Heinz Tödtmann
Weyhe, März 2023
Am 15. Februar gründen Schützenfreunde aus Dreye und Kirchweyhe im Hotel Ahrens - später Rohlfs - den Schützenverein Kirchweyhe von 1909. Die 12 Gründer sind:
Friedrich Meyer wird zum Vorsitzenden gewählt. Einen Monat nach der Gründung hat der Verein bereits 30 Mitglieder und am Ende des Jahres gehören 71 Schützenbrüder dem Verein an, hauptsächlich Landwirte, Handwerksmeister und Beamte.
Am 1. Mai wird ein Erbbauvertrag mit einer 30jährigen Laufzeit für den Bau eines eigenen Schießstandes abgeschlossen. Verpächter des Grundstücks an der Scharmarsch ist der Landwirt Heinrich Töbelmann, Dorfstraße. Dazu nimmt der Vorstand bei der Darlehnskasse Sudweyhe ein Darlehen in Höhe von 9.000 Goldmark auf, für das mehrere Vereinsmitglieder mit je 1.000 Goldmark bürgen.
Einer der ersten Ausmärsche unter Leitung von Bäckermeister August Koldeweyh
Am 27. Juni wird der Schießstand eingeweiht und am 22./23. August der erste Schützenfest an der Scharmarsch gefeiert. Dazu stiften die Schützenbrüder Hermann Ahrens, Kirchweyhe, und Hermann Wessels, Syke, die Königkette. Im Oktober führt der Verein ein Herbstpreisschießen durch, bei dem der Sieger einen Hammel gewinnt.
In diesem Jahr gibt es die erste Kinderkönigskette. Der Verein beginnt das Jahr mit einem Wintervergnügen und einem Frühjahrspreisschießen. Der Adjudant trägt eine Adjudantenschnur als Zeichen seines Titels. In diesem Jahr gibt es allerdings Ärger: Die Kreisverwaltung in Syke will den Zeitpunkt des Schützenfestes nicht genehmigen. Daraufhin tritt der Vorsitzende Friedrich Meyer zurück. Dr. Folkhard Willms übernimmt nach kurzer Interimlösung den Vorsitz von Wilhelm Weers.
Wegen des 1. Weltkrieges kommt das Vereinsleben zum Erliegen.
Der 1. Weltkrieg ist vorbei und so können die Kirchweyher Schützen bereits im April das Vereinsleben wieder aufleben lassen.
Wegen der herrschenden Inflation ist eine vernünftige Kalkulation für die Veranstaltungen nicht mehr möglich. So muss in diesem Jahr ganz kurzfristig über die Durchführung des Schützenfestes abgestimmt werden und ein Eintrittspreis von 10.000 Mark festgelegt werden. Jeder hat so viel mit sich selbst zu tun, so dass kaum noch Zeit für den Verein verbleibt.
Allmählich belebt sich das Vereinsleben wieder
Beim Preisschießen werden drei Schützenjacken als Preise angeboten.
Im Kreise der Schützenvereine von Barrien, Brinkum, Leeste, Syke, Stuhr, Ristedt, Riede, Thedinghausen, Okel, Osterholz, Melchiorshausen, Erichshof, Hemelingen und der Kirchweyher Ortsvereine weiht der Schützenverein Kirchweyhe seine Vereinsfahne ein.
Angeregt durch den Ruhm des eidgenössischen Freiheitshelden Wilhelm Tell und dessen Sohn Walter zieren diese beiden die Vereinsfahne des Schützenvereins Kirchweyhe.
Im April fasst die Mitgliederversammlung den Beschluss, bei Veranstaltungen neben der Reichsfahne auch das Hakenkreuzbanner zu hissen, als Symbol des neuen Deutschen Reiches. Auch der Aufruf, sich an den Maifeiern zu beteiligen, fällt auf fruchtbaren Boden. Im August erfolgt die staatliche Aufforderung, die Schützenvereine "gleich zu schalten". Daraufhin tritt der Vorstand des Schützenvereins Kirchweyhe zurück, die Forderung aus der Mitgliederversammlung, der neue Vorsitzende müsse ein Nationalsozialist sein, wird zurückgewiesen und die Mitglieder wählen den alten Vorstand erneut. Im Oktober schreibt der Deutsche Schießsportverband den Vereinen vor, alle Vereinsvorstände aufzulösen und einen Vereinsführer wählen zu lassen, der für die ehemaligen Vorstandsbereiche Mitarbeiter zu benennen hat. Dr. Willms stellt sich dafür nicht mehr zur Verfügung und der stellvertretende Vorsitzende, Bäckermeister August Koldeweyh, übernimmt jetzt den Vorsitz und ernennt weisungsgemäß die bisherigen gewählten Vorstandsmitglieder zu seinen Mitarbeitern. Danach wird im Verein mehr Disziplin gefordert und der Ruf nach verstärkter Jugendarbeit wird laut: Wer die Jugend hat, dem gehört die Zukunft!"
