4.7.8.2.9 Die Hördener Schule

Geschichtsgruppe Weyhe

P. Athmann 

Weyhe, Januar 2022

 

Lage: Leester Straße 139, ehemals Hörden 26 (heute: Abwasserverband)

Alte Mühlen-Schule: Hörden 24 / 28 (Am Mühlbach 15/17) ?

 

Die Mühlen-Schule

Ab wann und wo die sogenannte Mühlenschule in Hörden gestanden hat, ist nicht gesichert. Die Hördener Schule wurde von der „Hauptschule“, auch „Küsterschule“ oder „Meßdor – Schule“ im Ort Leeste (an der Kirche) unterschieden.

 

Den frühesten Nachweis gibt ein Visitations-Protokoll 125 aus dem Jahre 1736, in dem auch der Lehrer („Schuellmeister“) Johann Hinrich Müller erwähnt wird.

 

Dass die Schule ungenügend ausgestattet war, beklagt ein Protokoll der Visitation 126 aus dem Jahr 1753, in dem es heißt: 127 „bringet der Schulmeister Cramer vor: Es wäre ehemals bei Anlegung der Schule accordiret worden, daß die 42 Haußwirthe, so zur Leester-Mühlen-Schule gehörten, dem Schuel Meister vor das Winter Schuel-Halten 24 rthtl jähr[lich] geben sollten. Nun aber wäre der Mühlen-Schuel District so voller Häußler […] so daß er beynahe 80 Kinder jetzo […] informieren müste.“

 

Kirchenvisitation 1756:128 „Das Mühlen Schuel Hauß ist nun einiger maßen in Stand gesetzet.“

In der Leester Schulchronik wird die Schule ab 1769 erwähnt.129

 

Für 1794 existiert eine Aufstellung der Anzahl von Hausstellen und Häuslern in den einzelnen „Schul-Districten“ von Leeste, darin auch eine Liste der Einwohner deren Kinder zur Mühlenschule in Hörden gehen.130

  • Schul-District Leeste: 80 + 64 Häusler aus Leeste, 5 + 2 Häuslerfamilien aus Angelse, 14+18  Häuslerfamilien aus Hagen und Schlade, 16 + 7 Häuslerfamilien aus Melchiorshausen, in Summe 121 Stellen + 91 Häusler, also 212 Familien.
  • Mühlen-Schul-District: 32 Stellen und 34 Häusler aus dem Ort Leeste, 11 Stellen und 9 Häuslerfamilien aus Hörden, in Summe 43 Stellen und 43 Häuslerfamilien. Insgesamt kamen daher Schulkinder aus 86 Familien zur Hördener Mühlenschule.

Die Liste ist unterschrieben von Lehrer Schröder. Da bei der Schulvisitation im Jahre 1800 der Lehrer Schröder schon 6 Jahre an der Schule ist, hat er vermutlich bei seinem Antritt die Liste erstellt.

 

1798 wird bei der Visitation die Anzahl der Schüler registriert: 131 71 Schulkinder an der Mühlenschule, 182 in der Meßthor-Schule und 67 in der Erichshofer Schule.

 

Bei der Schul-Visitation wird am 24.9.1800 festgestellt: „das Mühlen Schulhauß sehr schlecht“132 Und auch schon 1753 wird über den schlechten Zustand im Schulprotokoll geklagt:

 

„Daß das Mühlen-Schuel-Hauß Feuer Gefährlich sey, maßen bey dem Feuer Heerd der Boden nicht festgemachet sey, nachdem man dieses in Augenschein genommen wird insbesondere denen Feuergeschworenen ernst[lich] aufgegeben, ihren Aid und Pflicht nach zu betreiben, daß der Boden beym Feuerherde auf beyden Seiten gewellert, auch sonst im hause alles so eingerichtet werden möge, daß eine feuersgefahr nicht zu befürchten sey […]. Klaget der Schuel-Meister Cramer, daß der Fußboden, sowohl in der Schuele alß Wohnstube des Mühlen-Schuelhauses so beschaffen und wegen der niedrigen Lage des Hauses so feucht sei, daß nicht nur seine Sache darin verdürben, sondern auch er sowoll als die Schulkinder ohne Schaden der Gesundheit darinn sich nicht aufhalten könnten, […] folglich […] dem Geschworenen Otto Meyer ingleichen Albert Dreier wie auch Henrich Pundsack aufgegeben, der Gemeinde zu deuten, daß sie gemeldete Stube noch vor dem Winter mit Fußboden von Holtz oder Steinen versehen sollten. […] 133

 

Bei den Visitationen 1819/20 bzw. 1844/45 hat die Schule 89 bzw. 81 Schüler/innen.

 

Das Brandkassenkataster von 1753 gibt einen Hinweis auf die Lage der Mühlenschule: Im Jahr 1803 ist unter der Nummer 174 eingetragen: „Die alte Mühlenschule nc Hinrich Stahmann und Consorten“. Damit könnte sie in Stahmanns Haus oder doch auf Stahmanns Grundstück gestanden haben.

