P. Athmann
Im Dezember 1874 wird erstmals die Gründung eines Kriegervereins „ins Rollen gebracht“, und zwar von Teilnehmern des Krieges von 1870/71. So beginnt der Bericht im Brinkumer Allgemeinen Anzeiger vom 13. Juni 1926, als das 50-jährige Bestehen des Kriegervereins Leeste gefeiert wird. 1 Wie es weiter heißt, findet im Sommer 1875 in der damaligen Gastwirtschaft der Witwe Busch die Gründung statt.
Die Gründung ist vermutlich im Zusammenhang mit der Gründungswelle im Reich und insbesondere mit der im Jahre 1875 erfolgten Gründung der Kriegervereine in Syke und Kirchweyhe zu sehen.
Die erste Generalversammlung ist am 5. Dezember 1875, ebenfalls bei Busch. Dort wird folgender Vorstand gewählt:
In den ersten Monaten hat der Verein 25 Mitglieder, danach etwa 40 Mitglieder.
Wer die Gründungsmitglieder waren, ist leider nicht mehr festzustellen.
Es ist eine undatierte Mitgliederliste erhalten (wohl aus der Zeit um 1885), in der der Bestand der Mitglieder nach zeitweiligem Rückgang und den nachfolgenden Werbemaßnahmen verzeichnet ist:
Die erste Satzung des Vereins („Statuten“) ist recht einfach gehalten. Der Zweck des Vereins ist in §1 beschrieben: „Der Zweck des Vereins ist, die Liebe zum Vaterlande zu pflegen, Kameradschaft zu fördern, sowie durch regelmäßige Beiträge unverschuldet in Noth gerathene Kameraden zu unterstützen; auch sollen alle Mitglieder aus dem betreffenden Kirchspiele gehalten sein, beim Ableben eines Kameraden demselben die letze Ehre zu erweisen.“
1884 und 1889 werden leicht geänderte Satzungen der Vereinsarbeit zugrunde gelegt. 1894 wird dann eine neue Satzung in den Druck gegeben:
Eine wichtige Aufgabe des Vereins wird in §22 erwähnt: Der Verein gewährte den in Not geratenen Kameraden finanzielle Unterstützung – auf Antrag an den Vorsitzenden. Bei mehr als 30 M entscheidet die Vollver-sammlung.
Am 16. 1. wird das 1. Stiftungsfest gefeiert . im Gasthaus Schmidt. Am 23. 3. wird dann im gleichen Gasthaus das erste Mal Kaisers Geburtstag gefeiert.
Im Herbst pflanzt der Verein die Friedenseiche in Leeste.
Eine kolorierte Postkarte aus dem Jahr 1920 zeigt den Busplatz mit der Friedenseiche, 40 Jahre nachdem sie gepflanzt wurde.2
Hinter der Eiche ist das Bahnhofshotel Suhling zu erkennen.
Es wird eine Abordnung zur Kaiserparade nach Hannover geschickt. Außerdem werden Vereinsmützen eingeführt.
Man hat nur noch 27 Mitglieder, was aber durch Werbemaßnahmen danach wieder ausgeglichen wird. In diesem Jahr wird auch eine Vereinsfahne beschlossen, die im September geweiht wird, und zwar bei der Friedenseiche. Die Festrede hält Johann Dunkhase. Das Programm der Weihe führt den „Deutschen Volksgesang“ (Die ersten 3 Strophen der heutigen Nationalhymne), und die Lieder „Heil, Kaiser, Dir“, „Der gute Kamerad“ und „Die Wacht am Rhein“ auf.
Der Verein tritt dem bremischen Landeskriegerverband bei.
Das Vereinsmitglied Behrend schenkt dem Verein 1885 zwei Böller. Dazu wird ein passender Wagen angefertigt, was den Verein in die Lage versetzt, die „Leester Böller“ in jedem Umzug mitzuführen.
Zu den jährlichen Aktionen des Vereins gehört die Feier des Geburtstages von Kaiser Wilhelm II. Hier eine Ankündigung vom 22.3.1887 in der Syker Zeitung.
Es findet das Bezirkskriegerfest in Leeste statt.
Der gewählte Vorstand besteht aus: 3
Der Verein feiert das Stiftungsfest in Rumpsfeld’s Gehölz. Das Programm sieht einen „Festmarsch durch Leeste nach dem Festplatze“ vor. Nach den Vorträgen des Krieger-Gesangvereins finden das Prämien-Schießen und der Ball in zwei Festzelten statt. Abschließend gibt es ein Feuerwerk.4
Alle Mitglieder werden, die nicht Soldat gewesen waren, aus dem Verein ausgeschlossen.5
Ein neuer Vorstand wird gewählt: 6
Im Dezember wird der Vorstand leicht verändert: 7 Für Albert Koch wird H. Meyer als Stellvertreter gewählt, der auch den Posten des Beisitzers statt H. Kastens übernimmt.
