordentlich ausgefallen
.
Beim Raps ist das niedrige Vorjahresergebnis um knapp 17 Prozent übertroffen worden, wie der Deutsche Bauernverband (DBV) bekannt gab.
Das macht sich auch bei den Landhandelsunternehmen im Landkreis Diepholz bemerkbar. Getreu der Bauernregel „Ist’s ein kalter Februar, wird’s ein gutes Roggenjahr“ berichtete Frank Schröder, Filialleiter der Landhandelsgenossenschaft GS Agri in Leeste: „Am meisten wurden uns Roggen und Weizen gebracht.“ Während der Ernte hätte man das Getreide, das auch Jörg Wagenfeld der Genossenschaft lieferte, stets schnell an die Hauptwerke in der Region Vechta weitergeleitet. Dort werde das Korn zu Mischfutter verarbeitet, so Frank Schröder.
In der Raiffeisen-Warengenossenschaft (RWG) Twistringen sind die Speicher indes derzeit noch „gut gefüllt“, wie Hans-Peter Schorling als geschäftsführendes Vorstandsmitglied mitteilte. Es sei sehr viel mehr angeliefert worden als in den Vorjahren, und auch die Qualität sei besser gewesen. Einziger bitterer Beigeschmack: Das Preisniveau hat sich mit den hohen Erträgen verändert. Das Ergebnis: Die Landwirte bekommen weniger Geld für ihre Feldfrüchte. „Pro 100 Kilo ist das Getreide in diesem Jahr rund sieben Euro billiger als im Vorjahr“, erläuterte Kreislandwirt Wilken Hartje. Lediglich für die Viehhalter sei das ein Segen. „Unterm Stricht bleibt für alle anderen trotz Höchsterträgen weniger Geld übrig“, resümierte Frank Schröder.
Viele Ackerbauern würden das Getreide deshalb einlagern und zu einem späteren Zeitpunkt verkaufen, wie Hans-Peter Schorling von der Twistringer RWG erzählte. Jörg Wagenfeld aus Leeste hat diese Option nicht. Er kann auf seinem Hof nichts einlagern und daher auch nicht mit seinem Getreide und seinen Ölfrüchten spekulieren. Ohnehin hat der Landwirt in den vergangenen Jahren erkannt:„Die Preisfindung findet weltweit statt.“ Da nütze es nichts, das Wetter vor der eigenen Haustür zu beobachten. „Die Musik spielt nicht hier, sondern weltweit“, pflichtet Wilken Hartje seinem Kollegen bei. Sein Fazit: „Im vergangenen Jahr waren die Erträge mittelmäßig und die Preise gut. In diesem Jahr sind die Erträge gut und die Preise schlecht.“ 8
Ackerbauer Jörg Wagenfeld (rechts) hat die Speicher der Landhandelsgenossenschaft GS Agri in Leeste mit seinen Erträgen gefüllt. Das Getreide wird Filialleiter Frank Schröder nun an eines der Hauptwerke der Genossenschaft weiterleiten.
Foto: PHOTOCUBE
Mähen und Trocknen
Hans Peters hat in seinem 1947 erschienenem Buch „Altes Handwerk – Bäuerliches Brauchtum“ eine Beschreibung der Getreide-Ernte vor Erfindung des Traktors und der Mähmaschine hinterlassen: 9
„Mit Düngen und Pflügen, Eggen und Säen hat der Mensch sein Möglichstes getan, und Schnee und Regen, Wind und Sonne haben die Saat beschützt, ihr Wachstum gefördert und zur Reife gebracht. Staunend stehen die Kinder vor dem unendlichen, wogenden Roggenfeld. ‚Heini, pedd nich in den Roagen, dar sitt de Roagen-Möhm (Muhme) in; de holt di, hett Oma seggt‘. Als Kinderschreck wurde auch der Ziegenbock genannt, ‚de Buck stott di‘.
Ist die Witterung günstig gewesen, kann Mitte Juli mit der Roggenernte begonnen werden. ‚Dat Korn is riep, makt allens prat‘ hat der Bauer gesagt, nachdem er sich vorher mit seinem Nachbarn wegen gegenseitiger Hilfeleistung verständigt hatte. Die langen Leiterwagen werden instand gesetzt, die Sensen gedengelt, ‚de Seeßen hoart‘.
Foto; Helmut Wetjen
‚In de Aarn‘, in der Ernte, haben es Bauer und Bäuerin ‚hille‘, aber trotz der anstrengenden Arbeit freuen sich alle auf die Erntezeit mit ihrer besonders guten Beköstigung und den lustigen Gebräuchen. Das alte patriarchalische Verhältnis zwischen Bauer, ‚Deensten‘ und Tagelöhnern kommt so recht zur Geltung.
Morgens, wenn Hof- und Hausarbeit getan sind, gehen die Mäher mit der geschulterten Sense, die Frauen und Mädchen mit Harke (‚Wallharke‘) in weißer Leinenjacke, weißer Schürze und dem weißen ‚Flunkhut‘, eine Art Haube aus Holzstäbchen mit Leinen überzogen, der Gesicht und Nacken schützte, mit Lachen und Singen nach dem zu mähenden Roggenfeld.
Mit Jauchzen und Singen kehren sie mittags heim, um nach der Mittagspause in gleicher Weise nach dem Felde zu ziehen. Nach getaner Tagesarbeit erfolgt abends die fröhliche Heimkehr.
Mutter hat im Hause genug zu tun, um mit einer reichlichen und guten Kost für die vielen Mahlzeiten zu sorgen. Der ‚Wiem‘ muss Schinken und Mettwürste für Frühstück, Kaffeepause und Vesper hergeben, denn es gibt belegte Brote. Das Mittagessen und das Abendbrot werden im Hause eingenommen. Ein beliebtes Gericht ist dicker Reis mit Zucker und Kaneel bestreut, und Rauchfleisch.
An Getränken wurden früher ‚Brotwasser‘, d.h. Wasser, in das Schwarzbrotrinde getan ist, oder Wasser mit Essig und Honig verabreicht. In späteren Jahren gab es Kaffee und Braunbier. Kam der Bauer nach dem Felde, um sich vom Fortschreiten der Arbeiten zu überzeugen, brachte er eine Flasche Schnaps mit.
Vor dem Roggenfeld angekommen, stellen sich die Mäher in einer Reihe auf; die Sensen werden mit dem ‚Strick‘ nochmals gewetzt, und dann fängt der erste Mäher, gewöhnlich der erste Bauernsohn, oder der Großknecht, mit dem Mähen an. Sind etwa drei Schritt gemäht, folgt der zweite Mäher, dann der dritte usw.