Der Verein feiert sein 25jähriges Bestehen. Für die Mitglieder und die Bevölkerung wird anlässlich dieses Jubiläums ein Konzert veranstaltet, der Radfahrerverein Sturm führt ein niederdeutsches Theaterstück auf. Wie schon im Vorjahr nehmen Marinestürmer, SS, SA und Gäste an Schießübungen an der Scharmarsch teil. Wilhelm Schacht berichtet in einer Mitgliederversammlung über "die planmäßige Schießausbildung der Knaben in den Schulen". Richard Voßmeyer nimmt am Bundesschießen in Leipzig teil.
Das Vereinsleben kommt wegen des 2: Weltkrieges erneut zum Erliegen. Dennoch wird an der Gleichschaltung festgehalten: Dienststellen überschütten die Vereine mit Anweisungen und verfügen 1940, dass neue Einheitssatzungen zu verschieden sind.
Es erfolgt am 3. Juni noch eine letzte Mitgliederversammlung, bevor der Verein offiziell verboten wird.
In der Mitgliedersammlung im April wird protokolliert, dass der Verein noch 95 Mitglieder hat, von denen 27 zum Wehrdienst eingezogen worden sind
Bevor die britische Militärregierung alle Schützenvereine verbietet, findet am 3. Juni noch eine letzte Mitgliederversammlung mit 10 Mitgliedern statt.
Auf Initiative des Bäckermeisters August Koldeweyh erfolgt am 8. Mai die Wiedergründung des Schützenvereins Kirchweyhe. Dabei wird August Koldeweyh als Vorsitzender wiedergewählt. Am 9. Und 10. Juli feiert man das 40jährige Jubiläum. Man feiert sehr ausgelassen, doch in die Freude über die Beendigung des Krieges mischen sich nachdenkliche und traurige Gedanken an die vielen Opfer. Neues Domizil wird nach der totalen Zerstörung des Schießstandes in der Scharmarsch durch direkte Kriegseinwirkung das Gasthaus Dörgeloh in Kirchweyhe. Dort ist bereits ein Kleinkaliberschießstand mit 4 Bahnen vorhanden. Das Luftgewehrschießen findet dort mit 2 mobilen Luftgewehrständen im Klubzimmer oder Saal des Gasthausen Dörgeloh statt.
Erstes Schützenfest nach dem 2. Weltkrieg. Der König von 1938 (Heinrich Voss- Mitte) wird abgelöst durch den neuen König Johann Koldeweyh - links.
Rechts August Koldeweyh
Foto: Schützenverein Kirchweyhe
Die Mitgliederversammlung beschließt den Beitritt des Vereins zum Schützenverband Niedersachsen.
Ein Luftbild aus den 1950er Jahren zeigt die Kegelbahn deutlich.
Neben der Kegelbahn befindet sich der Kleinkaliber-Schießstand. Es wurde vom Stand aus nach draußen über den Hof geschossen.
Spezielle Kugelfang-Vorrichtungen schützen die Gebäude und die Personen darin.
Wie im Vorjahr findet wieder ein Dauerpreisschießen statt. Für den Sieger steht ein Motorrad als Preis bereit.
Abholung des Königs Heinrich Budelmann
Foto: Schützenverein Kirchweyhe
Der Schützenverein Kirchweyhe nach vielen Diskussionen durch Eintritt in den Bremer Schützenbund auch dem Deutschen Schützenbund bei. Die Entscheidung für den Bremer Schützenbund und nicht für den Bezirksschützenbund Hoya liegt zum größten Teil an der besseren Verkehrsanbindung.
Am 4. und 5. Juli wird das 50jährige Stiftungsfest gefeiert. Das Fest wird unter großer Beteiligung der Bevölkerung gefeiert. Als Vorsitzender des Schützenvereins führt Friedrich Delicat einen 1000 m langen Festzug durch die von den Anwohnern geschmückten Straßen und heißt viele Gäste und Besucher willkommen. Präsident Altendorf, Emden, vom Nordwestdeutschen Schützenbund und Wilhelm Warnke aus Erichshof als Vorsitzender vom Schützenverband Niedersachsen überbringen die Grüße ihrer Organisationen.