Ab Dezember 1893 ist dann folgender Vorstand aktiv: 8
Ausschnitt aus dem Protokoll der Versammlung9 v. Dezember 1892
In die Periode dieses Vorstandes fällt auch ein heute noch sichtbares Erbe des Vereins, die Aufstellung des Kriegerdenkmals.
Der Kriegerverein lässt ein Denkmal für die Gefallenen von 1870/71 errichten, nachdem 1892 schon Geld dafür bereitgestellt worden war.
Denkmal für die Gefallenen des Krieges 1870/71 aus Leeste und Melchiorshausen (denkmalgeschützt), Einweihung: 13. August 1893, Standort heute: Ortsteil Leeste, Henry-Wetjen-Platz
Sandsteinobelisk mit drei Inschrifttafeln aus schwedischem Granit und Medaillons der Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II.
Inschrift vorne: "Den Gefallenen zur Ehre, Den Lebenden zur Erinnerung, Und zur Nachahmung späteren Geschlechtern".
Das Einweihungsfest wird am 13. August 1893 unter großer Beteiligung auswärtiger Vereine gefeiert. Wie die Syker Zeitung berichtet10, haben die Einwohner von Hörden, Leeste und Melchiorshausen den Ort mit vielen Ehrenpforten geschmückt. Selbst in Kirchweyhe haben die Gastwirte Koch und Oetjen Ehrenpforten aufgestellt, und weitere schmücken den Weg vom Kirchweyher Bahnhof nach Leeste. An den Ehrenpforten tragen Banner Aufschriften, die von Nationalstolz geprägt sind:
"Wir Deutschen fürchten Gott, sonst nichts in der Welt!“
oder
„Die Treue bis zum Tod. Dann beugt uns nimmer wieder.
Der Feind mit schwerem Streich, hell flattert des Aar’s Gefieder,
Glück auf! Du deutsches Reich.“
Auch bei den vielen Gastwirtschaften hängen Banner an den Festzelten, allerdings mit einem etwas anderen Inhalt:
Willkommen, Festgenossen all,
tretet ein in diese Festeshall.
Dreht lustig Euch im Kreis herum,
Bis Euch die Beine lahm und krumm!
(Gastwirt Eggers)
Hest Kopp- or Lief- or Kusenpien,
Dann gah man botz na’n Dammschmidt ´rin
Janever is dat allerbest
Watt wi hier heft in Leester Nest
För Kehl und Pien up so`n grot Fest
Kannst drinken Di darvon so satt,
datt stief hensteihst wien Botterfatt.
(Vereinslokal, Gastwirt Schmidt)
Um 3 ½ Uhr startet der Zug beim Vereinslokal mit den Vereinen aus Osterholz-Gödestorf, Woltmershausen, Bremen (3 Vereine), Syke, Nordwohlde, Riede, Brinkum, Stuhr, Kirchweyhe, Neubruchhausen, Okel, Arsten, Walle und Barrien.
Auf dem Festplatz beim Denkmal hält der Schriftführer des Vereins, Lehrer Meyn, die Begrüßungsansprache.
Nach einem Hoch auf den Kaiser und dem Lied „Heil Dir im Siegerkranz“ hält Pastor Kranold die Weiherede. Darin bemüht er einen Psalm, der von Gottes Hilfe in Kriegszeiten spricht, und vergleicht das biblische Volk Jakobs mit dem deutschen. „Gott mit uns“ ist seine Losung. Und er spricht vom Dank an Gott und allen, die mitgeholfen haben, dass es den Deutschen wieder gut geht: „Jahre des Uebermuths, wie sie unser Volk noch nicht erlebt, sind dahingegangen; Zeiten des Niedergangs, des stockenden Erwerbes sind darauf gefolgt. Und trotz aller Klage über Mangel an Arbeit, Erwerb und Nahrung ein begieriges Jagen von einem Genuss zum anderen. Und dabei, was schlimmer ist, als alles andere: eine Macht des Unglaubens und der Verachtung des Werkes und der Gebote Gottes, die selbst vor der offenen Verhöhnung des Gottesglaubens nicht zurückschreckt […]“.