In jedem ‚Swatt‘, das ist die Breite, die der Mäher mit der ausholenden Sense erreicht, folgt dem Mäher seine ‚Utnehmersche‘, welche die abgemähten Halme zu gleichmäßigen Bündeln zusammenharkt. Diese beiden nennt man ein ‚Gespann‘. Für 2 Gespanne ist eine ‚Überbinderin‘ tätig, welche die Bündel mit einem Strohseil zu Garben umschnürt. Nur wenn die Mäher die Sensen wetzen (strieken), muss die ‚Utnehmerin‘ beim Binden helfen, ‚de Striekgarwen up Sied maken‘. Diese Arbeitseinteilung ist bei einer guten Ernte üblich. Ein guter Mäher legt an einem Tag etwa ½ Hektar Getreide um. […]
Die abgemähten Strohhalme werden zu Bündeln zusammengeharkt, so dass sie zu Garben gebunden werden können.“ 10
Die Leester Heide in den 1960er Jahren: Hier wurde schon mit der Maschine gemäht, aber mit der Hand die Hocken aufgestellt.11
1935: Hocken auf dem Kirchweyher Geestfeld: Wilhelm Stöver kommt von der Ernte. Unter einem Arm trägt er Harke und Sense, im anderen hält er eine Garbe Stroh.12
„Sieht ein Fremder der Erntearbeit ahnungslos zu, kann er sich darauf gefaßt machen, daß er von einer Binderin mit einem Strohseil über Brust und Arme umschnürt und mit dem Spruch überrascht wird:
Mein Herr, Sie haben sich vergangen,
mit einem Seil sind Sie gefangen,
durch eine Flasche Branntewein,
können Sie erlöset sein.“
Hocken in Dreye: ein einma-liger Kinderspielplatz 13
… und in Kirchweyhe hinter der Eisenbahnersiedlung (Familie Henneke, ca. 1930)14
[…] Ist die Arbeit weit genug geschritten, kommen die Hocker, um die Garben zu Stiegen oder ‚Hocken‘ in der Mitte des Arbeitsstückes in geraden Reihen aufzustellen. Beim Roggen werden in der Regel 14 Garben zu einem Hocken zusammengestellt, und zwar lehnen sich fünf Garben in einer Reihe an die gegenüber stehenden fünf Garben, so daß ein dachartiges Gebilde entsteht. Je zwei Garben werden als Stütze links und rechts von der Öffnung an beiden Enden der Hocke angelehnt. Beim Hafer, Weizen und der Gerste bestehen die Hocken aus 10 Garben.
Kirchweyhe Geestfeld 1950er Jahre [Foto: Günter Wolf]
[…] Je nach Witterung, wenn der Roggen gut getrocknet ist, wird nach etwa einer Woche mit dem Einfahren begonnen, um die reiche Gottesgabe unter Dach und Fach zu bringen. Beim Beladen der Leiterwagen wird die Ährenseite stets nach innen gelegt. Die liegen gebliebenen einzelnen Halme werden zusammengeharkt und in Büscheln verladen. Der letzte Erntewagen wird bekränzt, und mit frohem Gesang geht es heimwärts. War die Beköstigung während der Erntezeit nicht gut, wurde in den letzten Wagen ein stumpfer Besen (‚stuwen Bessen‘) gesteckt.
[…] Je nach Witterung, wenn der Roggen gut getrocknet ist, wird nach etwa einer Woche mit dem Einfahren begonnen, um die reiche Gottesgabe unter Dach und Fach zu bringen. Beim Beladen der Leiterwagen wird die Ährenseite stets nach innen gelegt. Die liegen gebliebenen einzelnen Halme werden zusammengeharkt und in Büscheln verladen. Der letzte Erntewagen wird bekränzt, und mit frohem Gesang geht es heimwärts. War die Beköstigung während der Erntezeit nicht gut, wurde in den letzten Wagen ein stumpfer Besen (‚stuwen Bessen‘) gesteckt.
Der letzte Erntewagen fährt nur bis vor die ‚Neddendör‘. Der Großknecht streift die Sense und ruft: ‚Mudder, kam gauw her, anders meih ick dine ganze Petersilie af!‘ Die Bäuerin kommt schleunigst mit dem ‚Buddel‘ und schenkt jedem einen Schnaps ein. Jetzt kann der Wagen auf die Diele fahren.“16
Während die obige Schilderung der Ernte sich wohl auf die Zeit vor dem 2. Weltkrieg bezieht, ändert sich in den 1950er Jahren vieles in den Abläufen:
Mähbalken – handgebundene Garben
1958. Mähmaschine von Drews, Melchiorshausen, Böttcherei, von einem Pferd gezogen. Der Mähbalken wurde bereits mit einem kleinen Motor angetrieben.
Zunächst wird das Mähen mit der Sense durch die Mahd mit einem Mähbalken abgelöst, gezogen von Pferden oder an einem Trecker. Ein Trecker ersetzt dabei leicht mehrere Mäher. Das Binden der Garben erfolgt aber weiterhin von Hand.
Auch in der Sudweyher Heide wird 1958 noch mit Pferden das Korn gemäht, obwohl zu der Zeit schon Traktoren das Erntebild beherrschen. Die Pferde treiben über die Drehung der Räder den Mähbalken an. 17
Solche „Gras- und Getreidemähmaschinen“ wurden schon 1905 vom Leester Schmied Kumlehn angeboten.18
Zunächst wird das Mähen mit der Sense durch die Mahd mit einem Mähbalken abgelöst, gezogen von Pferden oder an einem Trecker. Ein Trecker ersetzt dabei leicht mehrere Mäher. Das Binden der Garben erfolgt aber weiterhin von Hand.
Auch in der Sudweyher Heide wird 1958 noch mit Pferden das Korn gemäht, obwohl zu der Zeit schon Traktoren das Erntebild beherrschen. Die Pferde treiben über die Drehung der Räder den Mähbalken an. 17
Solche „Gras- und Getreidemähmaschinen“ wurden schon 1905 vom Leester Schmied Kumlehn angeboten.18
Dann kommen die sogenannten Mähbinder auf: eine Maschine, zuerst vom Pferd, später vom Trecker gezogen, schneidet die Halme ab und legt sie als Garben (ungebunden) aufs Feld. Später bindet sie auch gleich die Garben mit einem Bindfaden, der aus Endlos-Paketen kommt und für jede Garbe abgeschnitten wird. Damit ist auch die Arbeit der Frauen zusammengeschrumpft auf die Aufstellung der Hocken und das Zusammenharken der Reste sowie das Packen der Garben auf den Ackerwagen.
Mähbinder – Pferdegezogene
Die erste Mähmaschine für Getreide entwickelte 1826 der schottische Geistliche Reverend Patrick Bell. Mit der Erfindung des mechanischen Knoters 1857 wurde es möglich, Mähbinder zu bauen, die das Getreide vollmechanisiert zu Garben banden. Zunächst wurden diese Maschinen von Pferden gezogen und dabei über die Maschinenräder angetrieben. Das erforderte natürlich viel Kraft, die selbst zwei Pferden zu viel werden konnte. Daher spannte man drei Pferde vor.
Von Pferden gezogener Mähbinder auf dem Kirchweyher Geestfeld (Hinter den Höfen) um 1957 19
Ein sehr frühes Modell kam in Melchiorshausen zum Eins
Mähbinder mit Treckerantrieb
Leeste Hof Rumpsfeld 1948
Mähbinder vom Trecker gezogen 21.
Mit Erscheinen brauchbarer Traktoren nutzte man diese zunächst zum Zug anstelle von Pferden. 1927 produzierte dann Krupp einen ersten Mähbinder, der unmittelbar über eine Zapfwelle vom Motor des Traktors angetrieben wurde.