Die Gemeinde Weyhe feiert das 1100jährige Bestehen. Der Schützenverein Kirchweyhe ist natürlich mit einem Festwagen beim Festumzug vertreten.
Friedhelm Rathkamp erfüllt als Junior die Teilnahmebedingungen für die Deutsche Meisterschaft in Wiesbaden.
Die neu gebildete Damenabteilung ist sehr erfolgreich: Monika Lamping, Thea Leschke, Ute Hackmann, Erika Wülfers.
Friedhelm Rathkamp qualifiziert sich mit dem Luftgewehr für die Deutsche Meisterschaft in Wiesbaden.
Ute Rathkamp gewinnt die Landesmeisterschaft der Damen im Nordwestdeutschen Schützenbund - Luftgewehr.
Werner Brandt qualifiziert sich für die Deutsche Meisterschaft in München - Luftgewehr.
In diesem Jahr ist das Wintervergnügen mit einer Boßelveranstaltung verbunden. Dazu finden sich viele Weyher Bürger am Neddernfeld ein. Unterstützt wird diese Veranstaltung durch den Gemeindedirektor Alfred Wetjen mit seinen Mitarbeitern. Landrat Heinz Zurmühlen begrüßt die Boßeler von "Ostfrisia Rahe" und die Schützen aus Extum und Bürgermeister Friedrich Kruse lässt es sich nicht nehmen, nachmittags mit den ostfriesischen Gästen, der Feuerwehr Kirchweyhe und den Schützen aus Lahausen, Sudweyhe und Kirchweyhe selbst an der Boßelpartie teilzunehmen.
Jens Weber qualifiziert sich für die Deutsche Meisterschaft der Junioren in München - Luftgewehr.
Das 75jährige Vereinsjubiläum wird gefeiert.
v.l.n.r.: Albert Kehlenbeck (Beisitzer), Kurt Burhop (Jugendleiter), Hans Heiner Bösche (stellv. Vorsitzender),
Hans Hermann Bogena (Schatzmeister), Walter Behrens (Vorsitzender), Jürgen Wetjen (Schriftführer),
Friedrich Rathkamp (Beisitzer), Alfred Böttcher (Sportleiter),
Nicht abgebildet: Richard Frost (Sportleiter Altersschützen) und Werner Begemann (amtierender Schützenkönig),
Manfred Finken (Stand- und Gerätewart), Anne Frost (Sportleiter Damen)
Foto: Foto Eickhorst
Alfred Böttcher, Kurt Burhop, Friedhelm Rathkamp, Senioren, Teilnahme DM Luftgewehr Auflage, Dortmund.
Carina Endler, Jugend, Deutsche Meisterin Luftpistole. Pirrko Endler, Jugend, Landesvizemeisterin Luftgewehr Dreistellung, Landesmeisterin mit Stuhr von 1912, Teilnahme DM Luftgewehr Dreistellung, Teilnahme DM Luftgewehr mit Stuhr von 1912.
Carina Endler, Jugend, Landesmeisterin Luftpistole, Deutsche Meisterin Luftpistole, Pirrko Endler, Jugend, Landesmeisterin Luftgewehr, Dreistellung, Landesmeisterin Luftgewehr mit Stuhr von 1912, Deutsche Vizemeisterin Luftgewehr, Dreistellung; Nadine Horstmann, Schülerin, Landesmeisterin Luftgewehr, Teilnahme DM Luftgewehr: Pirrko Endler, Fabian Erdmann, Malte Erdmann, Jugend, Dritte LM Luftgewehr.
Lars Beckefeld, Jugend, Vizelandesmeister Luftgewehr; Carina Endler, Jugend, Landesmeisterin Luftpistole, Dritte DM Luftpistole, Teilnahme DM Sportpistole; Pirrko Endler, Jugend, Landesmeisterin Luftgewehr Dreistellung, Teilnahme DM Luftgewehr Dreistellung, Landesmeisterin Luftgewehr mit Stuhr von 1912, Deutsche Vizemeisterin Luftgewehr mit Stuhr von 1912; Malte Erdmann, Jugend, Dritter LM Luftgewehr.
Proklamation des "Vize" Michael Moritz zum Schützenkönig durch den 1. Vorsitzenden Peter Schiebahn (rechts stehend) vor dem vereinseigenen Schießstand.