Danach singt der Gesangverein Arsten das Weihelied. Weiß gekleidete Ehrendamen schmückten die anwesenden 15 Fahnen mit Erinnerungsbändern. Dann beginnt der gesellige Teil und man zieht zu den 5 Tanzlokalen, um das Tanzbein zu schwingen.
Aus dem Sitzungsprotokoll der Versammlung v. 5.4. geht hervor, dass im Verein eine Krankenkasse gegründet wird. Die Mitglieder können freiwillig beitreten.
Am 4.12. werden auf Antrag des Mitgliedes Linde Verhandlungen zur Bildung eines Kreiskriegerverbandes Syke eingeleitet.
Im Dezember erfolgen dann der Austritt aus dem bremischen Landesverband und der Eintritt in den neuen Kreisverband Syke.11
1899 wird auch eine neue Satzung erarbeitet. Sie unterscheidet sich von der Satzung von 1894 in einigen Punkten:
Zweck des Vereins (§1): Es ist die Feier nationaler Gedenktage hinzugekommen.
Aufnahmebedingungen (§2): Neben den Mitgliedern oder Sympathisanten der welfischen und sozialistischen Parteien werden auch Personen der 2. Klasse des Soldatenstandes ausgeschlossen.
Aktive Soldaten durften bis dahin nur Ehrenmitglieder des Vereins sein. Dieser Passus wird gestrichen. Dafür wird festgelegt, dass Offiziere keine Zustimmung der Versammlung für ihren Eintritt benötigen.
Der Jahresablauf des Vereins besteht überwiegend in den 3 Generalversammlungen, der Feier des kaiserlichen Geburtstages, der Sedanfeier sowie einigen außerordentlichen Versammlungen zu bestimmten Themen.
Außerdem organisiert der Verein Aufführungen von Theaterstücken zur Verherrlichung der Schlachten von 1870/71 sowie Vorträge und Unterhaltungsabende.
Aber auch Vorträge zu allgemeinen Themen werden vom Kriegerverein organisiert. Im November 1900 referiert der Schriftsteller und Lehrer am Technikum in Bremen Franziskus Hähnel im Vereinslokal (d.h. im Schmidt’schen Gasthaus) zum Thema „Der Alkohol, der größte Feind des deutschen Volkes“, in dem er auf die Gefahren des Alkoholgenusses hinweist.
Im Dezember des gleichen Jahres folgt ein Vortrag über die Milch, in dem auf die Hygienevorschriften hingewiesen wird, die im Umgang mit der Milch einzuhalten seien.
Im August wird in den Protokollen auch der Eintritt in den Deutschen Kriegerbund und die Eröffnung einer Sterbekasse erwähnt.12 Im März findet im Vereinslokal ein gemütlicher Abend statt, mit Musik und gemeinsam gesungenen Liedern („Liederbücher stellt der Verein“).13
Es beginnen auch die Vorbereitungen für das 25jährige Vereinsjubiläum. Der Vorstand wird neu gewählt:
Der Fabrikant und Mühlenbesitzer Johann Wetjen ist bis zu seinem Tode im Jahr 1919 der Vorsitzende des Vorstands. Er hat damit für mehr als 25 Jahre die Geschicke des Vereins gelenkt.
Diesen Vorträgen schließen sich Unterhaltungs-abende im Januar an, die einen ähnlichen Abend vom Oktober 1900 fortsetzen. Die „Unterhaltung“ besteht dabei meistens aus Vorträgen über die Schlachtfelder oder Vorführung von Lichtbildern des Krieges von 1870/71.
Im Januar 1901 wird der Kriegerverein Leeste ins Vereinsregister eingetragen.20
Zusammen mit dem Jubiläumsfest am 17. Juni 1901 wird das 2. Kreiskriegerverbandsfest in Leeste gefeiert. Die Feier geht über 2 Tage, mit einem Festzug von 25 auswärtigen Vereinen.14 Lehrer Linde hält die Festrede, eine „schwungvolle“, wie der Brinkumer Anzeiger bemerkt. Die Zahl der Gäste wird auf 2000 geschätzt. Getanzt wurde in 2 Sälen.15
Auch hier gibt es einen Beschluss auf der letzten Generalversammlung des Kriegervereins vor dem Jubiläumsfest: „Kameraden, welche am ersten Tag vor 12 Uhr Nachts betrunken angetroffen werden, zahlen 5 Mark Strafe an die Vereinskasse.“
Es wird beschlossen 16, eine Stammrolle anzulegen, in der alle Mitglieder verzeichnet sind. Darin sind Name, Vorname, Stand, Geburtstag, Geburtsort, Wohnort, Militärische Dienstzeit, Truppenteil und Dienstzeit sowie das Heiratsdatum festgehalten.