Die Messer der Mähmaschine wurden durch die Zapfwelle des Traktors angetrieben. Das Schnittgut wurde auf einem umlaufenden Förderband gesammelt, durch Zinken zusammengeschoben und automatisch mit einem Band zusammengebunden. Danach wurde die Garbe auf dem Feld abgelegt.
Der zweite Mann auf dem Sitz musste korrigierend eingreifen, damit nichts verhakte.
Im 1960 aufgenommenen Heimat-Film „1100 Jahre Weyhe“ wurde das Mähen mit einem Traktor-gezogenen Mähbinder festgehalten.
Das Dreschen erfolgte In einigen Fällen direkt auf dem Felde, nachdem die Hocken einige Tage getrocknet waren. In den meisten Fällen aber wurde das Getreide zwischengelagert, entweder in einer Scheune oder in einer Strohmiete. Diese konnte wiederum auf dem Felde errichtet werden, oder, wenn Platz war, auch auf dem Hof.
Bei Landwirt Horst Meyer aus Melchiorshausen zieht schon 1954 ein Trecker (FENDT) den Mähbinder. Meyer kann damit ohne weitere Hilfe die Garben - fertig zum Aufhocken - auf das Feld legen.22
„Stroh-Mieten“, Scheunenlagerung
Die Lagerung der Getreidegarben erfolgte entweder im Haupthaus oder in Scheunen. Wer keine Scheune hatte, baute sich einen Stroh-Haufen auf freiem Feld mit einer regendichten Abdeckung. Oft wurden sogenannte „Holländer“ eingesetzt, wo die Abdeckung über Schlaufen an 4 Pfosten hing und je nach Höhe des Haufens nach oben gezogen werden konnte.
2008 fotografiert Wilfried Meyer einen der letzten „Holländer“ in Leeste „An der Beeke“, um ihn im Rahmen der Spurensuche des Kreisheimatbundes der Nachwelt digital zu erhalten.
Sudweyhe: Aufschichten der Strohgarben zu einem Haufen in den 1950er Jahren. Hier wird die Miete auf dem Hof errichtet.23
Die Getreide-Ernte als Gemeinschaftsaufgabe
Die Getreide-Ernte konnte nur bei trockenem Wetter eingeholt werden. Eine kurze Erntezeit konnte vor der Mechanisierung nur mit Hilfe aller auf den Höfen erreicht werden, d.h. alle Männer (Bauer, Knechte, Brüder und Söhne des Bauern) und Frauen (Bäuerin, Mägde, Töchter und Schwestern des Bauern) sowie auch Nachbarn, Verwandte und Häuslinge oder Tagelöhner wurden mit eingespannt. Das war auch gesellschaftlich ein Ereignis, da man sich so gut kennenlernte und ein Gefühl der Gemeinschaft entstehen konnte, insbesondere durch gemeinsame Einnahme der Mahlzeiten, sei es auf dem Feld oder beim Bauern zu Hause. Da machten Geschichten die Runde, und die letzten Neuigkeiten wurden ausgetauscht.
1951 bei Bruns in Sudweyhe: rechts Manfred Riehn 24
Die Kinder waren für verschiedene „Dienste“ eingeteilt. Sie mussten die Körbe mit dem Kaffee-Geschirr und die Milch- und Kaffeekannen zum Feld bringen, beim Aufstellen der Hocken helfen, manchmal auch schon beim Packen auf den Wagen die Garben zureichen usw.
Die Familien Käting und Wetjen bei der Kornernte in Hagen, 1920
Dabei gab es so manche Erlebnisse:
Ein Foto aus den 1930er Jahren zeigt die Familie Lange bei der Vesper während der Getreide-Ernte: v.l.: Alfred Cordes, seine Mutter Anna, Grete Lange, ihre Eltern Johanne und Johann Lange.26
Ein weiteres Foto aus Hagen zeigt die Familie Schierenbeck mit Helfern bei der Roggenernte im Jahr 1927. Zum Mähen des Getreides wurde schon eine Mähmaschine eingesetzt.
Auch in Erichshof trifft sich eine „Ernte-Gemeinschaft“ zur Vesper auf dem Felde 27
1930: Die Familie Henneke bei der Getreideernte. 28 Die von Hand gebundenen Garben werden zu Hocken aufgestellt. Dabei hilft Johann (genannt Charlie) Wiechmann – ganz rechts.
Das hier gezeigte Feld lag in Kirchweyhe zwischen der heutigen Tulpenstraße und dem „Goldenen Winkel“. Im Hintergrund sind Eisenbahnerhäuser zu sehen.
6.2.2 Dreschen
Dreschen mit Dreschflegeln
Hans Peters beschreibt das Dreschen, als es noch keine Dreschmaschinen gab: „Im Herbst wurde mit dem Ausdreschen des Getreides begonnen. Zunächst wurde eine Lage Korn, mit den Ähren nach der Mitte zu, übereinander gelegt, bis zum Flett ausgebreitet. Während die Drescher, 4, 6 oder 8 Mann, die sich gegenüber standen, die Lage im halbschrittweisen Vor- und Zurückgehen mit den Dreschflegeln nach einem bestimmten Gleichklang abdroschen, bereiteten die Frauen und Mädchen daneben die zweite Lage vor. So konnten immer abwechselnd lange Bahnen abgedroschen werden.“29
Anschließend reinigte man das gedroschene Korn durch Sieben oder Windsichten von der Spreu und Verunreinigungen wie Erde oder Unkrautsamen. Beim Windsichten wurden leichte Bestandteile des hochgeworfenen Druschs wie die Spreu vom Wind weggeweht. Später wurden dafür einfache handbetriebene Windfegen verwendet, bei denen ein Siebkasten das Getreide in einen darunter angebrachten Windkasten rieseln ließ.30
Ein alter Reim der Drescher bei der Arbeit lautete:31
1. Flegel: Sla to
2. Flegel De Teepott
3. Flegel: De Kaffeepott
4. Flegel: Sla du to, ick kann nich
Dreschmaschinen mit Pferdeantrieb
Mit der einsetzenden Mechanisierung wurden etwa ab 1786 zunächst stationäre Dreschmaschinen entwickelt, die anfangs von Hand oder über Göpel von Tieren (meistens Pferde) angetrieben wurden.
Gusseisernes Detailstück aus stationärem Pferdegöpel (Teil e in Zeichnung von Eckert): Zapfen auf der Grundplatte (Teil e in der Zeichnung von Eckert) als Lager für das Pferdeantriebskreuz – fotografiert in Melchiorshausen 2020. 32
Der im Syker Museum ausgestellte Göpel wurde zur Demonstration noch einmal mit Pferden angetrieben.
Da das Dreschen an dem Ort, wo die Getreidegarben gestapelt waren, praktischer war als das Transportieren der Garben zu einer stationären Dreschstation, wurden bald fahrbare Dreschmaschinen mit fahrbaren Göpeln entwickelt.
1913 war das Dreschen mit Pferden nicht mehr Stand der Technik. H.Schierenbeck in Hagen b. Leeste verkaufte seinen Göpel.34
Dreschmaschine mit Dampfantrieb
Kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert setzt sich der Dampfantrieb auch zum Dreschen durch. Entweder wurden die Dreschmaschinen von Mühlen zum Lohndreschen angeboten (hier existiert damals ja oft schon eine Dampfmaschine), oder es schaffen sich einige Lohnunternehmer eine Dampfmaschine und eine Dreschmaschine an und ziehen damit zu den Landwirten.
