4.7.8.1 Der Leester Ortsteil Hagen
4.7.8.1.1 Lage und Namensursprung von Hagen
4.7.8.1.2 Die Entwicklung der Einwohnerzahlen in Hagen
4.7.8.1.3 Hagener Hofstellen 1-12
4.7.8.1.3 Hagener Hofstellen 13-43
4.7.8.1.3 Hagener Hofstellen 44 - Lage der Hofstellen
4.7.8.1.3.1 Der Hof Hagen 2: Schierenbeck
4.7.8.1.3.2 Der Hof Hagen 3: Rose
4.7.8.1.4 Gewerbe auf dem Hagen
4.7.8.1.5 Stromversorgung auf dem Hagen
4.7.8.1.6 Hagen im Ersten Weltkrieg
4.7.8.1.7 Hagen im Zweiten Weltkrieg
4.7.8.1.7.1 Kriegsvorbereitungen
4.7.8.1.7.2 Kriegstote aus Hagen im 2. Weltkrieg
4.7.8.1.7.3 Bombentreffer und Kriegshandlungen
4.7.8.1.7.4 Das Zwangsarbeiter-Lager Hagen der Organisation Todt
Anmerkungen zu 4.7.8.1
4.7.8.1 Der Leester Ortsteil Hagen
4.7.8.1.1 Lage und Namensursprung von Hagen
Der ehemaliger Leester Ortsteil Hagen ist im Norden begrenzt durch die Stadt Bremen und den Ortsteil Leeste (ehemalig „Dorf Leeste“), im Osten durch Kirchweyhe, im Süden und Westen durch Leeste.
Ortsplan Leeste (ca. 1960) mit eingezeichneter Ortsteilgrenze von Hagen. Die Nummern bezeichnen die Lage der Hagener Hausstellen.
Ortsname: Hagen
Ersterwähnung:
1300 : Güter der Bruchhauser Grafen 1
Namensursprung:
Hagen (Haghen): Gebüsch, Einfriedung, (umzäunter) Wald Später: dort angelegte Rodesiedlungen, die nach dem sog. 'Hägerrecht' vergeben wurden. 2
1824 hat Hagen 8 Häuser(?). 1885 hat Hagen 47 Häuser mit 310 Einwohnern und gehört zu Leeste. 3
In Leeste und in früheren Zeiten auch im Amt Syke wohnte man nicht „in Hagen“, sondern „auf dem Hagen“. Im 18. Jahrhundert wurde allerdings „beym Hagen“ verwendet.3a
Weiterer Ortsname: Schlade
Ersterwähnung:
1773: Schlahe
Namensursprung:
von Schlag ? von Schlehdorn ? von Schlatt ?
"Schladen geht auf das mittelniederdeutsche Wort "slât? zurück, das eine moorige Vertiefung oder einen sumpfigen Ort zwischen zwei Berghängen bedeutet. Die heute häufigste Namensvariante "Schlade" hat ihr Hauptverbreitungsgebiet in Nordhessen und ist eine Vertiefung zwischen zwei Bergen, ein Wiesengehängetal mit feuchtem Wiesengrund."4
in der Nähe gab es mehrere Schlatts (Weißes Moor; heute Spielplatz zw. Hauptstraße und Stauffenbergstr.; nach Norden im Leester Bruch)
Der Ausschnitt der Leester Zehnt-länderkarte von 1746 5 zeigt auch die Lage einiger Höfe von Hagen: Zwischen der Hauptstraße („Weg nach Weyhe“) und den Ge-meinheiten im Norden liegen nordöstlich der Gewässer “Stah-manns Mohr“ und „Hagen-Mohr“ (= Mittelmanns-Moor?) 12 Häuser.