In der Syker Zeitung wird auch noch die Rede des Gründers und Ehrenpräsidenten des Leester Kriegervereins, Herr Dunkhase aus Brinkum, veröffentlicht, die dieser am 2. Festtage auf dem Denkmalsplatz gehalten hatte.17 Auch er zitiert das Bismarckwort von den Deutschen, die nichts auf der Welt fürchten, beschwört die Bedeutung des geeinigten deutschen „Vaterlandes“ und nennt die „Leistungen“ der deutschen Kaiser (Friedrich, Wilhel und Wilhelm II) wie auch des Kriegervereins (Friedenseiche, Kaisereiche, Krieger-Denkmal).
Schon am 19. Juni hatte die Zeitung einen Fehler in der Berichterstattung korrigiert, wo der Kaufmann Dunkhase als Gründer des Vereins genannt wurde.18 Richtig ist, dass der Landwirt Dunkhase aus Brinkum der eigentliche Gründer ist, dass aber der Kaufmann Dunkhase aus Leeste zu den Mitbegründern gehört. Es gab also schon damals Verwechselungen bei den vielen Dunkhases im Ort.
Am 1. September, also gut 2 Monate später, wird auch noch einmal des Sieges bei Sedan gedacht.
In der Generalversammlung am 1.Dezember wird der Vorstand neu gewählt, nachdem zuvor die Vereinsbezirke neu aufgeteilt werden:
Ein nicht weiter erläuterter Beschluss der Versammlung vom 1.12.1901 gibt heute Rätsel auf: „Dem Bäckermeister Wiese soll die Überfahrt über den Kriegerdenkmalsplatz untersagt werden.“ Auch möchte man dem Kirchenvorstand ersuchen, den Denkmalsplatz auf den Namen des Vereins umzuschreiben.
Im Januar 1902 erfolgt noch sozusagen ein Nachhall der Jubiläumsfeier, als die dem Verein zum Jubiläum vom Kaiser verliehene Schleife mit einem Fahnennagel an der Vereinsfahne angebracht wird. Dies geschieht am Vorabend des Geburtstages des Kaisers. Dazu kommt Oberleutnant Alfred von Müller vom 75. Infanterie-Regiment aus Bremen und führt die „Fahnen-Nagelung“ durch. Auch hält Lehrer Linde aus Erichshof eine Rede. Nach der „Nagelung“ wird von Müller als Ehrenmitglied im Kriegerverein aufgenommen. Ein anschließender Ball mit Musikkapelle darf natürlich auch nicht fehlen, wo „bis zum frühen Morgen das Tanzbein geschwungen“ wurde.19
Im März erinnert der Ehrenvorsitzende Dunkhase aus Brinkum noch einmal an die Schlacht bei Mars la Tour.
Der Vorstand im Jahre 1902 wie im Protokollbuch festgehalten.
Den Vortragsabend im März sollte eigentlich das Ehrenmitglied Alfred v. Müller gestalten. Der aber war abkommandiert nach Dar-es-Salaam (Deutsch-Ostafrika). Von dort („von diesem Teil der deutschen Lande“) schickt er im Juni 1902 einen Brief nach Leeste, in dem er sich entschuldigt, dass er sich nicht mehr verabschieden konnte. Er betont, dass der Leester Kriegerverein durch seine Person jetzt als wohl einziger Kriegerverein auch in Ostafrika vertreten ist.
Ansonsten finden 1902 noch die üblichen Versammlungen, Unterhaltungsabende und Fest-Bälle statt (Sedanfeier, Kaisers Geburtstag). Auf einer außerordentlichen Versammlung im Mai 1902 war beschlossen worden, die Sommerfeste alljährlich in einem der Orte Erichshof, Hagen, Leeste oder Melchiorshausen zu feiern.21
Im November 1902 werden wieder die „großen Kriegsfestspiele“ im Schmidt’schen Gasthause aufgeführt: Bei dieser Veranstaltung kommen die „berühmten“ Theaterstücke unter Leitung des Direktors Roewer aus Hamburg zur Aufführung. 22
1902 scheint es Differenzen zwischen dem Vorstand des Kreisverbandes in Syke und dem Vorstand des Leester Vereins über die Berichterstattung gegeben zu haben. Die Versammlung in Leeste am 22.6.1902 verabschiedet einen Text, der gegebenenfalls auf der Kreis-Krieger-Verbandsversammlung in Heiligenloh verlesen werden soll: „ Der Kriegerverein Leeste erklärt sich mit dem Vorgehen seines Vorstandes gegen den Vorstand des Kreis-Kriegerverbandes Syke vollkommen einverstanden, insbesondere hält er sich nicht für verpflichtet, in dem jährlich zu erstattenden Rapporte Angaben über das Vermögen des Vereins und über Gaben für wohltätige Zwecke zu machen; bezüglich der Haftpflichtversicherung des Vereins wünscht er auch künftig seine Selbständigkeit zu bewahren und weist die Bemerkung des Vorsitzenden des Kreis-Krieger-Verbandes über das, was jeder Kamerad wissen müsse, mit aller Entschiedenheit zurück. Dem Kriegerverein Leeste liegt nur daran, Liebe und Treue zu unserm geliebten Vaterlande zu bethätigen und zu stärken und das Band der Kameradschaft zu erhalten und zu pflegen.“
Das 1. Sommerfest des Vereins findet 1903 in Erichshof bei den Wirten Böttcher und Voßmeyer statt. Dazu hatte sich der Ort herausgeputzt: 23 Ehrenpforten waren aufgestellt und Fahnen an jedem Hause.