Der Schmied Otto Riepling in Leeste kauft innerhalb von 2 Jahren zwei neue Dampf-Dreschmaschinen.35 Eine stationäre Maschine kann von den Landwirten genutzt werden, indem sie das ungedroschene Getreide zu Riepling brachten. Die zweite war transportabel. Neben der Maschine werden zwei Arbeiter gestellt: Der Maschinenheizer, der wohl die Dampfmaschine mit Kohlen versorgt, und der Garben-Einleger. Die restlichen Arbeitskräfte muss der Landwirt mitbringen.
1904 zieht Riepling von Leeste fort und verkauft deshalb seine transportable Dreschmaschine an Heinrich Niemeyer in Hörden. 36 Dieser übernimmt danach die Lohndrescherei bei den Landwirten.37
Die Mühlen Dunkhase in Kirchweyhe an der Bahnhofstraße (ab 1898) und Friedrich Meyer an der Chaussee in Erichshof (ab 1909) bieten ebenfalls den Landwirten eine Dreschmaschine zum Dreschen an. Dunkhase hat eine Dampfmaschine 38, Meyer zunächst ein Windrad, dann einen Sauggasmotor als Antrieb. 1900 verkauft er seine Dreschmaschine.39 Er bietet aber auch nach dem Kauf des Sauggasmotors im Jahre 1908 seinen Nachbarn noch eine Dreschmaschine zur Nutzung an.
Die technische Entwicklung der Dreschmaschinen bringt immer neue Typen hervor: 1900 ist es die Glattstroh-Stiften-Dreschmaschine mit Planschüttelwerk, eine Erfindung des Melchiorshauser Maschinenbauers Warneke. Das Planschüttelwerk besteht aus einem „Hebelsystem mit Federantrieb mit überall gleich hoher Schüttelbewegung“.40 Daneben gibt es die Breitdreschmaschine mit zusätzlichen Geräten wie Plansichter, wobei die Getreide-Garben an der Seite “breit” eingeschoben wird, im Gegensatz zu anderen Typen, wo die Garbe ”längs” eingeführt werden.
Mit der Dampftechnik werden auch neue Berufsfelder geschaffen. Für die Unfallversicherung ergeben sich neue Risiken: Maschinisten, Heizer, Schmierer, Öler und auch die Einleger können und müssen jetzt über die Berufsgenossenschaft versichert werden.
Ein Foto vom Hof Kastens in Leeste(s.u.) zeigt, welche Arbeitskräfte bei einer Dreschmaschine mit Elektromotor noch benötigt wurden: Zwei Arbeiter vom Lohnunternehmer (ganz links) bedienten die Maschine, die Bäuerin und deren Töchter oder Verwandte sowie die Mägde reichten die Garben und brachten das gedroschene Stroh weg. Der Bauer oder sein Sohn überwachten das Dreschen und nahmen das gedroschene Getreide in Säcken in Empfang. Die Kinder der gesamten Nachbarschaft liefen zusammen und beobachteten das Geschehen oder mussten mithelfen.
Dreschmaschine mit Elektromotor
Der Elektromotor löst in den 1930er Jahren den Sauggasmotor oder den Benzolmotor ab. Die Dreschmaschine bleibt aber in Unternehmerhand, da sich für die Landwirte eine Anschaffung meist nicht lohnt.
Dreschmaschine und Elektromotor sind oft fahrbar, so dass das Dreschen auf den Höfen stattfinden kann.
Der Elektromotor treibt die Dreschmaschine über einen Treibriemen an. Dieser muss von Zeit zu zeit gewachst werden, damit die Kraftübertragung per Reibung funktioniert. Auch muss ständig darauf geachtet werden, dass der Treibriemen nicht „abspringt“, d.h. auf der Riemenscheibe verbleibt.
Dreschen 1942 42
Sudweyhe Dreschmaschine in den 1950er Jahren. 43
Dreschen als Gemeinschaftsaufgabe
Das Dreschen des Getreides bleibt auch mit den Dreschmaschinen eine Gemeinschaftsaufgabe, wenn auch weniger Arbeitskräfte benötigt werden als bei dem Dreschen mit Flegeln. Das ändert sich erst mit dem Mähdrescher: Da wird nur noch der Fahrer des Mähdreschers benötigt (meist vom Lohnunternehmen) und ein oder zwei Fahrer für den oder die Trecker mit dem Kornwagen.
Strohverwendung
Das ausgedroschene Stroh wird als Stall-Einstreu für die Schweine und Kuhställe verwendet und landet zusammen mit den tierischen Exkrementen als Dünger auf den Äckern und Weiden.
Inwieweit Stroh in Weyhe auch für andere Zwecke verarbeitet wurde, z.B. für Stroh-Hüte, Trink-Strohhalme, Strohmatten, Malotten (Strohhülsen) für Weinflaschen usw., ist nicht bekannt. Diese Produkte wurden aber in industrieller Weise im Twistringer Raum hergestellt.
Mit den Mähdreschern muss auch die das Stroh in gleicher Weise wie das Heu geerntet werden: Mit einer Strohpresse werden die vom Mähdrescher gelegten Bahnen aufgehoben und zu Ballen gepresst. Anfangs sind die Ballen noch lose und leicht. Später wird das Stroh mit immer mehr Druck zu schweren Ballen gepresst, die nur trainierte Helfer noch mit einer Forke bewegen können. Schließlich produzieren die Pressen große Rundballen, die man nur noch mit dem Traktor und einem Frontlader bewegen kann. Die Ballen werden heute auf den Höfen oder manchmal auch in Mieten auf den Feldern gelagert oder verkauft. Denn mit den strohlosen Schweineställen und Kuhställen wird auch das Stroh nicht mehr so wie früher benötigt. Es wird aber auf Pferdehöfen und zur Herstellung von ökologischen Dämmmaterialien noch immer eingesetzt. Auch nutzen Bio-Höfe das Stroh in traditioneller Weise als Einstreu.
6.2.3 Mäh-Dreschen
Als nächster großer Schritt in der Automatisierung der Landwirtschaft ist die Erfindung des Mähdreschers zu sehen: Hier werden fast alle Schritte der Getreide-Ernte in einer Maschine integriert.
Mähen des Getreides
Auch beim Mähdrescher gibt es verschiedene Typen:
Mähdrescher – gezogen
Der Traktor wurde Anfang der 1960er Jahre als Transportmaschine und zum Antrieb für das Räderwerk des Mähdreschers genutzt. Der Antrieb erfolgte über die Kurbelwelle.
Der Traktor fuhr neben dem Mähdrescher her, also eine Spur versetzt. Daher musste die erste Spur von Hand (meist noch mit der Sense) gemäht werden.
In Leeste hatte der Landwirt Struthoff den ersten gezogenen Mähdrescher.44
Selbstfahr-Mähdrescher
Der gezogene Mähdrescher setzte sich nicht durch: Schon bald (Ende der 1960er Jahre) hatte der Mähdrescher einen eigenen Motor, leistungsfähig wie ein Traktor.