 

Das Schulhaus könnte damit an der heutigen Straße „Am Mühlbach“ gelegen haben. Das Haus gehörte (nach Boyer) 1794 Heinrich Stahmann. Johann Heinrich Pestrup war Pächter der Stelle und hatte Heinrichs Tochter Anna (Gesche?) Stahmann geheiratet. Da das Haus auf der Karte von 1872 als Doppelhaus gezeichnet ist, das auf den Stellen 28 und 24 liegt, ist eine solche Situation auch schon für 1794 oder früher denkbar: Eine Hälfte des Hauses ist Schule, in der anderen Hälfte wohnt die Familie Pestrup.

 

1828 ist auf der Karte der Teilung des Hillersbruchs auch die „Schule zu Leeste“ eingezeichnet.134 Die Lage westlich des Weg neben dem Mühlenbach (heute: „Am Mühlbach“), oberhalb der Abzweigung von diesem Weg, auch oberhalb von „Schmidt und Pestrop“ sowie gegenüber von Heinrich Eilers kann eigentlich nur das Haus von Stahmann sein.

 

1811, zur Zeit der Franzosen-Herrschaft, ist in der Liste der Eigentümer und Bewohner der Stelle Hörden 24 eingetragen: „Joh.Heinr.Pestrup und Stahmann, Compagnie; Mühlen Schulgebäude, Schullehrer Schröder“135

Außerdem deutet auch der ehemalige Name „Schulweg“ der heutigen Straße „Am Mühlbach“ auf die Lage der Schule hin: Der seit 1952 vergebene Name wurde 1974 mit dem Zusammenschluss der Gemeinden Kirchweyhe, Sudweyhe und Leeste geändert.136

1872 sind die beiden Häuser der Stellen 24 und 28 als Doppelhaus gezeichnet. Das Haus Hö 24 war um 1810 im Besitz von Hinrich Stahmann. Aller Wahrscheinlichkeit nach war das andere Haus die Mühlenschule.137

Foto der Stelle Hö 28 (Am Mühlbach 15) im Jahr 2021. 138

Die 3D-Darstellung bei Google139 zeigt die beiden Häuser am Mühlbach im Jahr 2016

 

Die nebenstehende Tabelle zeigt die von Schröder im Jahr 1794 aufgestellte Liste der im Schulbezirk liegenden Hausstellen ohne die Häusler140. Einige Namen sind geschrieben wie man sie wohl mündlich ausgesprochen hat (z.B. Schwehers, Schlähen)

 

Die Original-Liste enthält auch die Namen der 43 Häusler, von denen 9 aus Hörden kommen – mit 6 Schulkindern.


Der von Lehrer Schröder aufgestellte Stärke-Nachweis enthält neben den Schülern auch die Namen der Eltern sowie eine Zuordnung, aus welchem Ortsteil sie kommen. Auch die „Qualität“ (Klasse) der Hofstelle war eine wichtige Information.

 

Es kamen 28 Schulkinder aus Häuslerstellen, 21 aus Brink-sitzerstellen, und 26 aus Meier- und Kötnerstelle, zusammen 75 Schulkinder.

 


Das Schulhaus der Mühlen-Schule wird 1836 auf gemeinde-eigenem Grund neu gebaut, mit einem Klassenraum und zwei Wohnungen für Lehrer.141

Auf der Karte von 1872 ist die Lage der Hördener Schule eingezeichnet: Zwischen den Straßen „In der Grämme“, „Leester Str.“, „Am Mühlbach“ und dem Mühlenteich wird 1836 der Neubau der „Mühlenschule“ errichtet. 142

Schon 1909 muss der Abriss auch dieser Schule erfolgen, und ein erneuter Neubau ersetzt die wieder zu klein gewordene Schule:

  • 1878 vermacht der verstorbene Halbmeier Albert Frese der Schule einen Betrag von 900 Mark.143
  • 1880 wird das alte Hördener Schulhaus, das „sehr beschränkte Räume hatte und an vielen Stellen

reparaturbedürftig geworden war“, nach einem Antrag des Hördener Lehrers Meyer umgebaut und dabei verlängert. Die Arbeiten führte Zimmermeister C. Dunkhase, Hagen, durch.

 

Dann wird beschlossen, dass ein Neubau für die Mühlen – Schule in Hörden errichtet werden soll:


Am 26. April 1904 wird das alte Schulhaus zum Verkauf angeboten.

 

1906 wird das „Projekt zum Schulausbau in Hörden“ durch die Königl. Regierung in Hannover genehmigt . Schon 1909 beschließt der der Schulvorstand von Hörden einen Erweiterungsbau mit zwei Klassenräumen (s. Syker Zeitung v. 24.4.1909).