Im November werden wieder die Unterhaltungsabende angekündigt. Außerdem soll eine Bibliothek eingerichtet werden, die von Mitgliedern unentgeltlich genutzt werden kann. Dies wurde schon in der Versammlung v. 7.12.1902 so beschlossen, als der Beitritt zum Volksbildungsverein auf der Tagesordnung stand.
1904 wird vom Mitglied Gerken beantragt, in Krankheits- oder Sterbefällen Unterstützung zu leisten. Es wird aber auf die ausstehende Entscheidung des Preußischen Landeskriegerverbandes verwiesen, ob alle Kriegervereine der Unterstützungskasse des Bundes angehören müssen.23 In der Versammlung vom 7.8.1904 wird dann aber beschlossen, dass bei Beerdigungen den Hinterbliebenen Unterstützung gewährt werden soll, wobei jedes Mitglied 0,50 M zahlen soll.
In der Versammlung von 18.2.1906 wird mitgeteilt, dass nach den neuen Bestimmungen des Deutschen Kriegerbundes sämtliche Kriegervereine der Unterstützungskasse beigetreten sind – außer Leeste. Nach länglicher Debatte wird beschlossen, dass der Kriegerverein Leeste für ein Jahr den Beitrag an die Kasse bezahlen soll – „ohne jegliche Verbindlichkeit“.
Auf derselben Versammlung wird ein Schreiben des Hannov. Kreis-Krieger-Verbandes verlesen, betreffend den Ausschluss der Mitglieder von Gewerkschaften, die unter sozialdemokratischer Leitung stehen. Das Protokoll sagt nicht, ob der Leester Verein einen solchen Ausschluss ausspricht. Beschlossen wird lediglich, Auskunft über die Existenz von christlich nationalen Gewerkschaften in Bremen einzuholen. In der nächsten Versammlung vom 8.5.1904 wird dann gefragt, ob jemand einem sozialdemokratischen Verein angehöre, worauf sich niemand meldet. Das soll dann so an den Verband gemeldet werden.
Im Februar 1904 werden die „Volksunterhaltungsabende“ fortgesetzt. Neben patriotischen Liedern werden Vorträge über die Schlacht bei Langensalza und über die deutsche und französische Armee angeboten.
Die Syker Zeitung begrüßt die „militärische Stimmung“, die ein flotter Marsch und das „weihevolle“ Lied „Uns Vaterland“ erzeugt hatten. Der folgende Vortrag des Rentmeisters Hoffmann aus Syke über die deutsche und französische Armee wird in voller Breite dargestellt. Der Redner hebt besonders die deutsche Disziplin als entscheidenden Faktor heraus. Auch der Vortrag des Lehrers Hinterthür über die Schlacht bei Langensalza zwischen Preußen und den hannoverschen Truppen findet breiten Widerhall im Bericht.
Im April 1904 kündigt der Kriegerverein sein Sommerfest im Schmidt’schen Garten in Melchiorshausen an. In Leeste hatte sich der Schützenverein „Germania“ gegründet, der beim Schmidt’schen Gasthaus in Leeste einen „Schützenpark“ angelegt hat und dort sein erstes großes Schützenfest feiern will.
Im August 1904 wird beschlossen, dass die Hinterbliebenen bei Beerdigungen von Vereinsmitgliedern mit 0,50 M je Mitglied unterstützt werden sollen.
Im darauf folgenden Sommer 1905 geht der Verein mit seinem Sommerfest nach Hagen zum Gasthof Lankenau, 24 während die Sedanfeier wohl wieder im Vereinslokal bei Schmidt stattfindet.