Remmert Grashoff Joh. Budelmann, Kirchweyhe, um 1979 auf einem Fahr-Mähdrescher – noch ohne Kabine oder Sonnendach und mit geringer Schnittbreite.45
Leistung und Komfort
Danach wird der Mähdrescher ständig optimiert, hinsichtlich
Joh. Lange aus Melchiorshausen fährt 2005 noch ohne viel Automatisierung zur Korntankentleerung. Aber er hat schon ein Sonnendach.
Horst und Jörg Wagenfeld, Leeste, 1990, noch ohne Sonnenschutz.
Sudweyhe Friedrich Borstelmann 2015, mit „historischem“ Mähdrescher. 47
[Foto E.E. Evers]
Zuerst kauft Johann Budelmann diesen Mähdrescher, nach 3 Jahren aber wird er zu klein. Er verkauft ihn an die Schmiede Greve in Sudweyhe, die dann an Borstelmann weiterverkauft.
Ein anderer Oldie-Drescher ist 2020 auch noch an der Straße “Zur Böttcherei” im Ernte-Einsatz 48
Dagegen ein moderner Mähdrescher bei der Rapsernte – mit vollklimatisierter Fahrerkabine, Computersteuerung und wesentlich größerer Schnittbreite. Der Korntank kann wesentlich mehr von dem gedroschenen Raps-Samen aufnehmen, was zu längeren Tankentleerung-Zyklen führt.
Jens Meyer, Weyhe-Melchiorshausen, 2008 49
Walter Töbelmann beim Dreschen des Raps 2019. Auch hier ist eher ein Oldie im Einsatz. 50
Zunächst probieren viele Landwirte die kleinen Mähdrescher aus: Sie bilden Maschinengemeinschaften, um die Kosten erschwinglich zu halten. Bald aber erkennen sie, dass diese Maschinen nur wirtschaftlich sind, wenn sie während der gesamten Erntezeit eingesetzt werden. Hinzu kommt, dass durch den Austausch von Schneidvorsätzen, Dreschtrommeln usw. die Mähdrescher sowohl für Körnermais, Raps und Getreide einsetzbar sind, der einzelne Landwirt aber meist nur eine dieser Sorten anbaut. Als kann ein Lohnunternehmer oder Maschinenring den Einsatz leichter auf mehrere Sorten verteilen.
So wandert das Dreschen im Laufe der zeit hin zu Maschinenringen oder großen Lohnunternehmen.
Für Weyhe sind das: 51
Lohnunternehmer und Maschinenringe sind in jeweils eigenen Kapiteln dargestellt.
6.3 Getreide-Mühlen und -Vermarktung
Bauernbäckerei
Noch 1798 vermerkt U.C.F. Manecke, dass die Bewohner der Geest im Allgemeinen keine Kornfrüchte zum Verkauf übrig hätten.53 Zwar verkaufen die Marschbauern Gerste und Futter insbesondere nach Bremen, aber sie verbrauchen einen Großteil auch auf den eigenen Höfen – als Viehfutter oder zum Backen von Broten für den Eigenbedarf.
Grützmühlen, Handmühlen
Hans Peters beschreibt die Nutzung von Handmühlen: „Um Christi Geburt kamen bei uns die ersten Handmühlen auf. Sie bestanden aus zwei übereinander liegenden runden Steinen aus Felsstein, später aus Sandstein, mit glatten Mahlflächen.[…] Durch die Löcher in der Mitte der Steine ging eine hölzerne Achse, die in dem unteren Stein (Bodenstein) befestigt war. Der obere Stein (Laufstein) konnte um die feststehende Achse mit den Händen hin und her bewegt werden. Bei diesem Stein war das Loch an der oberen Fläche zur besseren Aufnahme der Getreidekörner etwas versenkt und so weit, dass die Körner um die Holzachse auf den unteren Stein fallen konnten.
Aus diesen kleinen Handmühlen haben sich die verschiedenen Arten von Mühlen entwickelt; von der verbesserten Handmühle, Grützmühle, Senfmühle für den Kleinbedarf bis zu den Wind-, Wasser und Motormühlen. […] Das Mahlgut für die Grütze = „Gorde“, das ist hauptsächlich Hafer und Buchweizen, muss gröber gemahlen werden. Gerste wird für die Grütze nicht gern genommen, weil sie einen bitteren Geschmack hat.
Handmühle im Museum 54
Vor dem Vermahlen wird das Mahlgut gedörrt. Das geschah früher in der Weise, dass man es in einen Sack schüttete […]. Dann wurde der Sack nach dem Brotbacken in den noch warmen Backofen geschoben und wiederholt gewendet […]. Die zwischen der Grütze verbliebenen Schalen = „Bosseln“ wurden durch die Staubmühle = „Stöwmöhlen“ entfernt.“55
Grützmühle mit Windfege des Bauern Dannemann aus Groß-Henstedt.56
Peters teilt auch etwas über die Verwendung der Grütze mit: Speisen wie Buchweizenpfannkuchen, Hafergrützsuppe (Grütze mit Fleisch und Kartoffeln), Milchsuppe mit Grütze, Knipp, Grützwurst und Pinkel sind nahrhaft und auch schmackhaft. Und er nennt auch Straßen, die nach den „Gordemokern“ benannt wurden, darunter die „Gordemokerstroten“ in Leeste. Hier ist wohl die Grützmacherstraße in Melchiorshausen gemeint. 57
Da die finanziellen Mittel auf den kleinen Höfen meist sehr knapp waren, konnte man sich das Mahlen des geernteten Getreides beim Wind- oder Wassermüller nicht leisten, so dass die Handmühle zur Nahrungsbereitung sowohl für den Haushalt als auch für die Tiere ausreichen musste.
Zum Brotbacken hatten die Höfe einen eigenen Backofen, der aus Lehm, d.h. Flechtwerk mit Lehmbewurf, oder später aus Ziegeln hergestellt wurde. Der Ofen stand oft in einem eigenen Backhaus, in dem auch das fertiggebackene Brot abgelegt werden konnte. Im Backhaus wurde vielfach auch das Brennmaterial aufbewahrt sowie die Utensilien, die zum Brotbacken nötig waren: ein Schieber, auf dem das Brot in den Ofen geschoben wurde, eine Forke zum Einschieben des Feuerholzes, ein Kratzer zum Herausziehen der Asche, ein Besen aus Ginster zum Reinigen des Backofens,
Nach Peters wurde in der Regel alle 3 Wochen gebacken, und zwar mehrere Schwarzbrote aus Roggenschrotmehl (je 18 – 20 Pfund schwer), einige Graubrote aus gebeuteltem Roggenmehl, oder das „Kalmelksbrot“, aus gebeuteltem Roggenmehl mit zerquetschten Kartoffeln vermengt und mit Buttermilch („Kalmelk“) angerührt. Außerdem noch Stuten, Zwieback und Semmeln, und bei Festtagen auch mal Butterkuchen und Klaben.58
„Gegen Abend wird gesäuert (‚süert‘). Vom letzten Backen ist ein Klumpen Sauerteig zurückbehalten und im Keller aufbewahrt worden. Von diesem Sauerteig […] werden[…] etwa 1 ½ Pfund auf ein Zentner Mehl in einem Eimer mit warmen Wasser aufgelöst und mit Mehl im Backtrog vermengt. Dann wird der Backtrog […] gut zugedeckt und das Ganze der Gärung überlassen.