 

1912 ist ein Schulneubau fertiggestellt.144 Die Lage des Schulgebäudes wurde von Karl Hahn nachträglich in die Flurkarte von 1872 eingezeichnet. 145

Die neue Schule im Juni 1926, mit Girlanden geschmückt zur Sedansfeier, als der Kriegerverein sein 50-jähriges Bestehen feiert.146

 

Die Hördener und die Leester Schule werden 1925 zu einem „Schulverband“ vereinigt. Damit werden in ganz Leeste 8 Klassen von 8 Lehrern unterrichtet (ca. 360 Schüler), mit 2 Klassen davon in Hörden.147

Die Hördener Schule im Jahr 1925. Links das Geschäftshaus von Erwin Meyer.148

 

Eine Hördener Schulklasse im Jahre 1920 mit Lehrer Heider. Er war nur 2 Jahre in Hörden, bevor er dann 1922 zur Schule in der Sudweyher Heide wechselte.

Eine weitere Schulklasse aus Hörden 1922 mit Lehrer Heider.149

Das Foto einer Ersten Schulklasse in Hörden150 zeigt 31 Schüler und Schülerinnen zu Weihnachten 1924. Vermutlich ist der Lehrer der Klasse Herr Osterloh, der in dieser Zeit an der Hördener Schule als Erster Lehrer tätig ist.

Die tapferen Germa-nen der Winterson-nenwende-Feier 1924

Die Rückseite des Fotos zeigt, dass sie an Karl Ahrens in Hörden adressiert war, vermutlich der Vater des „W. Ahrens“, eines der abgebildeten Germanen.151

Eine weitere Hördener Schulklasse, leider ohne Jahresangabe.152

 

Aus der Leester Schulchronik:

28. Juni 34 Lt. Schulvorstandsbeschluß wurden 287,50 M für Anschaffung von Lehrmittel bewilligt zur freien Verfg. des Schulleiters. – Anstrich aller Fenster u. Türen an allen Schulen genehmigt, Einfr. in Leeste erneuert, 10 Schornst. in Hörden u. Melch. aufgemauert. Es geht vorwärts!

 

Seit 1937 oder 1938, nach Eröffnung der neuen Grundschule in Leeste findet der Unterricht dort statt.

Ab 1952 werden in den Klassenräumen der Hördener Schule Wohnungen für Heimatvertriebene eingerichtet.

 

1959 wohnen keine Lehrer mehr in den Lehrerwohnungen in Hörden.

 

1968 wird der Abwasserverband Stuhr/Weyhe auf dem Schulplatz neu errichtet.153

 

Die Schule bleibt noch während der Bauphase erhalten. Der Abwasserverband war 1966 von den beiden Nachbargemeinden gegründet worden, um den Anschluss der Schmutzwasserkanäle an das Netz in Bremen und damit an das Klärwerk in Seehausen zu realisieren und zu finanzieren. Der anhaltende Bauboom in beiden Gemeinden zwang zu einer neuen Lösung des Abwasserproblems.

 

1968 sind die Bauarbeiten an der Brinkumer Straße in vollem Gange. 154

 

1970 ist die Politische Gemeinde der Eigentümer der Schule Hörden. Sie kann daher auch über den Abriss verfügen.

 

Das Schulgebäude wird bis 1975 abgebrochen. Das Geschäftshaus von Erwin Meyer bleibt aber erhalten.155


Belegung der Lehrerwohnungen (Hörden 26 / Leester Str. 139)

1852 Otersen, Friedrich, Lehrer 27 J; Mattilde, Ehefrau 27 J; Johanna, Tochter 1 J; Otersen, Maria, Dienstmagd 15 J;

1855: Otersen, Friedrich, Lehrer 31 J; Matilde geb. Raune, Ehefrau 31 J; Johanna, Tochter 4 J; Heinrich, Sohn 3 J; Heiermann, Betti,

 

1858: Otersen, Friedrich, Lehrer 33 J; Matilde geb. Raune, Ehefrau 33 J; Johanna, Tochter 7 J; Heinrich, Sohn 6 J; Hüdepohl, Heinrich, Unterlehrer 16 J;

1861 Meyer, Hermann, Schullehrer 35 J; Meta, Ehefrau 30 J; Friedrich, Sohn 1 J;

1911 Osterloh, Lehrer; Ocker, Frl. Lehrerin

1927 Büsig, Wilhelm, Lehrer; Majorow, Dora, Witwe; Salzmann, Adele, Schwester; Möller, Karl, Lehrer

1940 Wöbking, Frieda, Lehrerin; Wöhrmann, Erna, Schwester; Hemme, Friedrich, Lehrer

1952 Maslack, Johannes, Lehrer; Schleede, Heinr., kfm. Ang.; Schierenbeck, Irmgard; Richter, Kurt, Ang.; Wöbking, Frieda, Lehrerin;

Plomplun, Minna; Biedermann, Ida; Münch, Käthe, Köchin; Borchert, Friedr., Eisenb.; Eggers, Wilma

1959 Ekkert, Günter, Zugschaffner; Sobotzky, Paul, Schloss.; Grampler, Bruno, Arb.; Biedermann, Ida; Münch, Käthe, Köchin; Eggers,

Wilma, Rentnerin

1970 Politische Gemeinde; Schule Hörden ; Abwasserverband Stuhr/ Weyhe (Eigentümer)

Der Abwasserverband Stuhr-Weyhe am Platz der Hördener Schule (2020) 156

 

Lehrer an der Schule in Hörden 157