Auch wird Kaisers Geburtstag am 28. Januar 1906 im Vereinslokal bei H. Schmidt gefeiert – mit einem „großen Festball“. Das Sommerfest geht in diesem Jahr an die Gastwirtschaft Busch in Leeste.
Am 19. August und 2. Dezember 1906 sind wie in jedem August und Dezember wieder Vollversammlungen im Vereinslokal bei Schmidt …
… und Ende Januar 1907 wird jedes Jahr Kaisers Geburtstag mit einem Festball gefeiert.
Auf der Versammlung vom 18.2.1906 wird berichtet, dass alle Kriegervereine, außer Leeste, der Unterstützungskasse des Bundes beigetreten sind. Nach längerer Debatte wird beschlossen, dass der Verein „ohne jegliche Verbindlichkeit“ den Beitrag für ein Jahr zahlen will.
Im Februar 1907 werden auch wieder „Vaterländische Festspiele“ veranstaltet.
Auf der Versammlung vom 5.12.1908 wird beschlossen, sich aus dem Vereinsregister wieder auszutragen, um Kosten zu sparen.
Am 27. Juni 1909 weiht der Kriegerverein zusammen mit dem Verschönerungs-Verein die Friedensgrotte ein.
Die Friedengrotte liegt in der Nähe des Bahnhofs, wo sich ein neues kleines Ortszentrum entwickelt, mit Bahnhof, Gasthäusern und Geschäften.
Die Friedensgrotte war vom Leester Verschönerungsverein initiiert und durch Sammlungen finanziert worden. Die Syker Zeitung schreibt im Bericht zu der Einweihung: „Die Grotte hat ihren Platz im schönsten Teil des Ortes, an jener Stelle, wo 1874 die Friedenseiche, die jetzt zu einem stattlichen Baume herangewachsen, gepflanzt ist. In einem weiten Halbkreise umzieht die Grotte die Eiche. Die Mitte und die flach auslaufenden Enden der Grotte erheben sich zu hohen Pfeilern, von denen der mittlere das Bronzemedaillonbild Kaiser Wilhelm I., und darunter die eiserne Tafel mit den Namen der Feldzugsteilnehmer der letzten Kriege aus der Kirchengemeinde Leeste enthält; es sind ihrer 51, von denen vier den Tod fürs Vaterland starben. Die beiden Ecksäulen zeigen die Bronzemedaillonbilder von Bismarck und Moltke, den hervorragenden Paladinen Wilhelm I. Die Bronzemedaillons stammen von der Schloß Holter Eisenhütte in Westfalen, die damit Ehre einlegen kann. Das Material der Grotte besteht aus Findlingen hiesiger Gegend, mühsam herbeigeschafft. Und nun ihre Bauweise: Sie ist geradezu grotesk und stempelt ihren Erbauer Biermann-Bremen, der ein Spezialist auf diesem Gebiete sein soll, geradezu zu einem Meister. Ein jeder kennt Grotten, aber gerade diese Grotte hat soviel abweichendes von den alltäglichen, daß sie dadurch allein schon imponiert und wirklich nur als schön bezeichnet werden kann.“25
Das Sommerfest 1910 wird bei Hermann Hildebrandt in Angelse gefeiert.
1911 lädt der Kriegerverein Melchiorshausen zur Einweihung der „Kaiser Wilhelms-Eiche“ ein, und der Kriegerverein Leeste nimmt geschlossen teil.
Im Mai 1911 treffen sich Kriegervereine und Schützenvereine des Amtes Syke zur Absprache von Terminen. Nicht weniger als 15 Vereine bilden einen Festausschuss, der die Termine untereinender regeln soll. Als vorläufiger Vorstand werden Lehrer Linde aus Erichshof (Vorsitzender), H. Schmidt aus Hörden (Schriftführer) und L. Ellinghausen aus Brinkum (Stellvertreter) benannt.
Das Sommerfest 1911 findet beim Gastwirt Dietrich Steinforth in Hagen statt.
Der Vorstand wird am 3.12.1911 sämtlich wiedergewählt:
In der Versammlung vom 5.5.1912 wird bekannt gegeben, dass der Verein einer Haftpflichtversicherung beigetreten ist.
Das Sommerfest 1912 wird bei Lankenau in Hagen gefeiert.
Im Jahre 1913 ist es bei Busch in Leeste. 27
Im Mai 1914 wird auf der Generalversammlung beschlossen, das Sommerfest im Vereinslokal bei Schmidt zu feiern. An der Fahnenweihe in Melchiorshausen beim dortigen Kriegerverein nimmt der ganze Verein teil.