Am nächsten Morgen, in aller Herrgottsfrühe, hat der Häusling bereits den Backofen angeheizt, denn auch seine Brote sollen mit gar gemacht werden. […] Bald nach der Frühkost kommen die Frauen. Nach Anweisung der Bäuerin wird an einem Ende des Backtroges so viel Mehl wie erforderlich dem Sauerteig zugeschüttet, eine kleine Prise Salz nicht vergessen, und das Mengen und Kneten des Brotteiges mit mehreren Personen am Backtrog beginnt. Nach etwa zwei Stunden anstrengender Arbeit können die Schwarzbrote auf dem Tisch geformt werden. […]
Inzwischen ist der Backofen heiß geworden, die Steine der Backoffenwölbung haben eine weiße Färbung angenommen. […]
Um zu prüfen, ob die Hitze richtig ist, werden einige Ähren in einen Staken geklemmt, in den Backofen geschoben. Wenn die Grannen schwarz werden oder gar versengen, ist die Hitze zu stark; der Ofen muss sich erst abkühlen. Werden die Grannen braun, ist die Hitze richtig, und das Einschieben der Brote mit dem Brotschieber kann beginnen.
Schwarzbrot muss 4 bis 5 Stunden im Backofen bleiben, bis es gar ist.[…] . Mit dem Herausziehen des Schwarzbrotes ist das Backen beendet, und die Bäuerin atmet erleichtert auf, dass alles gut geraten ist.“59
Höfe in Weyhe mit nachgewiesenem Backofen
6.3.2 Getreideanlieferung zu den Mühlen / Futterwerken
1. Anlieferung Wassermühlen – Mühlen-Zwang
Bis zur Aufhebung des Mahlzwangs im 19. Jahrhundert (1868) waren die Bauern einer und nur einer Mühle zugeordnet, wo sie ihr Getreide mahlen lassen konnten. Da in Weyhe davor nur die beiden Wassermühlen in Sudweyhe und Leeste existierten, war die Zuordnung klar: Die Leester Bauern (inklusive Melchiorshausen, Angelse, Hörden, Hagen und Erichshof) musste das Korn zur Leester Mühle bringen, alle anderen zur Sudweyher.
1737 gehören zum Mahlbezirk der Leester Mühle neben dem Kirchspiel Leeste auch das Kirchspiel Brinkum (außer Wulfhoop). Und "zur Adlichen Waßer Mühle zu Weyhe sollen gehören das ganze Kirchspiel Weyhe". 66
1702 gibt es Auseinandersetzungen zwischen der Leester Mühle und dem Sudweyher Gut wegen 'Abwanderung' der Leester zur Mühle Sudweyhe, wenn in Leeste Wassermangel herrscht. Gutsherr von Fabrice obsiegt auch in diesem Streit.
Die Pachtmüller der landesherrlichen Wassermühle in Barrien und Leeste versuchen ihre Mühlen als Zwangsmühlen zu betreiben und Bewohner ihrer Mahlbezirke daran zu hindern, auf der Sudweyher Gutsmühle mahlen zu lassen. Daraufhin teilt der Syker Amtmann Eberhard Juxberg Vizekanzler Weipart Ludwig v. Fabrice, dem Sudweyher Gutsherrn, in einem Schreiben vom 3. März 1704 mit:
"werde auch nicht ermangeln darüber zu halten, daß den §. 10 des Landtagesabschiedes gelebet und einem jeden frey bleibe in hiesigem ambte zu mahlen, wo Er wolle, maßen in hiesiger ambts Registratur von dero gleichen zwang Mühlen keine Nachricht finde, außer daß dem hiesigen ambts unterthanen nicht gestattet worden, außerhalb ambts und landes fremde Mühlen zu besuchen, darauff dan die Voigte und Müller fleißige achtunge geben, und die Contravenienten an melde müßen, damit Sie Davor auff denen Landtgerichten bestraffet werden" 67
2. Windmühlen
Nach 1868 werden Windmühlen nach holländischem Vorbild gebaut – in Erichshof, in Melchiorshausen und in Leeste. Ähnliche Versuche, in Kirchweyhe und Dreye neue Mühlen zu bauen, werden vom Gutsherrn in Sudweyhe abgeblockt. Er fürchtet die neue Konkurrenz für seine Wassermühle.
3. Motormühlen
Mit dem Aufkommen der Dampftechnik und dann später mit den Sauggasmotoren und elektrischen Antrieben werden auch in Kirchweyhe neue Mühlen errichtet: Dunkhase an der Bahnhofstraße, Budelmann und Hüneke an der Dorfstraße. Auch in Leeste, Melchiorshausen, Hagen und Erichshof entstehen neue Motormühlen: Hildebrand/Eggers, Wetjen, Mühlenbruch, Meyer, Dunkhase, Warneke – während die alten Windmühlen abbrennen oder verfallen. Die meisten Landwirte aus dem Ort lassen danach bei den Motormühlen ihr Korn mahlen. Das Korn wird an der Mühle gelagert und bei Bedarf geschrotet oder gemahlen. Das Mehl wird dann zu den Höfen gebracht. 68
4. Konkurrenz der billigen Gerste aus Russland / Futterwerke
Nach dem Bau der Eisenbahn erlebt das Mühlenwesen einen Boom: Mit billiger Gerste aus Russland wird die Schweinemast stetig erweitert, und die Mühlen werden vergrößert zu Futterwerken (Landwehr und Warneke).Sie stellen die Versorgung der landwirtschaftlichen Betriebe mit Futter zunächst als Sackware über Pferd und Wagen, dann über LKW und schließlich als loses Futter per Tankwagen sicher. Die kleinen Wasser-, Wind- und Motormühlen werden nach dem 2. Weltkrieg systematisch zur Aufgabe durch Stilllegung-Zuschüsse „gezwungen“, weil die Politik den Trend zur Größe fördern will.
Aber die Futterwerke sind auch weiterhin Abnehmer des auf den Weyher Feldern gewachsenen Korns, sei es Gerste, Weizen oder Roggen. Die Landwirte bringen das geerntete Getreide direkt zu den Futterwerken und erhalten dort nach Gewicht, Qualität und aktuellen Marktpreisen ihren Ernteertrag ausgezahlt.
Gleichzeitig wird auch weiterhin Feinmehl zum Brotbacken gemahlen – vermehrt jetzt aber für Bäckereien. Die Bauernbäckerei wird mehr und mehr eingestellt. Man holt das Brot nun vom Bäcker.
In den 1970er Jahren wurde das Mahlen von Backmehl in den kleinen Mühlen unwirtschaftlich. Es setzten sich immer mehr die Großmühlen durch, die durch Einsatz von Technik reine Mehlsorten garantieren und wirtschaftlich herstellen konnten. So wurden die Bäckereien und Konditoreien in Weyhe und Umgebung vom Einkaufsverband BÄKO versorgt, die das Mehl hauptsächlich von der Roland-Mühle in Bremen bezog.
