Paul Athmann
Die Korbinsel hat ihren Namen von einer alten Grenzbefestigung Bremens, die „Zum Korbe“ hieß. Hier wurden korbartige Weidengeflechte zur Befestigung der Schanze verwendet. 236 Im Bereich des Korbhauses gab es seit dem 16. Jahrhundert Streitigkeiten mit dem Amt Syke über den Grenzverlauf.
Die Korbinsel liegt heute auf Weyher Gebiet. Dies hat die Gemeinde dem kämpferischen Einsatz eines streitbaren hannoverschen „Intendanten“ zu verdanken, der allerdings damals noch im
Amt Achim beheimatet war: 237
Foto: Korbinsel 2006; P. Athmann
Karte der Korbinselbildung - s. [Freese, 1991])
Die Insel hat sich im 18.Jahrhundert aus einer Sandbank entwickelt. Als sie von der Flut nicht mehr überspült wird, nimmt Bremen sie in Besitz, denn nach altem Recht gehört sie demjenigen, dessen Territorium sie am nächsten liegt. Um 1743 lässt der Bremer Gohgräfe Franz Behrens dort Weiden anpflanzen, damit sie von Korbmachern genutzt werden können. Die Körbe werden dann im nahegelegenen "Korbhaus" verkauft. 238 In diesem Hause ist auch eine Schank-Wirtschaft, die im 18. Jahrhundert als Schmuggler-Treff berüchtigt und später im 19. Jahrhundert als Ausflugslokal bekannt ist. 239 Das Haus brennt in den 1980er Jahren ab und wurde nicht wieder aufgebaut.
Gleichzeitig mit den Bremer Anpflanzungen von 1743 lässt auch der hannoversche Intendant Danckwerth dort Buschweiden anpflanzen. Das nimmt nun der Bremer Senat nicht hin und lässt sie von Tagelöhnern wieder abschneiden. Es kommt darüber zum Streit, in dem die hannoversche Seite sogar einen bremischen militärischen Akt unterstellt, da Bremer Soldaten beim Beseitigen der Weiden mitgeholfen hätten – wenn auch ohne Waffen. Hannover beruft sich darauf, dass beim Stader Vertrag von 1741 die von der Weser durchflossenen Gebiete nicht mit erfasst worden seien, während Bremen die Insel als Teil des bremischen Weserufers ansieht.
Die Korbinsel bleibt Streitgegenstand zwischen Bremen und Hannover bis zu einer Grenzregulierung im Jahre 1823, als sie Hannover zugesprochen wird.
1859 wird die Zuständigkeit für die Insel vom Amtsgericht Achim auf das Amtsgericht in Syke umgelegt. 240 Die Korbinsel ist damit auch Teil des Ortes
Dreye bzw. der Gemeinde Kirchweyhe geworden.
Landesaufnahme von 1773 241: Die Korbinsel hat sich als ein großer Werder herausgebildet. Nach der Kurhannoverschen Darstellung liegt sie auf hannoverschem Gebiet, da damals Hemelingen(„Hemelen“) noch zu Kurhannover gehörte. Die Insel ist schon als durchgängige Sandbank gezeichnet, während sie auf einem Plan von 1750 noch aus zwei Sandbänken bestand.
Die Korbinsel auf einem Plan von 1819 aus dem Staatsarchiv Stade 242 An einer Seite ist der schmale Seitenarm schon abgedammt gezeichnet - zur „Coupirung des linken Weserarms“. Der Werder wird mit „herrschaftliche Insel beym Korbe“ bezeichnet. Auf einer ähnlichen Karte aus demselben Jahr heißt sie aber „Korbinsel“. Dort ist auch eine Verengung des Seitenarms auf der anderen Seite angedeutet.
Um 1900 ist der südliche Damm schon sehr viel breiter geworden. Im Norden ist die Abdammung ebenfalls erfolgt. Über die „Insel“ führt ein Weg – wohl der ehemalige Leinenpfad. Die nördliche
Abdammung wird später wieder geöffnet, um einen kleinen Hafen für Freizeitboote anzulegen.
Landesaufnahme von 1900: Ausschnitt
Korbinsel
1886 wird die Korbinsel (8,1 ha) als „domänenfiskalisches Grundstück“ verpachtet, zusammen mit dem Blauen Werder sowie der Fischerei in der Weser, in der Ochtum und im Rieder See. Es handelt sich wohl um die Berechtigung zum Weidenschneiden und zur Nutzung als Kuhweide. Interessenten sollen sich im Eggerschen Gasthaus zu Dreye einfinden , d.h. im „Krug zum grünen Kranze“. 243
An der Korbinsel liegt heute auch ein kleiner Bremer Jachthafen des Wassersportvereins "Hanse Kogge" in dem jetzt toten Nebenarm. Die Insel ist zur Halbinsel geworden und gehört zur Gemeinde Weyhe. Sie ist seit 1977 als Landschaftsschutzgebiet DH-66 ausgewiesen.
DH-66: Korbinsel 67,0 Weyhe (3): Schutz und Erhalt einer landwirtschaftlich als Grünlandfläche genutzten Halbinsel an der Weser als Lebensraum für insbes. Rast- u. Brutvögel. Großflächige Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung; Anlage von Blänken; Stoffeinträge; angrenzend starke freizeitliche Aktivitäten (Hafen) 212
Foto: P- Athmann 2006
2009 führt ein Bebauungsplan Bremens („Deichland“) auf der linken Weserseite gegenüber der Insel, in Habenhausen, zur Planung von Ausgleichsmaßnahmen auf der Korbinsel. Dazu sollen eine neue Gewässerfläche mit einer flachen Uferzone angelegt und Anpflanzungen vorgenommen werden.
2012 erfolgen die Arbeiten zur Anlage der Biotope auf der Korbinsel und dem Blauen Werder.
[Fotos: Gerbracht – Weserkurier]
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