Im 1. Weltkrieg ruhen dann alle Aktivitäten. In der Versammlung vom 6.September 1914 vermeldet der Verein die Einberufung von 37 Vereinsmitgliedern zum Feldzug gegen Frankreich, England und Rußland. Auch ist mit Heinrich Diedrichs der erste Gefallene zu verzeichnen. Es geht in den Versammlungen jetzt nicht mehr um Festlichkeiten, sondern um die Unterstützung von Familien der im Felde stehenden Vereinsmitglieder.28 Der Vorstand soll bis nach dem Krieg beibehalten werden.
Versammlungen finden in den Jahren 1915-1918 nicht mehr statt.
Nach dem Krieg, im April 1919, wird die Frage nach der Auflösung des Vereins gestellt. Einstimmig wird aber das Weiterbestehen beschlossen. Da sich die Verbände auflösen, beschließt der Verein zunächst den Austritt aus dem Kreisverband Syke, was aber auf der nächsten Versammlung wieder rückgängig gemacht wird, weil man noch die Beschlüsse des Kreisverbandes abwarten will.
Ein neuer Vorstand wird gewählt:
Für die schon vorher eingeführten Bezirke wurden als Vorstände gewählt:
In der Generalversammlung vom 20. Juli 1919 werden neue Statuten verabschiedet. Es wird beschlossen, Geld zu sammeln für die Aufstellung einer Ehrentafel mit den Namen der gefallenen Mitglieder.
Am 5.1.1920 wird dann wieder zu einer ordentlichen Generalversammlung geladen, auf der auch wieder über einen Unterhaltungsabend gesprochen wird. Auf einer weiteren außerordentliche Versammlung wird am 22.2.1920 beschlossen, das für die Gedenktafeln gesammelte Geld nicht der Gemeinde Leeste zur Verfügung zu stellen, die auch solche Tafeln beschaffen und aufstellen will. Der Verein will zusätzlich eine eigene Tafel aufstellen.
In der Versammlung vom 5.9.1920 wird das Thema weiter behandelt: Es wird vorgeschlagen, das bestehende Kriegerdenkmal zu erweitern, das ja im Eigentum des Vereins sei.
Auf der Versammlung vom 17.April 1921 geht es in der Hauptsache wieder um einen Sommerfest, das im August stattfinden soll.
In der Versammlung im Januar 1922 wird beschlossen, wieder den alten Name „Kriegerverein Leeste“ statt „Verein ehemaliger Soldaten und Kriegsteilnehmer“ zu führen. Im April wird als Satzung die des Kreiskriegerverbandes einstimmig angenommen. Am Kriegerverbandsfest in Wachendorf nehmen 20-25 Vereinsmitglieder teil.
1923 wird ein gemütlicher Abend beim Gastwirt Dreyer in Hörden veranstaltet. In diesem Jahr soll auch die verfallene Friedensgrotte wieder hergestellt werden. Auch der Wagen für die Böller-Kanonen soll wieder hergerichtet werden. Es wird eine Unterstützungskasse „ins Leben gerufen“, in die die Hälfte der Überschüsse des Vereins fließen soll.
1925 nimmt der Verein am Kreis-Krieger-Verbandsfest in Kirchweyhe teil. Die Instandsetzung der Friedengrotte steht erneut auf der Tagesordnung. Sie soll nun endlich noch vor dem Wintereinbruch beendet werden, verspricht D. Lüdeke. Im Dezember findet ein Theaterabend mit anschließendem Ball statt. Da die Gewehre zum Salutschießen („Salutbüchsen“) unbrauchbar geworden sind, soll beim Kreiswehrkommando in Hannover nach neuen gefragt werden. Das wird aber vom Kommando abschlägig beschieden, weil sie dort solche Salutgewehre nicht hätten. Auch ein Kleinkalibergewehr oder Luftgewehr soll zusammen mit dem Schützenverein angeschafft werden.
Es wird dann im Januar 1926 Emil Kastens beauftragt, 7 Salutgewehre zu beschaffen. Später kommt dann noch ein achtes Gewehr dazu. Die Kosten werden durch eine Umlage gedeckt.
Antwortschreiben zu den Salutbüchsen
In der Generalversammlung vom 10.1.1926 wird ein neuer Vorstand gewählt:
Für die Bezirke werden als Vorstände gewählt:
Am 6. Juni 1926 findet das Krieger-Verbandsfest in Syke statt. Der Vorstand des Kr.Kr.V Syke lädt dazu ein.