5. Zwangswirtschaft: Bestimmungen zur Lieferung von Brotgetreide (1. und 2. Weltkrieg)
Um die Versorgung der Bevölkerung mit Brot auch in Kriegszeiten sicher zu stellen, wird den Mühlen die Lagerung von Brotgetreide und die Versorgung der Bäckereien mit Mehl zur Auflage gemacht – über Lebensmittelkarten innerhalb der Zwangsbewirtschaftung. Landwirte („Selbstversorger“) müssen pro Person eine bestimmte Menge (3 kg) an die Mühlen abliefern. Landwirte können Roggen (30 Pfund pro Selbstversorger) gegen Brotgetreide (Weizen) eintauschen – bei den dazu bestimmten Mühlen. Ansonsten muss die gesamte Roggenernte an die Mühlen abgeliefert werden, wofür aber dann die „Roggengelder“ ausgezahlt werden.
Nach der Leester Schulchronik bestanden die Notverordnungen des Ersten Weltkrieges in folgenden Bestimmungen:69
1. Es wurden Höchstpreise für das Brotgetreide bestimmt.
2. Das Brotgetreide wurde mit dem Verfütterungsverbot an die Tiere für die Menschen zurückgehalten.
3. Es wurde eine stärkere Ausmahlung des Getreides bestimmt.
4. Reines Mehl durfte nicht mehr verbacken werden. Dem Weizenmehl musste Roggenmehl, dem Roggenmehl Kartoffeln, Kartoffelflocken oder Kartoffelwalzmehl zugesetzt werden. Im ganzen Reiche wurden statistische Erhebungen angestellt, um die noch vorhandenen Bestände an Getreidevorräten festzustellen. Nun wurde bestimmt, dass in der Zeit vom 15. März bis 15. August auf jeden Kopf der Bevölkerung 108 Pfund zu rechnen sei. Wer mehr an Korn hatte, musste dieselben abliefern. Um den Verbrauch zu regeln, wurden Mahlkarten eingeführt. Auf diesen Karten war das Höchstmaß des zu mahlenden Getreides angegeben. Reines Weizenmehl war nur noch vereinzelt zu haben und kostete schon 70 Pf. pro Pfund.
5. Das vorhandene Brotgetreide wurde beschlagnahmt und der Kriegsgetreidegesellschaft überwiesen. Diese verteilte die Vorräte für die einzelnen Kreise resp. Gemeinden. Die Vorräte für den Kreis Syke mussten nach Bremen geliefert werden.
6. Seit dem 15. März 1915 wurden für diejenigen Personen, die kein Brotkorn besaßen, Brotkarten ausgegeben. Unter Abgabe dieser Karten wurde dann von den Bäckern das Brot mit dem vorgeschriebenen Gewichte abgegeben. Ein Roggenschrotbrot im Gewichte von 4,2 Pfund kostete 75 Pf. , ebenso ein Graubrot im Gewichte von 4,5 Pfund. Auch konnte man gegen Abgabe von Brotkarten Mehl erhalten und zwar 1596 g Schrot, Weizenschrot oder Roggenschrot, oder 1400g Weizen- oder Roggenmehl. Die Brotkarten wurden für jede Woche bei dem Gemeindevorsteher ausgegeben. Brotkarten, die während der Gültigkeitsdauer – 1 Woche- nicht verwendet wurden, konnten gegen eine Belohnung von 10 Pf. abgegeben werden. So wurde in jeder Beziehung auf Sparsamkeit hingearbeitet. Unrichtige Angaben von vorhandenen Vorräten an Korn u. Mehl wurden gerichtlich bestraft. Viele Landwirte, Müller u. Bäcker sind darum, dass sie die wirklichen Bestände verschwiegen hatten, erheblich bestraft.
7. Da nächst dem Brotgetreide die Kartoffeln ein wichtiges Nahrungsmittel sind, so traf auch hier die Regierung wichtige Maßnahmen. Auch hier wurden Erhebungen u. Zählungen vorgenommen. Verfüttert durften die Kartoffeln, bevor man nicht festgestellt hatte, dass ein Überfluss vorhanden war, nicht werden. Nach der letzten Erhebung ergab sich, dass die vorhandenen Vorräte voll u. ganz bis zur neuen Ernte ausreichten. Alle getroffenen Maßnahmen zielten darauf hinaus, dass möglichst sparsam mit den vorhandenen Lebensmitteln umgegangen werden sollte. In besonderen Vorträgen, die von besonders dazu ausgebildeten Personen gehalten wurden, wurde auf die sparsame Lebensweise und ihre Einrichtung hingewiesen.
Der Bevölkerung wurden hauptsächlich folgende Ratschläge gegeben:
Auch in der Schule wurden die Kinder ganz besonders zur Sparsamkeit ermahnt. Reste von Butterbroten durfte nicht gefunden werden.
So werden im August 1922 die lieferungspflichtigen Landwirte der Gemeinde Leeste aufgefordert, etwas Brotgetreide an die Mühle von Mühlenbruch zu liefern.70 Im April 1920 muss jeder Selbstversorger 15 kg Roggen an die Mühle D. Landwehr in Hagen liefern.
Mühlen, die sich nicht an die Vorschriften halten, werden kurzzeitig stillgelegt „wegen Unzuverlässigkeit der Inhaber“.
Vom Roggen muss die Gemeinde teilweise an den Kreis Syke etwas abliefern.
Bäcker erhalten Weizenmehl nur noch gegen Bezugskarten.
Wo die Obrigkeit mit Zwangsanordnungen ar-beitet, wird es auch immer jemand geben, der die Anordnungen unter-laufen will. In Bremen wird im September 1920 „Mehlschiebeware“ ent-deckt.71
Heutige Groß-Futterwerke: z. B. GS agri
Heute sind die Futterwerke in überregionale Genossenschaften aufgegangen, die in zentralen Mischwerken das Futter herstellen und in der Weser-Ems Region genauso wie im Raum südlich Bremens die Landwirte beliefern.
Nur eine einzige der Weyher Mühlen hat überlebt: Dietrich Landwehr in Hagen hat sich auf Kleintierfutter spezialisiert und hat damit eine Marktnische besetzt.
2019 wird letztmalig die Getreideernte der Weyher Landwirte in Leeste am Bahnhof gesammelt. Die beiden Futterwerke von Heinrich Landwehr (seine eigenes und das von Warneke übernommene) waren von GS agri aufgekauft worden. 2019 zog die Getreidesammelanlage um nach Melchiorshausen. Da der Abriss des Futterwerks von Warneke schon 2019 begann, musste das Getreide unter freiem Himmel abgekippt werden, um dann in den noch stehenden Silos des Landwehr‘schen Werkes zwischengelagert und schließlich per Tankwagen an die Futterwerke in Garrel und Schneiderkrug geliefert zu werden.72
Genossenschaften: Mühlen und Getreide-Vertrieb (Erichshof, Sudweyhe)
Da die Geldmittel auf den Höfen sehr knapp waren, hatte sich folgender Kreislauf eingebürgert:
Das Saatgetreide wurde bei der Mühle gekauft, aber nicht bezahlt, sondern „angeschrieben“. Wenn die Ernte kam, wurde die Getreide-Ernte zur Mühle gebracht, und am Ende des Jahres wurde abgerechnet. Oft wurde auch der Bäcker noch mit einbezogen: Das von der Bäckerei geholte Brot wurde ebenfalls angeschrieben, und der Bäcker rechnete mit der Mühle ab.73
Diese Art des Wirtschaftskreislaufs war teilweise Programm in den Genossenschaften. Durch die Gründung der Spar- und Darlehenskassen wurde auch Betrieben mit wenig Kapital die Erwirtschaftung des Lebensunterhaltes über die Landwirtschaft ermöglicht.