4.7.8.1.2 Die Entwicklung der Einwohnerzahlen in Hagen
Schon früh wurde in Hagen gesiedelt: Ein Fund aus dem Jahr 1924 deutet auf erste Bewohner um 1000 v.Chr. (Bronzezeit) hin.6 Aus der Völkerwanderungszeit wurden in Hagen eine Perlenkette und ein Gräberfeld mit Helm, Pferdetrense und Lanzenspitze gefunden.7a
Bronzezeitliche Urne aus Hagen
Leichenbrand aus der Eisenzeit: Fundort Hagen [Foto: Landesmuseum Hannover]
Perlenkette aus der Völkerwanderungszeit, Fundort Hagen
Lanzenspitzen und Pferdetrense aus volkerwanderungs-zeitlichen Gräberfeld Hagen [Fotos: Landesmusem Hannover]
Funde aus völkerwanderungszeitlichem Gräberfeld bei Leeste (Hagen). Schildbuckel und dazugehörige Nägel, Gürtelschnalle, Feuerschlageisen mit angerostetem Flintstein, Lanzenspitze, Pferdetrense 8
Von einem weiteren Fund berichtet der Leester Konrektor i.R. Hermann Koch im Jahr 1964: Bei Erdarbeiten im Schlade am Weißen Moor seien 6-8 Urnen mit Knochenresten gefunden worden. Über Alter und Aussehen wird leider nichts berichtet.9
Leeste, 12 Dezbr. (Urnenfund)
In voriger Woche wurden hier hinter der Landwehrschen Mühle bei Erdarbeiten, die zwecks Trockenlegung des dort gelegenen sogenannten Trafimenischen Sees vorgenommen werden, altertümliche Urnen
gefunden. Bis jetzt sind hier vier Urnen zu Tage gefördert, die zweifellos einige tausend Jahre dort gelagert haben und mit Asche und Knochen gefüllt waren. Auf dem erhöhten Gelände hat sich also
vor uralten Zeiten ein Begräbnisplatz befunden; die größte unter den Urnen, die im Freeseschen Hause besichtigt werden können, weist an ihrer Außenseite eigentümliche Striche auf, die vielleicht
ein Spezialgelehrter zu entziffern vermag. Hoffentlich erfüllt sich die Hoffnung, daß noch viele Urnen gefunden und in unzerbrochenem Zustande ans Tageslicht gefördert werden.
(Quelle: Allgemeiner Anzeiger vom 12. Dezember
1923) 11
Leeste, 24. Dez. (Urnenfund.)
Die Hoffnung, daß sich noch weitere Urnen östlich von dem Landwehrschen Mühlen- und Sägewerk finden würden, hat sich bestätigt. Es sind dort bis jetzt 6 große und 8 kleine Urnen gefunden worden.
Die umfangreichste derselben hat einen Durchmesser von 0,16 m und eine Höhe von 0,18 m; sie ist gefüllt mit Knochenresten und Asche. Auch befanden sich in denselben kleinere Vasen; bei der
zweitgrößten Urne beträgt die Höhe0,16 m, der Durchmesser nicht ganz 0,10 m. Beide sind gut erhalten; bei dieser letzteren sind auch kleinere Vasen gefunden, doch nicht in der Urne, sondern
außerhalb ihrer Umkreises. Schade, daß die tönernen Gebilde uns nicht erzählen können, aus der grauen Vorzeit, in der sie 1 m tief in die Erde gesenkt wurden, als Behälter der irdischen Hülle des
staubgeborenen und zu Staub wieder werdenden Menschengeschlechtes.
(Quelle: Allgemeiner Anzeiger vom 25. Dezember
1923)
Im Landesmuseum Hannover ist eine Urne aus der römischen Kaiserzeit vorhanden, die 1925 in Leeste gefunden wurden. Es könnte sich dabei um den Fund im Schlade oder um einen Anschlußfund handeln.
Unter den Bruchhauser Grafen wird um 1300 Hagen als Ort neben Leeste in der Grafschaft Altbruchhausen aufgeführt, und zwar unter den Gütern des Grafen Ludolf II. von Oldenburg. 11 Um 1350 hat Alradus Clencock die Gerichtsbarkeit in Hagen. 12 Im 16. und 17. Jahrhundert taucht diese Ortsbezeichnung aber nicht mehr auf.
Hagen ist als eigenständige Ortschaft aber wohl erst wieder im 18. Jahrhundert entstanden. 1858 wird die Bauerschaft bzw. das Dorf Leeste mit den Bauerschaften Angelse, Hagen und Hörden sowie der Ortschaft Melchiorshausen zur Landgemeinde Leeste zusammen gelegt. Aber auch danach wird Hagen als Ortsteil in der Gemeinde Leeste behandelt. Die Hagener Stellen werden weiterhin mit Hagener Nummer geführt.