Bei der großen Jubiläumsfeier des Leester Vereins am 21.Juni 1926 ist Leeste von Hermann Dreyer in Hörden bis zum Schulhof (heute Henry-Wetjen-Platz) festlich geschmückt. Der Schulhof ist besonders herausgeputzt worden, ebenso wie die Friedensgrotte. Schon am Sonnabend sind Böllerschüsse zu hören, es gibt einen Zapfenstreich und einen Fackelzug sowie „reiches Buntfeuer“. Böllerschüsse eröffnen auch am Sonntagmorgen den Festablauf. Danach leiten musikalische Weckrufe den Festtag ein. Nach dem Feldgottesdienst, in dem Pastor Prüße eine „eindrucksvolle“ Rede hält, erfolgte die fotografische Aufnahme aller Vereinsmitglieder.
Im anschließenden Festumzug sind neben den Wagen mit den Veteranen und Ehrendamen die eingeladenen auswärtigen Vereine aufgestellt: Albringhausen, Arsten, Barrien, Bremen „Kriegerkameradschaft“, Brinkum, Fahrenhorst, Felde, Gr. Mackenstedt, Gödestorf, Heiligenrode, Henstedt, Heiligenfelde, Habenhausen, Ippener, Jardinghausen, Kirchweyhe, Lahausen, Leerßen, Melchiorshausen, Neubruchhausen, Nordwohlde, Okel, Osterholz, Riede, Ristedt, Seckenhausen, Sudweyhe, Syke und Thedinghausen. Außerdem sind zwei Männergesangvereine, die Feuerwehr und die Schützen angetreten. Auf dem Schulhofe hält der Vereinsvorsitzende Gerd Bätjer die Festrede.
Nach dem Lied „O, Deutschland hoch in Ehren“ hält auch der Admiral Heinrich eine Ansprache, in der er den verlorenen Krieg und die aktuelle Situation Deutschlands beklagt und schließlich die Erziehung der Jugend in der guten alten Tradition beschwört, damit es wieder aufwärts gehe. „Die Zukunft des deutschen Volkes Hurra!“ Daraufhin wird das Deutschland-Lied gesungen. Nach der Ehrung der Gründer des Vereins wird der Gefallenen gedacht mit dem Lied „Vom guten Kameraden“. Die Aufgabe der Ehrendamen ist es, die Fahnen mit Erinnerungsbändern zu schmücken. Dann geht es zum geselligen Teil im Vereinslokal (Schnakenberg). Dort sind der Garten und der Saal voll von Menschen. Mit Konzerten, Illumination, Feuerwerken und Tanz im Saal von Schnakenberg und auch in den umliegenden Wirtschaften sowie in einem „Riesenzelt“ klingt der Abend aus.32
1927 wird beschlossen, wieder in den Kyffhäuserbund einzutreten, was dann auch auf dem Kreis-Krieger-Verbandstag in Syke vollzogen wird. Als Feierlichkeiten werden in den Sitzungsprotokollen das Sommerfest beim Vereinswirt und das Herbstfest genannt.
1928 wird über die Einrichtung von Jugendgruppen nachgedacht, jedoch ohne sie zu beschließen. Im März findet ein Theaterabend mit anschließendem Ball statt. Das Kriegerdenkmal und die Friedensgrotte soll von Kamerad Behrens in Ordnung gehalten werden.
Neben den normalen Festlichkeiten soll auch wieder ein vaterländischer Abend durchgeführt werden. Außerdem gibt es am 24. August einen Lichtbildervortrag über die deutschen Kriegsgräber an der Westfront.
Das Sommerfest fällt 1928 wegen der wirtschaftlichen Notlage aus. Da Gerd Bätjer eine Wiederwahl zum Vorsitzenden ablehnt, wird H. Meyer zum Vorsitzenden gewählt. Der Rest des Vorstandes (Schriftführer, Stellvertreter, Bezirksvorstände) werden wiedergewählt.33
1929 organisiert dann das Mitglied Schnakenberg das nächste Sommerfest. Er übernimmt auch die Finanzierung. Ein Umzug findet nicht statt. Am Kreiskriegerverbandsfest in Ristedt soll teilgenommen werden. Am 24. November ist ein Ball bei Schnakenberg. Im Januar 1930 soll noch wieder ein Theaterabend stattfinden.
Mit dem Protokoll der Generalversammlung am 19.Oktober 1929 endet das Protokollbuch. Danach liegen keine Protokolle mehr vor. Die Geschichte des Vereins kann nur noch anhand von Briefen und Aufzeichnungen ermittelt werden, die bis zum Jahr 1942 reichen.34