Die Gründung von Genossenschaften sowie speziell der Betrieb von Mühlen innerhalb dieser Vereinigungen hatte aber vor allem den Zweck, die Abhängigkeit von externen Mühlen zu vermindern, so dass alles vor Ort bleiben konnte: der Anbau des Getreides, die Ernte und die Verarbeitung, die Herstellung von Viehfutter und Brotgetreide sowie Einkauf und Bereitstellung von Saatgut, Dünger, Pflanzenschutzmitteln und Maschinen.
Zu den einzelnen Mühlen in Weyhe siehe das Kapitel “Mühlen” unter “Gewerbe”.
6.3.3 Verkauf von Getreide
Vereinzelt kam es auch vor, dass erntereifes Getreide “auf dem Halm” verkauft bzw. versteigert wurde. Das zeigen einige Zeitungsanzeigen aus der Zeit um die Jahrhundertwende.74
Es handelt sich wohl um Höfe, die in der Zwangsvollstreckung standen, vor der Aufgabe der Landwirtschaft standen oder wo der Bauer krank oder gestorben war.
6.4 Anmerkungen
1 Kreiszeitung v. 30.7.2011 ( W.Meyer)
2 Repro W. Meyer
3 Foto aus: GEO Heft 1981
4 nach (Schacht, 1960) S.167
5 S. Landwirtschaft in der Region Diepholz Nienburg ,Berichte, Daten, Fakten, 2016, S.8 und 2019, S. 6
6 nach (Schacht, 1960) S.175ff
7 Foto aus: F.W. Maier-Bode, Das Buch des Bauern, Landwirtschaftsverlag, Hiltrup, 1954, S.55
8 Weser Kurier – Regionale Rundschau , Merle Heusmann und F.Schröder, 2.9.2013
9 (Peters, 1947)
10 Foto aus: F.W. Maier-Bode, Das Buch des Bauern, Landwirtschaftsverlag, Hiltrup, 1954, S.66
11 Foto aus Zeitschrift GEO, 1980
12 Foto aus: (Meyer W. , 2000) S.23
13 Foto: M. Rathkamp fb wf
14 Foto/Repro: W. Meyer – aus (Meyer W. , Weyhe im Wandel der Zeit, Band 4, 2020)
15 Foto / Repro: K.Hahn, Leeste
16 Aus: (Peters, 1947) S.162ff
17 Foto/Repro: B. Stolte
18 Syker Zeitung v.10.6.1905
19 Foto: Gemeindearchiv Weyhe
20 Foto: Gemeindearchiv Weyhe
21 Foto: Gemeindearchiv Weyhe
22 Foto aus: (Meyer W. , Weyhe im Wandel der Zeit, Band 4, 2020) S.69
23 Foto/Repro: B. Stolte
24 Foto aus dem Besitz von H.Riehn
25 Angaben aus dem Interview mit Karl-Heinz und Erika Ahrens im August 2020
26 Foto aus: (Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit , 1980) S.74
27 Foto aus dem Besitz von H. Tödtmann, Erichshof
28 Foto aus: (Meyer W. , Weyhe im Wandel der Zeit, Band 4, 2020) S. 98
29 (Peters, 1947) S.41
30 Vgl. wikipedia, Artikel Mähdrescher (Geschichte), 2020
31 nach (Schacht, 1960) S.173
32 Im Besitz von D. Lampe, Melchiorshausen
33 Zeichnung aus wikipedia (Artikel Göpel 2020)
34 Syker Zeitung v. 7.8.1913
35 Syker Zeitung v. 13.11.1897, 30.7.1898, 19.8.1899 und 28.7.1900
36 Syker Zeitung v. 4.7.1904
37 Vgl. Syker Zeitung v. 4.10.1904 und 29.9.1905
38 Vgl. Anzeige in Syker Zeitung v. 6.8.1898
39 Vgl. Anzeige vom 28.7.1900
40 Syker Zeitung v. 21.7.1900 , 11,9,1900 und 1.12.1900 (Bericht und Anzeigen)
41 Foto: Kastens / Repro: W.Meyer
42 Foto/Repro: W. Jüntschke
43 Foto/Repro B.Stolte
44 Das wurde leider wohl nicht fotografisch festgehalten. Das Foto stammt aus dem Buch: F.W. Maier-Bode, Das Buch des Bauern, Landwirtschaftsverlag, Hiltrup, 1954, S.66
45 Foto W. Meyer aus: (Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit , 1980)
46 Vgl. wikipedia, Artikel „Mähdrescher“, 2020
47 Foto: Landtechnik Fotografie Bremer Umland
48 Foto: P.Athmann
49 Foto: S.Schritt 2018
50 Foto aus Weserkurier, Alexandra Penth, Foto: Vasil Denev
51 Die Liste der Lohnunternehmer ist noch nicht vollständig: Noch zu beschreiben Lohndrescherei mit Mähdreschern in Melchiorshausen, Syker Str. 32, neben Rönz (Schreiber?, Sündermann?, Mayer ?) [Qu: Bebauungsplan Nr. 28 (67/ 102) Gewerbegebiet Melchiorshausen / B6, S. 29]
in Leeste Budelmann ? in Kirch- / Sudweyhe: Maschinenring, Harries?
52 Preise aus: Verrechnungssätze und Mitgliederverzeichnis des Maschinenrings Weyhe und Umgebung e.V., Ausg. 1998/1999
53 (Manecke, 1798) S. 149 (§16)
54 Museum Syke
55 (Peters, 1947) S. 105
56 Museum Syke
57 (Peters, 1947) S. 108
58 Vgl. (Peters, 1947) S. 156
59 Zitiert aus (Peters, 1947) S. 156f
60 Inventarverzeichnis 1823: s. Sudweyhe_Nr_49_Lütjen.html
61 Syker Zeitung 10.10.1896
62 H.Greve, Lahausen1_SengstakeNiemeyer_aktuell.doc: Inventarverzeichnis 1854
63 H.Greve, Inventarverzeichnis 1791
64 J. Boyer
65 Syker Zeitung von 19.11.1907
66 NLA Hannover Hann. 74 Syke Nr. 927 (Der Mühlenzwang im Amte Syke.1662-1809):
67 NLA Hannover Dep. 106 Nr. 775
68 Nach Angaben von Karla Grunau geb. Hüneke, 2017
69 Chronik der Schule in Leeste, Kreis Syke, Reg. Bez. Hannover, (Abschrift K. Hahn, 2013), Teil 1, S.10 (S.253)
70 Syker Zeitung 11.8.1922
71 Die Zeitungsauschnitte stammen aus der Syker Zeitung (1920 – 1922)
72 Foto: H. Stolte, Leeste
73 Dieser „Kreislauf“ wurde von vielen Zeitzeugen berichtet. S. auch das Kapitel über Genossenschaften, wo diese Art der Bewirtschaftung und des Konsums auch als eine notwendige Hilfe für die Kleinbauern genannt wird.
74 Ausschnitte aus der Syker Zeitung – Repro K.Hahn,S.Rathjen., H.Riehn