Im 19. Jahrhundert entstehen in Hagen 10 weitere Anbauerstellen, meist durch den Kauf kleiner Grundstücke von Leester Hofstellen.
Bis 1945 gibt es nur ein sehr moderates Wachstum. Nach dem 2. Weltkrieg kommen bis 1960 über die Vertriebenen und Flüchtlinge viele neue Häuser hinzu, ohne allerdings verdichtete Siedlungen zu bilden. Der allgemeine Zuzug in die Gemeinde Weyhe bringt ab 1974 dann aber weitere Siedlungen (Schlade, Hagener Straße), wobei dies schon geschieht, als Hagen kein offizieller Ortsteil mehr ist.
1974 wird die Gemeinde Leeste und damit Hagen mit Kirchweyhe und Sudweyhe zur Gemeinde Weyhe zusammen gelegt. Die Anzahl der Einwohner in Hagen ab 1974 ist nicht bekannt, da die Statistik der Gemeinde Weyhe die Zahl für Hagen nicht mehr ausweist, sondern nur noch die Gesamtzahl für den Weyher Ortsteil Leeste, der Hörden, Hagen und Angelse mit umfasst.
Wie in einem Artikel des Weserkuriers mitgeteilt wird, sind vom Rat der Gemeinde Weyhe 1976 wieder die alten Ortsbezeichnungen Erichshof, Lahausen, Ahausen, Dreye, Melchiorshausen und Jeebel zugelassen worden - neben den alten Gemeindenamen Kirchweyhe,Sudweyhe und Leeste. Die drei ehemaligen Orsteile von Leeste (Angelse, Hagen, Hörden) fielen dabei weg mit der Begründung, dass diese bereits „derartig in die Leester und Erichshofer Bebauung eingeschlossen“ seien, dass „eine separate Bezeichnung wenig Sinn habe“.13
Jahr
1773
1813
1821
1823
1824
1848
1854
1863
1890
1895
1885
1925
1940
1970
2012
Häuser
9
26
26
8 ?
27
32
28+Häusl
54
43
47
68
138
Einwohner
103
193
193
201
310
326
426
Bemerkung/Quelle
[Kurhannoversche Landesaufnahme 1773] „beim Hagen“
[Stat. Jahrbuch f. d. Departement Wesermündung 1813; van Halem, 1813]
(Paul, 1929)
[Statist. Repertorium über d. Königreich Hann., Joh.G.L.W.D. Ubbelohde, 1823]]
[Gade 1901] S. 141
[Qu: Statistisches Handbuch für das Königreich Hannover, Harseim/Schlüter, 1848]
Kirchenvisitation 1854 [LkAH A9 Nr. 1413]
[Geschlossen aus der Nummernvergabe in den Häuserlisten]
Kirchenvisitation 1890 [LkAH A9 Nr. 1414] S. 24ff
[AGW, Häuserliste 1860-1895]
[Qu: Gade 1901] S. 141
(Paul, 1929)
[Adressbuch der Grafschaft Hoya 1940] 68 = höchste Stellennummer
Abgeleitet von höchster Stellennummer in den Einwohner-Listen (s. Häuserliste_Leeste 1815…2000.xls – K.Hahn)
[Müllers großes deutsches Ortsbuch, 2012, S. 507]
Will man den Kern von Hagen festlegen, so ist er wohl am Rande der Marsch und des Weyher (Leester) Bruchs zu suchen. Damit sind die Höfe am Weidufer, am Hagendamm und an der Hagener Straße die ersten Kandidaten. Aber auch in Schlade am Rande des Bruchgebietes könnten schon sehr frühe Hofgründungen vorgekommen sein.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden für die Vertriebenen und Flüchtlinge die Häuser an der Schnellewalder Straße gebaut, in den 1960er Jahren dann die kleinen Siedlungen am Ortfeld, am Hagendamm und in Schlade. In den 1980er und 1990er Jahren erweiterten die Häuser an der Geschwister-Scholl-Straße und Neubauten in Schlade die bestehenden Bebauungen.
1995: Ziel des Bebauungsplans „Hagener Straße“ ist die „Arron-dierung bestehender Wohnbau-flächen“
Luftbild eines Teils von Hagen 1995 (Wilfried Meyer): Im Foto unten zweigt die Straße „Schlader Weg“ nach links ab. Dort beginnt der ehemalige Ortsteil Hagen der Landgemeinde Leeste. Am linken Bildrand sind Häuser „Am Weißen Moor“ und „Schlade“ zu sehen. Der Name der Straße „Am Weißen Moor“ zeigt die Lage des ehemaligen Schlatts „Weißes Moor“ an: Es lag etwa in der unteren Linken Ecke des Bildes. Die Straße „Schlade“ führt zum Rathaus, das auf der Grenze zu Lahausen liegt. Dort liegen einige der alten Höfe. In Alleinlage am linken Bildrand der Hof Hagen 17 (heute Enders, Schlade 25). Im oberen Drittel ist die Zentral Sportanlage (ZSA) zu sehen und das Weyher Rathaus. Gegenüber dem Rathaus liegt das Gasthaus „Meyer-Lankenau“. Die Hauptstraße (früher: Kirchweyher Landstraße) bildet die Grenze zum „Dorf“ Leeste. Die Gastwirtschaft „Meyer-Lankenau gegenüber dem Rathaus gehört noch zu Hagen. Sie liegt an der Grenze zu Lahausen und Leeste-Dorf. Folgt man der Linie Rathaus-Gastwirtschaft, so kommt man zum Hof Rumpsfelde, der schon zu Lahausen gerechnet wird. In der Bildmitte, an der Hauptstraße, liegt der Neubau des Ärztezentrums „Hauptstr. 55“.
Auf dem Luftbild fehlt der Teil Hagens am Weidufer, am Ortfeld und an der Hagener Straße. Dieser ist auf einem früheren Luftbild von Wilfried Meyer festgehalten.
Dieses Luftbild von Wilfried Meyer aus dem Jahr 1988 ist mit entgegengesetzter Blickrichtung nach Westen aufgenommen worden: Im Vordergrund die Hauptstraße in Höhe der Rumpsfelder Heide (links wird gerade das Baugebiet an der Meyerstraße bebaut). Rechts der Hauptstraße liegt Hagen: Der Ausschnitt zeigt das gerade eingerichtete Neubaugebiet an der „Geschwister-Scholl-Straße“ über „Am Schlader Weg“, die Mühle von Dietrich Landwehr bis zum Leester Friedhof und der KGS Leeste (am linken oberen Bildrand). Vom Friedhof führt die Hagener Straße zum Weidufer bzw. zum Rand der Leester Marsch (oberer rechter Bildrand).
Anders als z.B. die ehemaligen Leester Ortsteile Melchiorshausen und Erichshof hat Hagen (wie Angelse und Hörden) keine eigene Schule und auch keine eigenen Schützenvereine, Sport-Vereine oder Feuerwehr. Hagener Einwohner waren und sind im TSV Leeste aktiv, im Schützenverein Leeste oder in der Feuerwehr Leeste. Die Kinder gingen entweder nach Hörden zur dortigen Mühlenschule oder nach Leeste zur dortigen „Hauptschule“. Heute sind sie dem Schulbezirk der Leester Grundschule zugeordnet.
Adressbuch des Kreises Grafschaft Hoya von 1936: Die Hagener Hofstellen sind unter Leeste separat gelistet.
4.7.8.1 Der Leester Ortsteil Hagen
4.7.8.1.1 Lage und Namensursprung von Hagen
4.7.8.1.2 Die Entwicklung der Einwohnerzahlen in Hagen
4.7.8.1.3 Hagener Hofstellen 1-12
4.7.8.1.3 Hagener Hofstellen 13-43
4.7.8.1.3 Hagener Hofstellen 44 - Lage der Hofstellen
4.7.8.1.3.1 Der Hof Hagen 2: Schierenbeck
4.7.8.1.3.2 Der Hof Hagen 3: Rose
4.7.8.1.4 Gewerbe auf dem Hagen
4.7.8.1.5 Stromversorgung auf dem Hagen
4.7.8.1.6 Hagen im Ersten Weltkrieg
4.7.8.1.7 Hagen im Zweiten Weltkrieg
4.7.8.1.7.1 Kriegsvorbereitungen
4.7.8.1.7.2 Kriegstote aus Hagen im 2. Weltkrieg
4.7.8.1.7.3 Bombentreffer und Kriegshandlungen
4.7.8.1.7.4 Das Zwangsarbeiter-Lager Hagen der Organisation Todt